Vor einer Bundestagsdebatte am Donnerstag

Katholische Kirche lehnt Down-Syndrom-Bluttests ab

Die katholische Kirche warnt vor Routineuntersuchungen auf das Down-Syndrom. Es sei anzunehmen, dass sich dann die Einstellung zum Lebensrecht Behinderter verschiebe, sagte Bischof Gebhard Fürst.

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Die katholische Kirche warnt vor vorgeburtlichen Routineuntersuchungen auf das Down-Syndrom (Trisomie 21). Es sei anzunehmen, dass sich dann in der Bevölkerung die Einstellung zum Lebensrecht Behinderter verschiebe, sagte der Vorsitzende der Unterkommission Bioethik der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Gebhard Fürst.

Gentechnik und Biomedizin sorgten für eine tiefgreifende zivilisatorische Veränderung, so Fürst. Das bleibe besonders für ungeborenes Leben nicht ohne Folgen. Neue Technologien forderten stets die Prüfung, ob deren Nutzung verantwortbar sei: „Die Selektion menschlichen Lebens nach genetischen Kriterien verstößt gegen die unbedingte Pflicht, die Würde des Menschen von Anfang an zu achten.“

 

„Sagen wir Ja zu jedem Kind?“

 

Zur Bundestagsdebatte über Trisomie-Tests am Donnerstag äußerte sich auch der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki. Es beunruhige ihn, dass nur noch über eine Kostenübernahme durch Krankenkassen geredet werde, sagte Woelki der „Kölner Kirchenzeitung“. Viel wichtiger sei die Frage: „Sagen wir Ja zu jedem Kind?“ Er würde viel lieber darüber streiten, „ob wir es wirklich ernst meinen mit der Würde eines jeden einzelnen Menschen ungeachtet seiner Fähigkeiten, seiner Fitness, seines volkswirtschaftlichen Nutzens“.

Leider zeige die Praxis, dass nach Tests, die auf Gen-Defekte wie Trisomie 21 hindeuten, etwa 90 Prozent aller Föten abgetrieben würden. Dagegen stehe, dass Fördermöglichkeiten für diese Kinder so gut wie nie zuvor seien und aus ihnen „liebenswerte und zum Teil auch verblüffend kreative Menschen“ würden.

 

Rechtfertigungsdruck auf Eltern

 

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Thomas Sternberg, warnte davor, den Bluttest zur Normalität zu machen. „Ich befürchte, dass die unhinterfragte Verfügbarkeit dieses vermeintlich harmlosen Instruments am Ende einer selektiven Mentalität den Weg bahnt“, sagte Sternberg. Es dürfe nicht dazu kommen, dass sich Eltern rechtfertigen müssen, die diese Diagnostik „bewusst nicht in Anspruch nehmen“.

Auch der Deutsche Caritasverband und seine Fachverbände Sozialdienst katholischer Frauen und „Caritas-Behindertenhilfe und Psychiatrie“ sprachen sich gegen die Zulassung solcher Pränataltests als Regelleistung aus. Der Blick auf ein Leben mit Behinderung würde damit verändert. „Menschen mit Behinderung sind Mitglieder unserer Gesellschaft“, betonte Caritas-Präsident Peter Neher.

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