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Katholikentag in unruhiger Zeit: Zwischen Krieg, AfD-Debatten und Kirchenkrise sucht das Christentreffen nach Antworten auf aktuelle Fragen. Mit auf der Suche: Bundespräsident, Bundeskanzler und andere Prominente.
Mit Appellen zu Frieden, Demokratie und Kirchenreformen hat der 103. Deutsche Katholikentag in Erfurt begonnen. Das Motto „Zukunft hat der Mensch des Friedens“ müsse ein Ansporn nicht nur für Christen sein in diesen Zeiten des Krieges, betonten die Organisatoren bei der Eröffnungspressekonferenz.
„Hoffentlich gehen von diesen Tagen Impulse aus für den Frieden in unserer Welt, unserer Gesellschaft und unserer Kirche“, erklärte der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr.
Stetter-Karp: Demokratie „akut bedroht”
Die Präsidentin des Zentralkomitees der Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, ergänzte: „Wir alle haben hier in Deutschland Verantwortung für den Frieden im Land. Aber nicht nur hier: Wir sind Teil Europas, wir sind Teil der Weltgemeinschaft.“
Zugleich rief sie zum Einsatz für die Demokratie auf, die akut bedroht sei. Der Katholikentag fördere Debatten und lasse unterschiedliche Meinungen zu Wort kommen. Doch sei er „kein Ort für populistische Parolen, für Diffamierung von Menschen und das Verächtlichmachen der Demokratie“, fügte sie hinzu: „Menschen, die sich in Parteien organisieren, die auf Ausgrenzung und völkischen Nationalismus setzen, haben auf unseren Podien keinen Platz.“
Klare Abgrenzung von der AfD
Bischof Neymeyr hatte am Morgen im ZDF betont: „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass mit Vertretern der AfD kein wirklich fruchtbares Gespräch möglich ist.“ Diesen gehe es nur darum, ihre radikalen Botschaften zu vermitteln.
Stetter-Karp mahnte auch rasche Reformen in der Kirche an - als einzige Chance, die selbst mitverschuldete Krise zu bewältigen: „Zu lange hat sie auf die Wahrung des Status quo gesetzt, hat kritische Fragen nicht an sich herankommen lassen. Dann hat der Missbrauchsskandal in großem Maße Vertrauen zerstört.“ Bisher reagiere die Kirche aber zu langsam.
Reformappell an Bischöfe und Papst
Beim Reformprojekt Synodaler Weg in Deutschland habe man Beschlüsse gefasst, die „Machtmissbrauch eindämmen, Gleichberechtigung der Menschen in der Kirche ermöglichen sollen, freie Lebens- und Beziehungsentscheidungen wichtig nehmen“. Doch die Umsetzung komme nicht voran: „In einer Weltkirche, die die Verantwortung und Macht ihrer Bischöfe betont, erwarte ich von eben jenen Bischöfen - auch dem Bischof von Rom, unserem Papst -, dass nun endlich das Ruder herumgeworfen wird. Es ist genug geredet. Es muss gehandelt werden!“
ZdK: Podien nicht unausgewogen besetzt
Das ZdK wies unterdessen den Vorwurf zurück, der Katholikentag sei politisch unausgewogen besetzt. Weil die Union derzeit nicht an der Regierung sei, sei es normal, dass mehr Vertreter der Ampel auf den Podien säßen. Aber auch viele führende Politiker von CDU und CSU seien beteiligt, darunter mit Manfred Weber (CSU) der Spitzenkandidat der Europäischen Volkspartei bei der Europawahl. CDU-Parteichef Friedrich Merz kommt zur Eröffnung und ist bei einem Empfang der Adenauer-Stiftung dabei, sitzt aber auf keinem Podium. Er sei danach auf einer Auslandsreise, hieß es.
Bis Sonntag werden rund 20.000 Teilnehmer erwartet. Zur Eröffnungsfeier am Abend kommt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz, zahlreiche Minister, Bischöfe und andere Prominente haben sich angesagt.
Besuchen Sie uns beim Katholikentag!
Auch Kirche+Leben ist natürlich beim Treffen in Erfurt dabei. Zum einen zur aktuellen Berichterstattung, zum anderen mit einem Stand im Zelt der Nordbistümer Münster, Osnabrück, Hildesheim und Hamburg - zentral gelegen auf der Kirchenmeile auf dem Domplatz (DP-B-14). Schauen Sie gern rein, Chefredakteur Markus Nolte freut sich auf Sie!