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Fast alle Kardinäle sind schon in Rom und treffen sich jeden Tag. Worum geht es da? Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Das Konklave, die Wahl eines neuen Papstes, gilt - nicht zuletzt wegen seiner besonderen Regeln und Rahmenbedingungen - als eine der spannendsten und geheimnisvollsten Abstimmungen der Welt. Doch auch vorher geschieht Entscheidendes. Wir erklären die Zeit des Vorkonklave.
Was ist ein Vorkonklave?
Als "Vorkonklave" wird die Zeit zwischen der Bekanntgabe des Papsttodes und dem Beginn des Konklaves, der eigentlichen Papstwahl, bezeichnet. In dieser Zeit gibt es offizielle Beratungen - die werktäglichen Generalkongregationen - und inoffizielle Gespräche. Zu den Generalkongregationen ruft der Sprecher des Kardinalskollegiums, der Kardinaldekan, die Kardinäle aus aller Welt nach Rom. Derzeit ist dies der italienische Kardinal Giovanni Battista Re (91), der am Samstag auch die Totenmesse für Papst Franziskus geleitet hatte.
Wer nimmt teil?
An den Generalkongregationen müssen laut Kirchenrecht alle Kardinäle teilnehmen, die dazu in der Lage sind. Auch die nicht mehr wahlberechtigten (über 80 Jahre alten) Purpurträger sollen anreisen, sie haben dort Rede- und Stimmrecht. In der Zeit des "leeren Stuhls" (Sedisvakanz) übernimmt das Kardinalskollegium die Regierung der Weltkirche, trifft jedoch keine grundlegenden kirchenrechtlichen Entscheidungen. Das Kardinalskollegium umfasst derzeit 252 Männer.
Wie lange dauern die Generalkongregationen?
Die Versammlungen beginnen, sobald die ersten Kardinäle in Rom sind - also schon vor der Beisetzung des Papstes. Täglich stoßen weitere Kardinäle dazu. Die einzelnen Sitzungen dauern meist einen Vormittag lang und beginnen stets mit einem Gebet. Nach der letzten Generalkongregation und einer feierlichen Messe im Petersdom mit allen Kardinälen beginnt das eigentliche Konklave. Nur die wahlberechtigten Kardinäle begeben sich dann in die Sixtinische Kapelle. Wahlberechtigt sind dort jene, die am Beginn der Sedisvakanz noch nicht das 80. Lebensjahr vollendet haben, derzeit 135 Geistliche.
Was wird in den Generalkongregationen besprochen?
Einerseits legen die Kardinäle Termine fest. Sie bestimmen zunächst das Datum der Trauerfeier und Beisetzung für einen gestorbenen Papst. Dann legen sie den Beginn des Konklaves fest, der zwischen dem 15. und 21. Tag nach dem Tod des Papstes liegen muss. Für dieses Mal einigten sie sich auf Mittwoch, 7. Mai. Vor allem dienen die Treffen dem gegenseitigen Kennenlernen, da viele Kardinäle einander bisher kaum oder nie begegnet sind. Auch beraten die Teilnehmer über die Lage der Kirche: Sie teilen ihre Einschätzungen des zu Ende gegangenen Pontifikats und anstehender Herausforderungen für die katholische Kirche. Ferner können sie vortragen, welches Profil ein neuer Papst haben sollte.
Wozu dienen die inoffiziellen Gespräche?
Am Rande der Generalkongregationen sowie bei eigenen Treffen an Orten außerhalb des Vatikans tauschen sich die Kardinäle in kleinen Gruppen über mögliche Kandidaten aus. Ebenfalls werden dort mögliche Mehrheitsverhältnisse und Abstimmungsverläufe beraten.
Welche Regeln gelten im Vorkonklave?
Wer neu zur Generalkongregation hinzustößt, muss einen Eid ablegen. Darin bestätigt er, dass er die Regeln der Generalkongregation einhält und über den Inhalt der Beratungen Stillschweigen bewahrt. Allerdings sind diese Bestimmungen weniger streng als für das Konklave selbst. Einige Kardinäle geben in dieser Zeit ihre Eindrücke wieder oder berichten, welche Impulse sie dort einfließen lassen. Zudem informiert das vatikanische Presseamt über Dauer und Beschlüsse der täglichen Versammlungen.