Langjähriger Mainzer Bischof wird am 21. März beigesetzt

Kardinal Karl Lehmann gestorben

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Kardinal Karl Lehmann ist tot. Der langjährige Bischof von Mainz starb nach langer Krankheit am Sonntag im Alter von 81 Jahren. 33 Jahre leitete er das Bistum, von 1987 bis 2008 war er zudem Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz.

Kardinal Karl Lehmann ist tot. Der langjährige Bischof von Mainz starb nach langer Krankheit am Sonntag, 11. März, im Alter von 81 Jahren in seiner Bischofsstadt. 33 Jahre leitete er das Bistum, von 1987 bis 2008 war er Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. Reqiuem und Beisetzung beginnen am Mittwoch, 21. März, um 15 Uhr im Mainzer Dom.

Als Theologe, der in Rom das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) miterlebte, stand Lehmann für die dialogbereite und -fähige Kirche der Bundesrepublik. Als Vorsitzender der Bischofskonferenz gab er Impulse – in gesellschaftlichen Grundfragen wie im ökumenischen Gespräch. Nach dem Fall der Mauer führte er die Katholiken aus Ost- und Westdeutschland zusammen. In der Mediengesellschaft war er ein gern gefragtes Gegenüber der Journalisten.

 

Merkel: Der Brückenbauer tut gut

 

Kommunikation und Argumentation seien „für die heutige gesellschaftliche Situation der Kirche unersetzlich“, meinte der Kardinal. Lange sorgte er für neue Akzente der Bischofskonferenz in der Seelsorge, für einen gelingenden Generationswechsel in der Führung vieler Diözesen, für konsolidierte Finanzen. Bis ins hohe Alter las er schiere Unmengen, blieb bis zuletzt theologisch hoch interessiert.

Als er 2008 von seinem Amt des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz zurücktrat, erläuterte Lehmann, es seien im Laufe der Zeit „immer mehr regelmäßig wiederkehrende Termine“ geworden. Dazu zählten die Reisen des Kardinals nach Rom sowie die Präsenz in Berlin. An die 40 Mal pro Jahr war Lehmann in der Hauptstadt. Längst nicht jedes Gespräch, zu dem ihn Bundespräsident oder Kanzlerin geladen hatten, wurde öffentlich. Seine Fähigkeit, Brücken zu bauen, tue „der Politik gut“, meinte Bundeskanzlerin Angela Merkel. „Und sie tut dem Politiker als Mensch gut.“

 

Konflikte mit Politik und Vatikan

 

„Ich habe mich nach Kräften bemüht.“ Die Zwischenbilanz, die Lehmann im September 2007 zum 20-Jährigen als Vorsitzender der Bischofskonferenz zog, war ein gutes Motto für sein gesamtes bischöfliches Wirken. Dabei ist er, wie die deutlichen Warnungen der Ärzte schon damals zeigten, auch über seine Kräfte hinausgegangen. Das galt sicher für jene Konflikte, die er seit der Amtsübernahme 1987 ausgestanden hat.

Dazu zählen nicht nur die Kontroversen mit dem Vatikan um die Beteiligung der Kirche am staatlichen System der Schwangerenkonfliktberatung oder um den seelsorglichen Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen, bei denen beide Seiten einander viel abverlangten. Beim Ringen mit Rom galt Lehmann manchem als Wortführer der Kritiker – der war er nie. Immer wieder betonte er seine Loyalität. Dafür steht auch die Erhebung zum Kardinal 2001 durch Papst Johannes Paul II.

 

Weltoffenes Christentum, ökumenische Offenheit

 

Ein besonderes Anliegen war dem Theologen und Bischof die Ökumene, sie war ein Schwerpunkt seines Wirkens. Lehmann galt auch in diesem Bereich als „Brückenbauer“ und „Mann des Dialogs“. Er stand für ein weltoffenes, lebensbejahendes Christentum und für ökumenische Offenheit, genoss höchstes Ansehen auch in der evangelischen Kirche.

2016 betonte er mit Blick auf das anstehende 500-Jahr-Gedenken der Reformation, „im Blick auf den Ruf des Herrn zur Einheit dürfen wir nicht einen langsameren Gang einschalten“. Der Kardinal wies auch darauf hin, dass es einen „einschneidenden Generationswechsel unter den Ökumenikern aller Art“ gebe.

 

Mit Karl Rahner in Münster

 

Karl Lehmann wurde 1936 in Sigmaringen geboren, studierte in Freiburg und Rom. Am Zweiten Vatikanischen Konzil nahm er bereits an der Seite des Theologen Karl Rahner teil, dessen wissenschaftlicher Mitarbeiter er zunächst in München und 1967 auch am Lehrstuhl für Dogmatik und Dogmengeschichte der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster war. 1968 wurde Lehmann Professor in Mainz.

1983 folgte er als Bischof von Mainz auf Kardinal Hermann Volk. 2001 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. – für viele überraschend – zum Kardinal. Er nahm am Konklave für Papst Benedikt XVI. 2005 und für Papst Franziskus 2013 teil. Lehmann war Mitglied mehrerer vatikanischer Einrichtungen und wurde mit zahlreichen Preisen und Ehrendoktorwürden ausgezeichnet. 2016 trat er 80-jährig als Bischof von Mainz zurück. Sein Nachfolger wurde Peter Kohlgraf.

Im Herbst 2017 erlitt Lehmann einen Schlaganfall, kehrte im Dezember jedoch in sein Privathaus in Mainz zurück, wo er seitdem gepflegt wurde. Als sich sein gesundheitlicher Zustand vor einigen Tagen verschlechterte, bat der Mainzer Bischof Kohlgraf um das Gebet für den Kardinal.

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