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Normalerweise kümmert sich Edda Baußmann im Stadtmuseum Münster um den kommunalen Kunstbesitz. Gerade ist die promovierte Historikerin allerdings mit besonderen Exponaten beschäftigt: mit Überbleibseln des Katholikentags, der vom 9. bis 13. Mai in Münster stattfand.
Die Materialien werden jetzt ins Museumsarchiv überführt. Dazu gehören auf den ersten Blick wenig spektakuläre Dinge wie das Programmheft, ein Info-Faltblatt, ein Kleider-Aufnäher, ein Schlüsselanhänger aus Filz, ein Armband, eine Kerze mit der Aufschrift „Suche Frieden“ und diverse Plakate.
Eine Fahne in Quarantäne
Sorgfältig werden auch die beiden Katholikentags-Schals archiviert, die Oberbürgermeister Markus Lewe (CDU) und der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Thomas Sternberg, während der Veranstaltung getragen haben. Eine große Fahne, die auf dem Prinzipalmarkt hing, ist zurzeit noch in Quarantäne, sagt Baußmann. Sie muss gereinigt und von möglichen Schädlingen befreit werden.
Fachgerecht wird jedes Einzelexemplar von der Historikerin inventarisiert, dokumentiert und dem Archiv zugefügt. Im städtischen Museumsbestand lagen bereits Materialien der Katholikentage von 1852, 1885 und 1930, die ebenfalls in Münster stattgefunden haben. In ein paar Jahren könnten auch die jüngsten Exponate für Jubiläen, Ausstellungen und Forscher von Bedeutung sein.
Interesse von Museum aus Berlin
Auch das Deutsche Historische Museum in Berlin hat beim Katholikentag angefragt und sich Materialien für sein Archiv gesichert. „Das Museum sammelt deutschlandweit Plakate von Großveranstaltungen“, erläutert Thomas Arzner, Bereichsleiter für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit in der Geschäftsstelle des Katholikentags. Wichtige Dokumente wie Finanzakten, Datenschutz-Erklärungen und Kassenbelege seien an das Bistumsarchiv weitergegeben worden, sagt er. „Einige Gegenstände haben wir auch verschenkt, wie die riesigen Alu-Platten.“ Zwei von ihnen sind kürzlich in die Papst-Johannes-Schule Münster gegangen. Wieder anderes habe man gegen eine Spende abgegeben. „Vor allem die Nachfrage nach Bannern war enorm.“
Die meisten Materialien, die bei der Großveranstaltung zum Einsatz kamen und jetzt nicht mehr gebraucht werden, habe man aber „upgecycelt“, sagt Arzner. Anstatt sie wegzuwerfen, sind sie in den Freckenhorster Werkstätten und den Werkstätten Karthaus zu schicken neuen Produkten verarbeitet worden: zu Kopfkissen, Kinder- und Erwachsenen-Schürzen, Strand- und Henkeltaschen, Turnbeutel-Rucksäcken, Stifte-Mäppchen und Schlüsselanhänger.
Aus Alt mach Neu
Beim Upcycling werden Abfallprodukte oder überflüssige Materialien in neuwertige Waren umgewandelt. „Das machen wir nach jedem Katholikentag so“, sagt Arzner. Die Wiederaufwertung komme der Umwelt zugute und schone die Ressourcen.
Die Waren sind aus den originalen Fahnen, Transparenten und Bauzaun-Bannern gefertigt und werden nun als „Danke-Münster-Kollektion“ angeboten. Kein Wunder also, dass sie die Farben des münsterschen Katholikentags tragen: ein kräftiges Türkis und ruhiges Weiß.
Produkte bei Fans begehrt
Die aufgemöbelten Stücke sind bei Katholikentags-Fans begehrt. „Die erste Charge ist bereits weg“, erklärt Arzner und weist auf den Online-Shop unter www.katholikentag.de hin. Dort sind die Produkte aus den aufgearbeiteten Materialien je nach Modell zwischen 2,50 und acht Euro zu haben. Es gibt aber auch noch Kerzen und Kerzenständer, die deutlich teurer sind.
„Momentan ist die Nachfrage so groß, dass wir kaum mit der Produktion nachkommen“, freut sich der Technische Leiter der Werkstätten Karthaus, Hans Stein. Man habe bereits etwa 1.000 Stücke gefertigt. Für die Mitarbeiter der Werkstätten, in denen Menschen mit Behinderungen arbeiten, seien die Produkte „etwas Neues und Besonderes“. – „Wir haben den Katholikentag selbst mit einer Fußball-Gruppe besucht. Da ist die Identifikation bei der Arbeit hoch“, so Stein.
Wohin geht der Erlös?
Der Erlös aus dem Verkauf kommt dem Haushalt des Katholikentags zugute. „Zudem haben wir viele Sachen auch auf Lager genommen“, sagt Arzner. „Die werden beim nächsten Katholikentag oder ökumenischen Kirchentag wieder gebraucht.“