Missbrauchsbetroffene begrüßen den Schritt - Respekt von Steinmeier

Kardinal Marx verzichtet nach Kritik auf Bundesverdienstkreuz

  • Kardinal Reinhard Marx (67) will das Bundesverdienstkreuz nicht in Empfang nehmen.
  • In einem Brief an Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bat Marx, auf die für Freitag in Schloss Bellevue geplante Auszeichnung zu verzichten.
  • Missbrauchsbetroffene begrüßen den Schritt, Steinmeier respektiert ihn.

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Der Münchner Kardinal Reinhard Marx (67) will das Bundesverdienstkreuz nicht in Empfang nehmen. In einem Brief an Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bat Marx, auf die für Freitag in Schloss Bellevue geplante Auszeichnung zu verzichten.

Dies sei mit Rücksicht auf jene, die daran Anstoß nähmen, der richtige Schritt. Missbrauchsbetroffene aus den Bistümern Köln und Trier hatten die Ehrung mit Blick auf die nicht aufgearbeitete Rolle von Marx in mehreren Missbrauchsfällen kritisiert.

 

„Nehme Kritik ernst - unabhängig von der Richtigkeit einzelner Aussagen“

 

„Die Kritik, die nun von Menschen geäußert wird, die von sexuellem Missbrauch im Raum der Kirche betroffen sind, nehme ich sehr ernst, unabhängig von der Richtigkeit der einzelnen Aussagen in Offenen Briefen und in der medialen Öffentlichkeit“, schreibt Marx nach Angaben seiner Pressestelle. Er fühle sich persönlich und auch als Amtsträger der Kirche der Aufarbeitung verpflichtet.

Missbrauchsbetroffene begrüßten den Verzicht. Der Verein Missbit aus dem Bistum Trier nannte den Entschluss die „einzig richtige Möglichkeit“. Die Ankündigung zeige, dass Marx die Kritik ernst nehme, sagte Missbit-Sprecher Hermann Schell. Zugleich störe ihn, dass der frühere Bischof von Trier inhaltlich nicht weiter Position zu den von Betroffenen geäußerten Kritikpunkten beziehe.

 

Betroffener Katsch: „Respekt“

 

Auch der Sprecher der Betroffeneninitiative „Eckiger Tisch“, Matthias Katsch, begrüßte die Entscheidung des Kardinals. „Respekt“, kommentierte Katsch auf Twitter. Er selbst war im April gemeinsam mit dem Jesuitenpater Klaus Mertes mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt worden.

Steinmeier respektiert Verzicht
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier respektiert die Entscheidung von Kardinal Reinhard Marx, auf die Auszeichnung mit dem Bundesverdienstkreuz zu verzichten. Das teilte eine Sprecherin auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) mit: „In einem Telefonat mit Kardinal Marx bekräftigte der Bundespräsident dessen große Verdienste um Solidarität und Gerechtigkeit, wie sie nicht zuletzt im Werben um die Aufnahme von Geflüchteten, aber auch im beständigen Dialog von Kirche und Gesellschaft zum Ausdruck gekommen sind.“

Steinmeier und Marx seien einig, dass die Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche „von überragend wichtiger Bedeutung“ sei und fortgesetzt werden müsse. Rücksicht auf Betroffene zu nehmen, die an der Ordensverleihung Anstoß genommen hatten, verdiene Anerkennung, ergänzte der Bundespräsident nach Angaben der Sprecherin.

Update 18.20 Uhr: Reaktionen Betroffene. Update 28. April, 9.30 Uhr: Bundespräsident

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