Früherer „Ökumene-Minister“ des Vatikans: Theologische Differenzen lösbar

Kasper hält Kircheneinheit in absehbarer Zeit für möglich

Eine Wiedervereinigung der Christen ist nach Einschätzung des früheren vatikanischen Chef-Ökumenikers Walter Kasper in absehbarer Zeit möglich. Auch eine Zulassung konfessionsverbindener Eheleute zur Kommunion hält der Kurienkardinal für möglich.

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Eine Wiedervereinigung der Christen ist nach Einschätzung des früheren vatikanischen Chef-Ökumenikers Walter Kasper in absehbarer Zeit möglich. Es werde aber keine Einheitskirche entstehen, „in der alles gleichgestaltet wird, sondern eine Einheit in versöhnter Verschiedenheit, in der auch die geschichtlich gewachsenen Formen respektiert werden müssen“, sagte der Kurienkardinal am Samstag beim Neujahrsempfang des Erzbistums Bamberg in Coburg.

Die theologischen Differenzen, etwa in der Ämterfrage oder bei der Kommunionzulassung, sind nach den Worten Kaspers lösbar. Er verwies auf das von Papst Franziskus skizzierte Bild eines Polyeders. Dies ist ein vielflächiges Gebilde, ähnlich einem Bergkristall, das „in wunderbarer Weise reflektiert“, wenn Licht darauf falle. „Das ist ein Bild, noch keine Lösung“, fügte Kasper mit Blick auf eine mögliche Einheitskirche hinzu. „Aber das Bild deutet in eine Richtung, in die wir weitergehen können und müssen. Schritt für Schritt.“

 

Kommunionzulassung gar nicht so schwierig

 

Die ökumenischen Gespräche dürften nicht als Anpassung oder als Einigung auf dem kleinsten Nenner verstanden werden, ergänzte der langjährige Präsident des Päpstlichen Einheitsrates. Es gehe um den Austausch von Ideen und Gaben, „welche die verschiedenen Kirchen besitzen“. Der Dialog solle nicht zu einer Verarmung der katholischen oder evangelischen Identität führen.

Zur Frage der Kommunionzulassung konfessionsverbindender Familien sagte Kasper, die Lösung dieses pastoralen Problems sei gar nicht so schwierig. Die Einheit der Kirche verbiete die Teilnahme von Nichtkatholiken in den meisten Fällen; doch die Sorge um die Gnade empfehle sie in manchen Fällen. „Das ist sehr flexibel formuliert“, unterstrich der Kurienkardinal. Es gebe Raum für pastorale Lösungen, die meisten Priester kämen damit gut zurecht. 

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