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Viele Pfarrer halten am Karnevalswochenende satirische Predigten – wie Kreisdechant Peter Lenfers aus Warendorf. Wir dokumentieren Passagen zur Lage der Kirche und zu rechten Tendenzen in Deutschland.
Viele Pfarrer nicht nur im Bistum Münster halten am Karnevalswochenende satirische Predigten und Büttenreden – wie Kreisdechant Peter Lenfers aus Warendorf. In seiner Rede, im Volltext auf der Internetseite der Pfarrei St. Laurentius zu finden (PDF), zappt sich „Die Kirchenmaus“ durch die „Fernsehprogramme“ des Welt- und Kirchengeschehens.
Zu Lenfers‘ Themen zählen der EU-Austritt Großbritanniens, die Lage bei CDU, SPD und im britischen Königshaus, die Aktionen von US-Präsident Donald Trump und Klima-Aktivistin Greta Thunberg sowie lokale Ereignisse. Wir zitieren in Auszügen:
Der FDP-Mann Kemmerich
gewählt ins Amt erbärmelich.
Die Braunen von der rechten Kant‘,
sie torpedieren nonchalant
als Wolf im Schafspelz jede Wahl,
sind ein bedrohliches Fanal
für Thüringen gar nicht mal nur.
Sie wollen ganz klar Diktatur!
(…)
Ich hoffe nur, dass‘s schnell passiert,
dass AfD rausnominiert!
Zumal nach Hanaus Gräueltaten,
da braucht es echte Demokraten,
die aufsteh‘n gegen braunen Dreck.
Ich sag Euch, der muss endlich weg!
Denn klar ist‘s: Jeglicher Rassismus,
der ist ein Menschenrechtsbeschissmus!
Wer AfD wählt und nennt sich Christ,
der ist in Wirklichkeit Faschist.
Der schaufelt Menschlichkeit das Grab,
geb´ bitte seinen Taufschein ab!
Der hat von Jesus nichts begriffen,
gehört gehörig ausgepfiffen!
(Über die Bischöfe und die Kirche sagt Lenfers:)
Sie sangen laut das Lied der Alten
und wollten alles beibehalten:
Den Zölibat, die Tradition,
bloß keine Frauenordination!
Der Männerclub – wie unerhört! –
wurd‘ plötzlich ganz unsanft gestört.
Gestört von Frauen, die die ollen
Kamellen einfach nicht mehr wollen.
Sie hatten schlicht die Schnauze vull,
gründeten Maria 2.0:
„Die Kirche muss sich endlich regen
und sich auch vorwärts mal bewegen!“
Die Frauen machten ziemlich Druck,
der Männerbund gab sich 'nen Ruck,
ließ auf den Synodalen Weg sich ein.
Was sollte das nun wieder sein?
Ein Debattierclub ohne Ende?
Bracht‘ er wohl die erhoffte Wende?
Der Weg, ganz hoffnungsvoll gestartet,
kommt gleich ins Stocken: Unerwartet.
dem mächt‘gen Münchner Kardinal,
dem wurd‘ sein Amt zur schweren Qual.
Warum sich mit dem Vorsitz quälen?
Er lässt sich einfach nicht mehr wählen.
Vielleicht hat er die Faxen dicke
von Rainer Woelkis Rumgezicke,
von Voderholzers Eskapaden,
die einfach nur der Kirche schaden.
Dazu vom Papst ein Dokument,
das jegliche Reform verbrennt.
Synodaler Weg – quo vadis?
Ob Kirche morgen wohl noch da is?