Karnevalsmesse in der St.-Vitus-Kirche in Sünninghausen

Karneval in der Kirche? So feiert die Landjugend im Bezirk Beckum

So war die Karnevalsmesse der Landjugend im Bezirk Beckum.Video: Melanie Ploch, Martin Schmitz

„Jetzt geht’s los. Wir sind nicht mehr aufzuhalten“ – statt der Orgel ertönen heute in der Vituskirche Sünninghausen die Höhner. Zum fünften Mal feiert die Landjugend im Bezirk Beckum hier eine Karnevalsmesse.

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Eine Messe am Sonntagabend in der St.-Vitus-Kirche in Sünninghausen: Kommt ein Besucher zwischen den Liedern rein, ist alles so wie immer. Wären da nicht die Luftschlangen oder die bunten Lichter und würde der Pfarrer am Altar nicht eine Blumenkette tragen. Spätestens, wenn die Musik erschallt, erkennt jeder, worum es geht: Alle klatschen, schunkeln, heben ihre Hände in die Höhe und haben ein breites Lächeln auf den Lippen. Denn einmal im Jahr feiert die Katholische Landjugendbewegung (KLJB) im Bezirk Beckum eine Karnevalsmesse.

„Jetzt geht’s los. Wir sind nicht mehr aufzuhalten“, tönt es, als KLJB-Diözesanpräses Bernd Hante einzieht. Die Karnevalisten in den Bänken stehen auf und klatschen mit. Manche singen. Die Ersten trauen sich bereits eine kleine Choreographie zu. Andere wippen von links nach rechts oder schunkeln mit ihren Banknachbarn.

 

Höhner statt Gotteslob

 

Statt der üblichen Kirchenlieder stehen heute Karnevalslieder auf dem Plan: „Die Orgel bleibt aus, denn wir spielen Karnevalsmusik. Wir brauche auch keine Gesanghefte, weil alle die Lieder auswendig mitsingen können“, sagt Christina Börger. Sie war bis Anfang des Jahres zweite Vorsitzende im KLJB-Bezirk Beckum und hat die Karnevalsmesse vor fünf Jahren mit auf die Beine gestellt.

Mut lautet das Thema in diesem Jahr, wie die 28-Jährige erzählt: „Es geht darum, sich auf Neues einzulassen und auf andere Menschen ohne Vorurteile zuzugehen. Die Lieder haben wir anhand der Texte nach diesem roten Faden auch ausgewählt.“

 

Es bleibt nicht nur beim Schunkeln

 

KLJB-Diözesanpräses Bernd Hante zelebrierte den besonderen Gottesdienst. | Foto: Melanie Ploch
KLJB-Diözesanpräses Bernd Hante zelebrierte den besonderen Gottesdienst. | Foto: Melanie Ploch

Auch Zelebrant und  KLJB-Diözesanpräses Bernd Hante macht mit. Passend zum Takt klatscht er in die Hände oder bewegt die Arme von links nach rechts. Die Kirche ist voll: Alle Bänke sind besetzt. Einige stehen sogar. Es ist deutlich lauter als sonst in der Kirche. Das macht sich auch an der ausgelassenen Stimmung der karnevalistischen Kirchenbesucher bemerkbar.

Es bleibt nicht nur beim Schunkeln und Klatschen: Mal fliegen Papierflugzeuge mit Fürbitten durch die Gegend, oder alle werfen sich Dutzende von Luftballons zu und springen durch die Kirche.

 

Es kehrt auch Ruhe ein

 

Neben dem Feiern wird es auch mal ruhig in der karnevalistischen Messe „Es gibt immer einen klaren Bruch: Auf der einen Seite feiern alle aus voller Seele. Doch dann sind alle ganz still und bei der Sache, wenn es zum Hochgebet kommt“, sagt Börger.

KLJB-Diözesanpräses Bernd Hante zieht in seiner Predigt Parallelen beim Karneval und der Kirche: „Ist der Saal voll, aber keiner macht mit, wird es nicht gut. Wir kriegen etwas immer nur hin, wenn wir es gemeinsam machen.“

 

„Freude und Feiern gehört dazu“

 

Kirche und Karneval – klappt das überhaupt? „Ja“, ist sich Hante sicher: „Wenn man die Rheinländer kennt, wissen wir, dass sich das gut vereinen lässt. Zum Katholizismus gehört immer die Freude und das Feiern.“ Karnevalsmessen sind anders, sagt der Pfarrer: „Sie sind etwas Besonderes. So eine Messe kann man nicht jeden Tag feiern.“

Spätestens beim letzten Lied machen dann auch alle Besucher mit. „1, 2, 3, 4 – heute Nacht, da feiern wir“ hallt es von Anna-Maria Zimmermann durch die Kirche, und Pfarrer Hante zieht wieder zurück in die Sakristei.

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