MEINUNG

Bezahlen für mein ehrenamtliches Engagement? Soweit kommt das noch...

Anzeige

Die Jugend ist die Zukunft der Kirche. Daran hat Franziska Amélie Timm Zweifel, wenn sie an ihre Gemeinde denkt.

Im Januar 2025 ist die Pfarrei St. Liudger auf Messdienerfahrt gefahren, die erste Fahrt, bei der die Leiter*innen für ihr Ehrenamt bezahlen mussten. Diese zehn Euro (!) sorgen allerdings nicht dafür, dass die Kirche ihre Miesen wieder reinbekommt – nein, diese zehn Euro verderben vielen Leiter*innen den Spaß an der freiwilligen Arbeit und reduzieren die Bereitschaft für das Ehrenamt – Rechnung statt Wertschätzung?

Kann die Kirche so überleben oder vergrault sie auf diese Weise ihre letzten treuen Mitglieder?

Die Kirche hat traditionell eine wichtige Rolle in der sozialen Entwicklung und kulturellen Bildung junger Menschen gespielt. Viele Gemeinden bieten Jugendgruppen, Freizeitaktivitäten und Bildungsangebote an, die nicht nur spirituelle Aspekte abdecken, sondern auch soziale Kompetenzen fördern. Ursprünglich geht aus dem Haushaltsplan vieler Kirchen hervor, dass auch ein signifikanter Teil des Budgets für die Jugendarbeit vorgesehen ist. Allerdings gaben, laut Erhebung der Deutschen Bischofskonferenz im Jahr 2022, 50 Prozent der Bistümer an, dass sie ihre Finanzierung für die Jugendarbeit reduzieren mussten.

Zukunft gestrichen?

Die Autorin
Franziska Amélie Timm ist 16 Jahre alt und kommt aus Münster-Albachten. Sie ist Schülerin des Bischöflichen Mädchengymnasiums Marienschule Münster und engagiert sich bei den Messdienern und der KjG in der Gemeinde St. Ludgerus.

Für mich war diese Reduzierung des Budgets für die Jugendarbeit immer weit weg, da wir sie nicht direkt gespürt haben – bis zur Messdienerfahrt 2025. Einige Leiter*innen unserer Pfarrei wollen die Fahrt nicht mehr begleiten, wenn sie bezahlen müssen – aus meiner Sicht total verständlich. Ich meine: Wo sonst bezahlt man für seine ehrenamtliche Arbeit?

Dass diese Budgetkürzungen auf die große Zahl der Kirchenaustritte zurückzuführen sind, ist vielen bewusst, aber warum muss man dann den Personengruppen Geld streichen, die die einzig mögliche Zukunft der Kirche sind? Es wirkt so, als wolle die Kirche sich keine Mühe geben, ihre Mitglieder zu behalten, sondern lieber dafür sorgen, mit wenigen Mitgliedern zu bestehen. Und so kommt es, dass Ehrenamtliche für ihre Arbeit zahlen müssen und Mitglieder der Kirche um Spenden gebeten werden.

Mehr Menschen gewinnen!

Wenn die Kirche die Jugend nicht begeistern kann, dann wird sie aussterben, denn auch die letzten treuen „Schäfchen“ werden feststellen, dass die Kirche sich nur um sich selbst kümmert und aufs Überleben setzt, ohne auf Verluste zu achten. 

Anstatt die Symptome ihrer Handlungen zu behandeln, sollte die Kirche die Ursache angehen und dafür sorgen, sich der modernen Zeit anzupassen, um mehr Menschen für sich zu gewinnen.

„Niemand soll dich wegen deiner Jugend geringschätzen!“, ermutigt der 1. Timotheusbrief (4,12) seinen Empfänger Timotheus. Und in der 1.500 Jahre alten Benediktsregel rät der heilige Benedikt, bei wichtigen Dingen alle Brüder anzuhören, „weil der Herr oft einem Jüngeren offenbart, was das Bessere ist“ (RB 3,3). Darum kommen in unserer Rubrik „Der junge Kommentar“ ausdrücklich Autor:innen unter 30 Jahren mit ihrer persönlichen Meinung zu einem selbst gewählten Thema zu Wort. Sie sind ein Beitrag zu einer Kirche, deren Anliegen es ist, die Zeichen der Zeit zu erkennen.

Anzeige