Ökumenische Andachten „Gebet für die Stadt“ in Wilhelmshaven

Kanzel frei für Corona-Not – „Die Leute wollten reden“

  • Acht ökumenische Andachten „Gebet für die Stadt – in der Corona-Krise“ haben in Wilhelmshaven Raum für persönliche Corona-Not gegeben.
  • Unter anderem schilderten Erzieherinnen, Pflegekäfte und Gastronomen ihre Situation.
  • Die Verantwortlichen werten das Projhekt als Erfolg.

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Für Pfarrer Andreas Bolten aus Wilhelmshaven ist es ein rundum „gelungenes Projekt“, das angesichts sinkender Infektionszahlen zu einem sinnvollen Ende gekommen sei. Bolten spricht von den ökumenischen Andachten „Gebet für die Stadt - in der Corona-Krise“ an acht Donnerstagen in der Fasten- und der Osterzeit in der St.-Willehad-Kirche.

Die Pfarrei hatte es in Zusammenarbeit mit dem ökumenischen Rogate-Kloster St. Michael veranstaltet. Bruder Franziskus hatte im Gespräch mit Pfarrer Bolten die erste Idee entwickelt.

 

Persönliche Zeugnisse vom Leid in der Stadt

 

Bruder Franziskus vom ökumenischen „Rogatekloster St. Michael“ in Wilhelmshaven entwickelte die Idee. | Foto: Rogatekloster St. Michael
Bruder Franziskus vom ökumenischen „Rogatekloster St. Michael“ in Wilhelmshaven. | Foto: Rogatekloster

Dabei sollte, so Bruder Franziskus, an die Herausforderungen und das Leid erinnert werden, das die Corona-Pandemie in die Stadt gebracht habe. Menschen seien ganz unterschiedlich betroffen gewesen. Sie sollten in diesen Andachten selbst zu Wort kommen und ihre aktuelle Situation schildern, von ihrer eigenen Not berichten - und wie sie damit umgehen.

An verschiedenen Abenden sprachen zwei Erzieherinnen und zwei Gastronomen, zwei Einzelhändler, die Pflegedienstleiterin einer Sozialstation und die frühere Leiterin der Kunsthalle Wilhelmshaven. Den Abschluss gestaltete Oberbürgermeister Carsten Feist (parteilos).

 

Die Menschen wollten reden

 

Bruder Franziskus hatte zunächst Zweifel. „Wir können in dieser Lage doch nicht Menschen auf die Kanzel zerren“, habe er gedacht. „Aber ich habe mich geirrt: Die Menschen wollten und wollen reden, auch in der Kirche.“ Die ökumenischen Andachten sollten einen „Schrei in der Not“ möglich machen.

Das bestätigt Daniela Surmann, Pastoralreferentin in St. Willehad. Sie hatte im Wechsel mit Pfarrer Bolten und Bruder Franziskus die Andachten gestaltet. Sie ist überzeugt: „Die Andachten haben den Nerv der Leute getroffen. Sie haben erstmals offen darüber gesprochen, wie sie die Pandemie in ihrem Leben betrifft.“ Zu sehen sei das auch an den Klickzahlen der Übertragungen auf dem YouTube-Kanal der Pfarrei.

 

Erfolgreich im Internet

 

Pfarrer Andreas Bolten
Pfarrer Andreas Bolten.| Foto: Pfarrgemeinde St. Willehad Wilhelmshaven

Dort wurde die Andacht mit den Erzieherinnen bisher mehr als 420 Mal geklickt, die Andacht mit den Gastronomen 340 Mal. Deutlich mehr als die normalen Gottesdienstübertragungen der Gemeinde erreichen. Und viel mehr als die 50 Menschen, die während der Pandemie bei einem Gottesdienst in die Kirche St. Willehad dürfen.

Inzwischen gehen jedoch auch in Wilhelmshaven die Infektionszahlen zurück. Deshalb habe man das Projekt nun bewusst beendet. sagt Bruder Franziskus. „Wir können die Menschen nicht dramatisch zu Gebeten aufrufen, wenn die Lage nicht mehr so dramatisch ist.“ Die Andachten bleiben jedoch auf dem YouTube-Kanal von St. Willehad Wilhelmshaven abrufar.

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