Campus-Gruppe der Menschenrechtsorganisation International Justice Mission (IJM)

Jura-Studierende aus Münster engagieren sich gegen Sklaverei

Die christlichen Jura-Studenten Pia Dittke und Johannes Müller engagieren sich in der Campus-Gruppe von International Justice Mission (IJM) in Münster gegen Sklaverei.

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Er ist schon länger IJM-Botschafter, sie ist gerade Botschafterin geworden. Johannes Müller und Pia Dittke engagieren sich für die International Justice Mission (Internationale Mission für Gerechtigkeit), eine christliche Menschenrechtsorganisation, die weltweit agiert. Beide sind Mitglieder von IJM-Campus, einer Hochschulgruppe in Müns­ter mit rund 35 Studierenden. Es gebe noch zwei weitere IJM-Gruppen in der Stadt,  erklärt Dittke.

„Der Schwerpunkt unserer Arbeit liegt auf der Bekämpfung von Menschenhandel und moderner Sklaverei“, erläutert sie. Als Botschafterin wolle sie aufklären, dass weltweit 40 Millionen Menschen in Sklaverei festgehalten werden. Dittke: „71 Prozent davon sind Frauen und Mädchen.“

 

Menschen werden zur Ware gemacht

 

Die 21-Jährige und der 22-Jährige haben noch etwas gemeinsam. Sie studieren beide an der Uni Münster Jura. „Sklaverei und Menschenhandel sind für mich die abscheulichsten Verbrechen überhaupt“, erklärt die Katholikin. „Den Menschen werden alle Rechte genommen. Sie werden gefangen gehalten und wie Ware benutzt.“

Johannes Müller hat von IJM das erste Mal auf einer christlichen Jugendveranstaltung gehört. „Ich glaube, dass Gott uns nach seinem Ebenbild geschafften hat“, erklärt der junge Mann, der einer freikirchlichen Gemeinde angehört. „Sklaverei ist das extremste Gegenteil davon. Sie beraubt die Menschen nicht nur aller Rechte, sondern auch ihrer Würde.“

 

Ausbeutung wider Willen

 

„Sklaverei ist die Ausbeutung eines Menschen gegen seinen Willen durch eine andere Person mit Mitteln des Zwangs“, gibt Dittke die Definition der UN-Palermo-Konvention aus dem Jahr 2000 wieder.

Bei der IJM-Arbeit in vielen Ländern Lateinamerikas, Afrikas, Asiens und seit Kurzem auch in Rumänien sei das Anliegen, Menschen aus ihrer Zwangslage zu befreien, die Täter und Täterinnen vor Gericht zu stellen und das Rechtssystem in den betroffenen Ländern nachhaltig zu verändern, sodass solche Verbrechen auf Dauer nicht mehr möglich seien oder zumindest schneller und erfolgreicher geahndet werden könnten.

 

Billigkleidung fördert Sklaverei

 

Sklaverei sei zwar weltweit geächtet und verboten, erläutert Müller. Heute würden dennoch Hundertausende von Menschen in Fabriken, Bordellen und Privathaushalten als rechtlose Arbeitskräfte verzweckt und ausgebeutet. Dittke und Müller stellen bei ihren öffentlichen Aktionen immer wieder fest, dass vielen Menschen in Deutschland überhaupt nicht klar ist, dass es heute noch Sklaven gibt und wie sie selbst dazu beitragen, indem sie etwa durch den Kauf von billiger Kleidung das inhumane Geschäftsmodell unterstützen.

An IJM gefällt Dittke, dass die Menschenrechtsorganisation dreischrittig vorgeht. „IJM arbeitet immer in Kooperation mit der jeweiligen Regierung des Landes, also mit den örtlichen Behörden, der Polizei, Justiz und Sozialarbeit“, erläutert sie. Diese Länder wollten selbst den offenkundigen systematischen Missbrauch von Menschen verhindern und rechtlich verfolgen. Ihre Rechtssysteme seien aber zumeist zu schwach dazu, das ohne Hilfe durchzusetzen, so Dittke. Müller nennt Länder wie Thailand, Uganda, Kenia, Ghana, Bolivien und Indien, die ausdrücklich diese Unterstützung suchten.

 

Under-Cover-Ermittler klären auf

 

Häufig würden verdeckte Ermittler in die jeweiligen Milieus eingeschleust, so Dittke. Mit versteckten Kameras versuchten sie, gerichtsfeste Tatbestände zu ermitteln. Sei das gelungen, führe die örtliche Polizei Razzien durch, befreie die Menschen, nehme die Täter fest und führe sie einem Gerichtsverfahren zu. Müller: „Wenn trotz Verbots Geschäftsleute Menschen wie Sklaven halten können und der Staat nicht gegen sie vorgeht, weil Polizei und Justiz es aus eigener Kraft nicht schaffen, machen die Täter so weiter wie bisher.“

Deswegen schulten IJM-Mitarbeiter auch die Polizei, die Sozialarbeiter und die Richter in dem jeweiligen Land. Letztlich gehe es darum, das Rechtsys­tem nachhaltig zu stärken und zu verändern. In einem bestimmten Projekt in Cebu City auf den Philippinen habe die IJM zwischen 2007 und 2010 bewirkt, dass die sexuelle Ausbeutung von Kindern um 79 Prozent zurückgegangen sei, nennt Müller Zahlen.

 

Frei und unfrei

 

Die beiden Jura-Studenten selbst machen in Info-Veranstaltungen, Gottesdiensten, Podiums-Diskussionen, Konzertvorträgen, Straßen-Aktionen und Gesprächen mit örtlichen Politikern auf die Missstände aufmerksam. So haben beide einen Workshop mit Studierenden im Fach Wirtschaft durchgeführt. Dittke: „Künftige Unternehmer sollten wissen, was man bei Lieferketten von Waren beachten kann.“

Im vergangenen Jahr haben beide Plastikarmbänder mit  der  Aufschrift „frei“ verteilt. „Wir wollten darauf hinweisen, dass die Leute hier frei sind, anderswo aber nicht“, so Dittke. Letztlich sei es das Ziel, mit Regierungen und Unternehmen in den betroffenen Ländern und hier das Problem gemeinsam zu lösen

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