Cloppenburger Altenheim stellt Ethikkonzept in Zeiten von Corona vor

Kein Ausgang im Altenheim als Zeichen von Solidarität

Strenge Isolation im Altenheim stellt Bewohner und Mitarbeiter vor eine große Herausforderung. Für diese besondere Corona-Lage hat das Cloppenburger Altenheim St.-Pius-Stift ein eigenes Ethik-Konzept erarbeitet.

Anzeige

In den Zeiten der Kontaktbeschränkungen in Folge der Corona-Pandemie haben die Bewohnerinnen und Bewohner von Altenheim besonders zu leiden. Von heute auf morgen befanden sie sich praktisch in Isolation: keine Besuche von Freunden und Verwandten keine Spaziergänge draußen und keine Besorgungsgänge.

Das stellt nicht nur die Bewohnerinnen und Bewohner vor eine Herausforderung, sondern auch die Mitarbeitenden. Als erste von 28 Katholischen Altenheime im oldenburgischen Teil des Bistums haben nun das Pius-Stift in Cloppenburg, das Seniorenstift St. Franziskus in Molbergen und das Antonius-Stift in Emstek eine „ethische Stellungnahme als Orientierungshilfe“ für dieses Problem erarbeitet und veröffentlicht.

 

Ethik-Beratung gehört zum Profil

 

Stiftungsvorstand Matthias Hermeling betont, das Pius-Stift habe schon seit zehn Jahren die Ethik-Beratung in seinen Einrichtungen fest aufgenommen. „Das ist Ausdruck des christlichen Profils unserer Einrichtungen“ sagt er. „Diese Ethik-Beratung stellt ein Qualitätsmerkmal der stationären Altenhilfe im St. Pius-Stift dar, auf das wir sehr stolz sind.“

Zentrale Aussage des neuen Papiers angesichts der aktuellen Lage sei, „dass das Unterlassen des Ausgangs in der jetzigen Zeit gelebte Solidarität bedeutet“. Das sei auch  die innere Haltung der rund 500 Mitarbeitenden der drei Einrichtungen, so Hermeling bei der Vorstellung der ethischen Stellungnahme.

 

20 Experten haben mitgearbeitet

 

Der Ethikexperte des Landes-Caritasverbandes in Vechta, Stefan Kliesch, Diakon Peter Sandker, stellvertretender Pflegedienstleiter im Pius-Stift und 20 Moderatoren für ethische Fragen haben die Orientierungshilfe in einem längeren Diskussionsprozess erarbeitet.

Ziel bei der Erarbeitung des Papiers war, die Bewohnerinnen und Bewohner zu schützen, gleichzeitig aber so wenig wie möglich einzuengen. „Das ist ein Spagat“, sagte Diakon Sandker, „nicht nur zwischen den gesetzlichen Vorgaben, sondern auch zwischen den Wünschen der Senioren und deren Angehörigen“.

 

Freiwilliger Verzicht ist gefragt

 

Es bedeute, dass die Mitarbeitenden „in intensiven und einfühlsamen Gesprächen mit den alten Menschen“ diese von einem freiwilligen Verzicht eines Ausgangs überzeugen sollen. Größtenteils sei das bereits gelungen, sagte Sandker.

Von den etwa 390 Bewohnerinnen und Bewohner in den Einrichtungen hätten sich drei gegen einen freiwilligen Verzicht entschieden. Sie müssten allerdings dann mit den Konsequenzen leben, betonte Sandker.

 

Manche leben dann isoliert

 

Das bedeute: Diese Bewohner lebten dann isoliert auf ihren Zimmern, und nähmen dort auch die Mahlzeiten ein. Alle Gemeinschaftsveranstaltungen der Häuser seien für diesen Personenkreis für zwei Wochen untersagt. „Das tragen wir auch mit“, sagt Pflegedienstleiter Aloys Freese.

Alternativ werde den Ausgehwilligen eine Begleitung bei einem Spaziergang durch den Park, oder beim Zeitschrifteneinkauf am Kiosk durch Betreuungskräfte des Hauses angeboten, selbstverständlich immer mit Abstand, Mundschutz und Desinfizierung. „Die Begleitung durch einen Angehörigen reicht leider nicht aus“, bedauert Freese.

 

Es gibt Solidarität von außen

 

Solidarität von außen erfuhren die Bewohnerinnen und Bewohner durch Aktivitäten. und Besuche von außerhalb. Der Heimatverein Cloppenburg gab am Muttertags-Wochenende ein Leierkastenkonzert und die Frauen unter den Bewohnern wurden vom Förderkreis mit einer Rose überrascht.

Zudem überreichte Heinrich Siefer, Dozent an der Katholischen Akademie Stapelfeld und Fachmann für Plattdeutsch, Texte für Maiandachten, Gebete und Spruchkarten an die Seniorinnen und Senioren.

 

Ratgeber auch für andere Heime

 

Die ethische Orientierungshilfe steht allen 28 katholischen Heimen im Landes-Caritasverband für Oldenburg zur Verfügung und ist unter www.pius-stift.de einzusehen und runterzuladen.

250 Plätze stehen Im Pius-Stift in Cloppenburg stehen den Seniorinnen und Senioren 250 Plätze zur Verfügung, im Seniorenstift St. Franziskus in Molbergen sind es 52 und im Antonius-Stift in Emstek 84 Plätze. Alle werden von der St. Pius-Stiftung unterhalten.

Anzeige