Einladung voraussichtlich im November

Katholikentag 2022 wohl in Stuttgart bei Bischof Gebhard Fürst

Stuttgart wird aller Voraussicht nach Gastgeber des nächsten Katholikentages. Über den Vorschlag abstimmen wird im November das Zentralkomitee der deutschen Katholiken. Der Plan hat es in sich.

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Der nächste Katholikentag kommt voraussichtlich nach Stuttgart. Wie das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) am Montag bestätigte, soll das Christentreffen 2022 vom 25. bis 29. Mai in der baden-württembergischen Landeshauptstadt stattfinden. Die entsprechende Einladung will der Rottenburger Bischof Gebhard Fürst auf der ZdK-Vollversammlung am 23. und 24. November aussprechen. Es wäre nach 1925 und 1964 die dritte Veranstaltung dieser Art in Stuttgart.

In gewisser Weise ist die Ortswahl dem gastgebenden Bischof geschuldet. 16 Jahre war Fürst Geistlicher Assistent beim ZdK. In der Zeit holte er als Bindeglied zwischen der Bischofskonferenz und dem Repräsentationsorgan des Laienkatholizismus manche Kohlen für das ZdK aus dem Feuer und ließ den Gesprächsfaden auch in schwierigen Phasen nicht abreißen. Es wäre eine Art Dankeschön.

 

Ein Dank für Gebhard Fürst

 

Da Bischöfe vor ihrem 75. Geburtstag dem Papst den Rücktritt anbieten müssen, im Falle Fürst heißt das Spätherbst 2023, ist 2022 die letzte Möglichkeit, die Veranstaltung gemeinsam mit ihm zu machen. Andere sind 2022 nicht mehr im Amt: etwa ZdK-Generalsekretär Stefan Vesper, auch der langjährige Chef der Arbeitsgruppe Großveranstaltungen des ZdK, Thomas Großmann, und Theodor Bolzenius, seit Jahrzehnten Pressesprecher des Katholientags, sind dann wohl nicht mehr an Bord.

Mit im Boot scheint dagegen die Politik: Oberbürgermeister Fritz Kuhn und Ministerpräsident Winfried Kretschmann (beide Grüne) unterstützen das Vorhaben. Das ist für das ZdK wichtig, denn ohne die bei solchen Veranstaltungen üblichen Zuschüsse von Stadt und Land könnte die Vertretung katholischer Laien das Treffen nicht stemmen.

 

Politik zieht wohl mit

 

Zwar hat die Stadt nichts entschieden, aber der politische Wille dürfte nicht zuletzt aus Gleichbehandlungsgründen vorhanden sein: Auch der Evangelische Kirchentag 2015 wurde bezuschusst.

Ersparen will man sich auf ZdK-Seite Diskussionen wie vor dem Katholikentag in Münster, wo monatelange Proteste der Grünen-Ratsfraktion gegen die Unterstützung des Treffens für Ärger gesorgt hatten. Das ist angesichts der Konstellation Kuhn/Kretschmann unwahrscheinlich.

 

Ein Jahr nach dem Ökumenischen Kirchentag

 

Ungewöhnlich an der Veranstaltung ist, dass sie ein Jahr nach dem für 2021 in Frankfurt geplanten dritten Ökumenischen Kirchentag stattfindet. Eine ähnliche Konstellation hatte es bereits 2004 gegeben. Damals war mit Ulm ebenfalls die württembergische Diözese Gastgeber, und ein Jahr zuvor, 2003, war der erste Ökumenische Kirchentag in Berlin.

Inhaltlich ist indes Stuttgart ein interessantes Pflaster: Vorurteile über die protestantischste Stadt Deutschlands und den Stuttgarter Speckgürtel, der wegen des evangelikalen Umfelds spöttisch Pietkong genannt wird, stimmen so nicht mehr. Eine vor fünf Jahren veröffentlichte Studie für das Stuttgarter Stadtdekanat ergab, dass die Zahl der Christen rapide sinkt.

Bei den noch nicht Schulpflichtigen sind von sieben Kindern gerade mal eines evangelisch und eines katholisch - fünf sind ungetauft. Durch Zuzüge aus katholisch geprägten Ländern hält sich die Zahl der Protestanten und Katholiken in Stuttgart inzwischen die Waage. Rund jeder zweite Einwohner gehört heute aber keiner der beiden großen Kirchen an.

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