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Beten Frauen eigentlich mehr als Männer? Und wie ist das mit Jugendlichen? Bei der neuen Veranstaltungsreihe „Theologie am Kaffeetisch“ in der Katholischen Akademie Stapelfeld sind ausdrücklich auch Erfahrungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer gefragt. Wie in der August-Ausgabe zum Thema „Beten“.
Stimmt das eigentlich? Beten Frauen wirklich mehr als Männer? Eine Frau wiegt auf die These einer anderen in der Runde skeptisch ihren Kopf hin und her. „Ich glaube, das stimmt nicht. Ich glaube, Männer geben es nur nicht zu.“ Einige lächeln und nicken, als sie ergänzt: „Aber beten tun viele trotzdem.“
Gemurmel kommt auf im Seminarraum vier der Katholischen Akademie Stapelfeld. „Männer haben wohl einfach andere Formen des Betens als wir“, meint eine andere Frau, um gleich darauf einen weiteren Aspekt ins Spiel zu bringen: Jugendliche. „Wie ist das eigentlich mit denen? Beten die denn überhaupt noch?“ Fragen, die auch andere an diesem Nachmittag bewegen.
Sorge um ein Wegbrechen des Glaubens
„Von meinen zehn Enkeln sind nur zwei getauft“, schildert eine Frau ihre Situation. „Und ich weiß nicht, ob mit denen überhaupt noch gebetet wird.“ Verzweiflung und Hilfslosigkeit werden spürbar, als sie ihren Eindruck auf den Punkt bringt: „Der Glaube bricht weg wie das Gletschereis am Südpol.“ Dabei seien ihre Söhne doch Messdiener gewesen und all das. „Es ist heute eine komplett andere Welt.“
Ihre Kuchenteller haben die meisten der mehr als 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer – drei Männer sind gekommen – schon zur Seite geschoben, als Marianne Hettrich die Gruppe einlädt, über ihre Gedanken zum Thema Beten zu sprechen. Männer und Frauen, die das Interesse daran in die August-Ausgabe des neuen Angebots „Über Gott und die Welt – Theologie am Kaffeetisch“ in der Katholischen Akademie Stapelfeld (KAS) geführt hat.
Altes Thema mit viel Stoff
Zuerst hat die Akademie-Dozentin sie für ein paar Minuten in der Akademie-Kapelle auf das Thema eingestimmt. Nach einer Vorstellungsrunde geht es am Kaffeetisch jetzt um die Fragen, die den Frauen und Männern unter den Nägeln brennen. Und schnell wird deutlich, dass Marianne Hettrich recht hatte mit ihrer Ankündigung: „Es ist ein altes Thema mit unheimlich viel Stoff!“ Auch Zündstoff.
Dazu zählen auch schmerzhafte eigene Erfahrungen. Wie die von dem Mann Anfang 60, der von seiner Kindheit auf dem Bauernhof erzählt und wie ihm das Beten dort verleidet worden sei. „Ich habe ein gespaltenes Verhältnis dazu, sagt er. Wir mussten als Kinder zu Hause lange Litaneien beten“, erinnert er sich. Zumeist, ohne etwas davon zu verstehen. „Erst später, in der kirchlichen Jugendarbeit, habe ich gelernt, was beten auch heißen kann: in sich gehen, meditieren und nicht Texte nur herunterlallern.“
Auch die Kirche hat Beten schwer gemacht