Gast-Kommentar vom Klaus Nelißen zum Thema: Wenn Kirche krank macht

Katholisch zu sein hat zunehmend Risiken und Nebenwirkungen

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Warum bleibt man katholisch? Diese Frage muss sich Klaus Nelißen in dieser Zeit des Öfteren gefallen lassen. In seinem Gast-Kommentar spricht er die vielen Frustrierten im Dienst der Kirche an und sucht die Mutigen, die auch weiterhin zum Katholisch-Sein stehen.

„Zu Risiken und Nebenwirkungen…“ Wenn dieser Hinweis fällt, ist klar: Was jetzt kommt, ist mit Vorsicht zu genießen. Und selten zuvor fühlte ich mein Katholisch-Sein mit so vielen Warnhinweisen versehen wie in diesem Jahr. Nicht erst durch den verunglückten Spot der SPD am Anfang der heißen Wahlkampfphase, bei dem es um Armin Laschet und den Katholizismus ging.

Selten zuvor musste ich so oft erklären, warum ich katholisch bleibe. Selten musste ich mich derart häufig fast entschuldigen, dass ich in der Kirche bin.

 

Viele Menschen frustiert

 

Der Autor
Klaus Nelißen ist stellvertretender Rundfunkbeauftragter der NRW-Bistümer beim WDR. Darüber hinaus wirkte der Pastoralreferent des Bistums Münster und ausgebildete Journalist bis Frühjahr 2019 für die katholischen ARD-Beauftragten bei „funk“, dem Online-Medienangebot für Jugendliche und junge Erwachsene.

„Zu Risiken und Nebenwirkungen…“ Selten zuvor habe ich mit so vielen Menschen gesprochen, die tatsächlich jemanden befragten – keinen Arzt oder Apotheker, dafür aber einen Therapeuten, eine Therapeutin. Menschen, die für die Kirche arbeiten und vorm Burnout stehen, oder die psychisch krank wurden, weil sie frustriert wurden, systematisch klein gehalten, oder weil sie ihre sexuelle Orientierung vernebeln mussten für den Dienstgeber.

Vielleicht liegt es daran, dass ich mich für die Segnungsgottesdienste um den 10. Mai eingesetzt hatte, für „#liebegewinnt“, dass ich in diesem Jahr mehr Menschen als sonst begegnet bin, die auf ihre Art Gezeichnete sind mit ihrem Katholisch-Sein – weil sie allzu lange stigmatisiert wurden.

 

Katholisch-Sein mit Vorsicht zu genießen

 

Ich hoffe, all jenen, die meine Kirche mit ihrer Engstirnigkeit verzwergen, werden eines Tages die Augen geöffnet. Dass sie sehen, welches Leid sie mit ihrer hartherzigen und vermeintlichen Rechtgläubigkeit all jenen angetan haben, deren Sehnsucht nach Heimat, ja, nach einem „Haus voll Glorie schauet“ auch authentisch und groß ist, regenbogen-groß.

Seit wann ist das Katholisch-Sein eigentlich dazu geworden, dass es mit Vorsicht zu genießen ist? Seit wann ist die Kirche eng geworden? Seit wann gilt nicht mehr: „Im Haus meines Vaters sind viele Wohnungen?“ Seit wann verbindet sich eigentlich mit dem Katholisch-Sein das „Es soll alles so bleiben, wie es war“ und nicht das „Seht, ich mache alles Neu?“

Wer sagt, dass Christmenschen per se die Ewig-Gestrigen sein müssen? Wer das nicht als selbsterfüllende Prophezeiung hinnehmen will, dass die Kirche hinterherhinkt; wer eine Kirche möchte, die auch vorneweg gehen kann, der möge sich gerne melden. Alle, die es gerne riskieren, katholisch zu sein und noch an die Nebenwirkung glauben, die uns verheißen ist: Das Reich Gottes.

Die Positionen der Gast-Kommentare spiegeln nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von "Kirche-und-Leben.de" wider.

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