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Das Oberhaupt der Church of England hat seinen Rückzug angekündigt. In den vergangenen Tagen wurden immer wieder Rücktrittsforderungen laut.
Justin Welby, der Erzbischof von Canterbury, ist zurückgetreten. Sein Rücktritt sei im „besten Interesse“ seiner Kirche, heißt es in einem Statement, das auf der Onlinepräsenz des Oberhaupts der Church of England veröffentlicht wurde.
Welby reagiert damit auf Rücktrittsforderungen wegen seines Umgangs mit Fällen sexualisierter Gewalt gegen ihn. Zum Beispiel sagte Helen-Ann Hartley, die Bischöfin von Newcastle, am Dienstag, 12. November, der BBC, dass die Menschen derzeit nicht darauf vertrauen könnten, dass die anglikanische Kirche sie schütze. Welby hoffe nun, dass seine Entscheidung klarmache, wie ernst die Kirche von England die Notwendigkeit von Änderungen nimmt und wie tiefgreifend die Verpflichtung ist, die Kirche sicherer zu machen: „Meinen Rücktritt erkläre ich mit tiefem Bedauern für alle Opfer und Überlebenden von Missbrauch.“
Missbrauch: Church of England versagt im Umgang mit Tätern
Der genaue Ablauf zur Nachfolgeregelung stehe noch nicht fest. „Es ist meine Pflicht, meinen verfassungsmäßigen und kirchlichen Verpflichtungen nachzukommen, daher wird der genaue Zeitplan festgelegt, sobald eine Überprüfung der erforderlichen Verpflichtungen abgeschlossen ist, einschließlich derer in England und in der anglikanischen Gemeinschaft“, so Welby weiter.
Die Church of England und ihr Primas werden in dem vor wenigen Tagen veröffentlichten Untersuchungsbericht „Makin Report“ zu Missbrauch innerhalb der Kirche schwer belastet. Laut den Ergebnissen hat die Church of England beim Umgang mit einem Serien-Missbrauchstäter versagt.
Welby wusste über Serientäter Bescheid
Demnach wusste Justin Welby seit 2013 über den jahrzehntelangen Missbrauch durch einen Helfer in kirchlichen Jugendcamps Bescheid. Dieser soll in den 1970er und 1980er Jahren mehr als 100 Jungen und junge Männer missbraucht haben. Dennoch sei nichts unternommen worden, um zur Aufklärung beizutragen.
Welby räumte nach der Veröffentlichung persönliche Versäumnisse ein, lehnte einen Rücktritt aber zunächst ab. Seit dem 9. November haben mehr als 11.000 Personen eine Petition für Welbys Rücktritt unterzeichnet. Gestartet hatten sie drei Mitglieder der Generalsynode, des Kirchenparlaments.