Sachleistungen statt pauschaler Geld-Zahlung

Katholikentag: Kein Stadt-Zuschuss – Bistum enttäuscht

Der münstersche Stadtrat lehnt einen Geld-Zuschuss für den 2018 in Münster geplanten Deutschen Katholikentag ab. Der Diözesanbeauftragte des Bistums für den Katholikentag zeigte sich enttäuscht über die Entscheidung.

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Der münstersche Stadtrat lehnt einen Geld-Zuschuss für den 2018 in Münster geplanten Deutschen Katholikentag ab. Bei der Ratssitzung am Mittwochabend (25.03.2015) fand ein Antrag von SPD, Grünen und Linkspartei eine Mehrheit, den Katholikentag nur durch Sachleistungen zu unterstützen. Dies sei in weiteren Gesprächen mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) als Veranstalter zu klären. Die Vorlage von Oberbürgermeister Markus Lewe (CDU), die einen Zuschuss von 1,2 Millionen Euro vorsah, wurde abgelehnt.

In einer teils sehr kontroversen Debatte sagten Vertreter von SPD, Grünen, Linken und FDP, sie begrüßten zwar einen Katholikentag in Münster, die schwierige Haushaltslage der Stadt lasse aber keinen Zuschuss zu. Dagegen betonte Lewe, der von ihm vorgeschlagene Zuschuss umfasse nur ein Tausendstel des Haushalts. Auch Sachleistungen würden eine Gegenfinanzierung erfordern.

 

Bistums-Beauftragter: Falsches Signal an Ehrenamtliche

 

Der Diözesanbeauftragte des Bistums für den Katholikentag, Domkapitular Klaus Winterkamp, erklärte, die Ratsentscheidung sei „für mich unverständlich“. Sachleistungen seien „besser als nichts“, der Beschluss in diesem Punkt aber „noch sehr vage“. Man warte gespannt auf die Konkretisierung und die Ausarbeitung, wer welche Kosten übernehmen soll.

Zwar könne die Institution Kirche den Katholikentag finanzieren, doch nicht sie sei Veranstalter, sondern das ZdK, also „Laien, Frauen und Männer, die sich – oft ehrenamtlich – auf vielfältige Weise in Kirche und Gesellschaft engagieren“. Winterkamp fragt: „Welches Signal gibt der Stadtrat mit seiner Entscheidung vor allem den tausenden Ehrenamtlichen, die sich auch in Münster aus ihrer christlichen Überzeugung heraus etwa für Flüchtlinge, Kranke, Sterbende oder Menschen mit Behinderung einsetzen?“

 

„Bistum wird guter Gastgeber sein“

 

Die Ansicht, Katholikentage seien „interne“ Kirchentreffen, wies Winterkamp erneut zurück. Die Kirchentage beider Kirchen seien die größten und offensten gesellschaftlichen Dialogveranstaltungen von Bürgern aller Religionen, politischen Überzeugungen und Lebenseinstellungen, „die es in Deutschland gibt“.

Mit einer Vergabe des Katholikentags 2018 an eine andere Stadt rechnet Winterkamp nicht. „Das Bistum Münster wird ein guter Gastgeber sein“, heißt es in seiner Erklärung. Er sei „zuversichtlich“, dass das ZdK Wege finden wird, mit der Entscheidung umzugehen.

 

Uneinigkeit im Rat

 

In der Ratssitzung räumte der SPD-Fraktionschef Michael Jung ein, Münster und der Katholikentag passten gut zusammen. Trotzdem sei es nicht einzusehen, dass die Stadt für das Treffen Schulden aufnehme. Der CDU warf er „Kulturkampf“-Töne vor.

CDU-Fraktionsvorsitzender Stefan Weber hielt SPD, Grünen und Linken „Religions- und Kirchenfeindlichkeit“ vor. Unionsvertreter betonten die Strahlkraft eines Katholikentags in einem Jubiläumsjahr des Westfälischen Friedens von 1648. Bürgermeisterin Karin Reismann (CDU) verwies darauf, durch das Großtreffen sei auch mit Rückflüssen in die Stadtkasse zu rechnen.

 

ZdK will im Mai reagieren

 

Das ZdK hatte angekündigt, sich bei seiner Vollversammlung in Mai mit dem Ratsbeschluss zu befassen. Die Kosten für den Katholikentag belaufen sich nach aktuellen Planungen auf 9,3 Millionen Euro. Zuschüsse waren vom Bund (400.000 Euro), vom Land Nordrhein-Westfalen (1,6 Millionen Euro) und von der Stadt (erbeten waren 1,5 Millionen Euro) erwartet worden. Das Bistum Münster hatte 1,5 Millionen Euro zugesagt, der Verband der Diözesen Deutschlands eine Million. Drei Millionen Euro will das ZdK durch Eigenmittel wie Teilnehmerbeiträge aufbringen. Zudem rechnet es mit Projektzuschüssen von 300.000 Euro, darunter von der Aktion Mensch.

Streit um einen Zuschuss hatte es auch in Leipzig gegeben, wo der Katholikentag 2016 stattfindet. Dort stimmte der Stadtrat nach längerer Debatte mit Ja. Um ein Bürgerbegehren gegen die Entscheidung zu erzwingen, hätte es 25.000 Unterschriften gebraucht; die Zahl wurde deutlich verfehlt. Nun leistet Leipzig ebenso einen Zuschuss wie die Veranstaltungs-Städte der jüngsten Katholikentage. Vier Prozent der Leipziger gehören der katholischen Kirche an, in Münster ist es knapp die Hälfte der Bevölkerung.

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