Themenwoche "Seniorenheime unter Kostendruck" (1): Die Finanzierung

Kein Geld vom Bischof: So finanzieren sich katholische Altenheime

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Finanzielle Sicherheit, weil der Bischof zahlt? Dieses Vorurteil hat nichts mit der Wirklichkeit in Altenheimen zu tun. Wie Altenheime wirtschaften und warum auch sie pleitegehen können.

Katholische Altenheime werden wie jeder Wirtschaftsbetrieb geführt. Geld der Kirche ist nirgends im Spiel, Betreiber müssen Kosten und Einnahmen genau kalkulieren. Der Unterschied: Sie arbeiten gemeinnützig. Ein möglicher Überschuss geht in die Rücklage und wird in die tägliche Arbeit und das Haus investiert. Private Heime dagegen schütten den Gewinn an ihre Teilhaber aus.

Vor einem möglichen Überschuss müssen die Heime etwas einnehmen. Dazu tragen die Bewohner eines Heims mit einem Eigenanteil bei. Im Schnitt müssen Bewohner in Nordrhein-Westfalen für einen Pflegeplatz 2.350 Euro zahlen. Die Pflegeversicherung erstattet dem Heim zusätzlich die Pflegekosten, je nach Pflegegrad des Bewohners.

Zahlung nach Tarif

Der Betrieb eines Heims ist in vielen Einzelheiten geregelt durch behördliche Vorgaben und Tarifverträge. Tarifverträge jedenfalls für die Heime, die ihre Mitarbeiter danach bezahlen – wie die Kirche. In der Regel machen Personalkosten dann 80 Prozent der Kosten eines Heims aus.

Fachleute der NRW-Caritas haben vor zwei Jahren für ein durchschnittliches Heim mit 80 Plätzen im Münsterland den monatlichen Eigenanteil der Bewohner von 2.350 Euro pauschal aufgeschlüsselt: 800 Euro anteilige Pflegekosten, 1.000 Euro Unterkunft und Verpflegung, 550 Euro Investitionskosten.

Knapp kalkuliert auch beim Essen

Die 1.000 Euro für Unterkunft und Verpflegung bedeuten im Endeffekt zum Beispiel, dass vielleicht nur fünf bis sechs Euro am Tag für Essen ausgegeben werden können. Weil daneben auch der ganze alltägliche Betrieb vom Gärtner bis zur Wäscherei finanziert werden muss.

Die Pflegekosten werden bestimmt durch eine noch junge gesetzliche Vorgabe. Mindestens 50 Prozent der Mitarbeitenden müssen ausgebildete Fachkräfte sein. Das hat viele private Heime in Schwierigkeiten gebracht, die zuvor anders gearbeitet hatten. Dort war die Beschäftigung von Fachkräften und die Zahlung nach einem Tarifvertrag weniger stark ausgeprägt.

Gewinnorientierung wird zum Problem

Private Heime gibt es erst seit 1995. Damals wurde die Pflegeversicherung eingeführt. Zuvor waren die Altenheime Sache der Wohlfahrtsverbände. Inzwischen haben Investment-Gesellschaften darin einen ergiebigen Markt entdeckt und legen ihr Geld in Pflegekonzernen an. Mit dem Ziel, größtmöglichen Gewinn zu erzielen.

Diese Entwicklung sehen nicht alle Experten positiv. Sozialexperten wie der Theologe Andreas Lob-Hüdepohl sprechen von einer „Ver-Marktlichung“ des Gesundheitswesens. Nicht mehr die „hilfreiche“ Hilfe stehe dort im Vordergrund, sondern die „gewinn-orientierte“. Auch die Gewerkschaften sind skeptisch. Fachleute dort sprechen sich wegen der Arbeitsbedingungen schon lange für eine Rückkehr zu einer rein gemeinnützigen Altenpflege aus.

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