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"Caritas international" beklagt lebensgefährliche Umstände bei humanitärer Hilfe in der Ukraine wegen zunehmender Angriffe auf zivile Ziele. Wegen der russischen Angriffe seien viele Menschen ohne Strom, Heizung und Wasser. Das Hilfswerk Renovabis spricht von einer "perfide Strategie", Menschen des Schutzes vor dem Winter zu berauben.
"Caritas international", das Hilfswerk der deutschen Caritas, beklagt lebensgefährliche Umstände bei humanitärer Hilfe in der Ukraine. Zunehmende militärische Angriffe auf zivile Ziele erschwerten die Hilfe massiv, teilt die Organisation mit. Unter anderem müssten aufgrund der Sicherheitslage in dieser Woche die 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Caritas Mariupol aus dem Osten des Landes nach Tscherkassy im Zentrum der Ukraine gebracht werden.
"Soweit es uns möglich ist, halten wir die Hilfe im ganzen Land aufrecht. Aber so wie alle anderen Ukrainer müssen auch wir als Caritas-Helfer immer öfter über längere Zeiträume in Luftschutzbunkern Zuflucht suchen. Zudem werden für uns die Wege zu den Hilfesuchenden immer gefährlicher", sagt die Direktorin der Caritas Ukraine, Tetiana Stawnych, gegenüber "Caritas international".
Kaum Heizmaterial - auch Feuerholz knapp
Bereits im April war bei einem russischen Angriff das Caritas-Sozialzentrum in Mariupol vollständig zerstört worden. Damals waren zwei Caritas-Mitarbeiter und fünf Familienangehörige ums Leben gekommen. Zuletzt hatte es den Angaben zufolge Anschläge auf Verteilstellen und Hilfskonvois humanitärer Hilfsorganisationen gegeben.
Große Sorge bereite den Caritas-Helfern der nahe Winter, da Heizmaterial jeder Art im Land schon jetzt extrem knapp sei und es keine Importmöglichkeiten gebe, heißt es weiter. Selbst Feuerholz sei rar.
Landesweit sind in der Ukraine rund 1.000 Caritas-Mitarbeitende und viele Freiwillige im Einsatz. Zu den Hilfen gehören Essenspakete, Notunterkünfte, medizinische Hilfe und Beratung von Kriegstraumatisierten. Mehr als eine Million Menschen konnte laut Caritas bislang erreicht werden.
Rotes Kreuz: Häuser reparieren, ehe es minus 20 Grad kalt wird
Das Internationale Rote Kreuz (ICRC) verurteilt die Angriffe auf die Energie-Infrastruktur der Ukraine scharf. "Wir haben von Anfang an betont, dass zivile Infrastruktur nach dem humanitären Völkerrecht niemals Ziel militärischer Gewalt sein darf", sagt ICRC-Sprecher Achille Després aus Kiew dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland". Die Nachfrage nach humanitärer Hilfe sei enorm. Dass seit Tagen die kritische Infrastruktur unter Beschuss stehe, verschärfe die Lage.
"Angesichts der immer neuen Angriffe sind wir sehr besorgt, dass dieser Winter für viele Menschen in der Ukraine sehr hart werden wird", so Després. Viele Häuser seien schwer beschädigt und müssten schnell repariert werden. "Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit, weil die Temperaturen bald sehr stark fallen und es in einigen Teilen des Landes bis zu minus 20 Grad kalt werden kann."
Renovabis: Perfide Strategie der Angriffe auf Infrastruktur
Auch das katholische Osteuropa-Hilfswerk Renovabis warnt vor einem schwierigen Winter in der Ukraine. Wegen der russischen Angriffe auf ukrainische Städte seien viele Menschen ohne Strom, Wasser und Heizung in ihren Häusern, sagt Renovabis-Geschäftsführer Markus Ingenlath dem Kölner "Domradio". Es sei eine "perfide Strategie", Menschen des Schutzes vor dem Winter zu berauben.
Mit Blick auf ukrainische Geflüchtete in Deutschland verweist Ingenlath auf aktuelle Hilferufe aus den Kommunen. "Wir können jetzt nicht nur - wie über den Sommer hinweg - mit der Solidarität vieler Bürger in Deutschland rechnen, die über Wochen und Monate ukrainische Flüchtlinge aufgenommen haben", sagt er. "Jetzt müssen auch die Kommunen in die Lage versetzt werden, mit diesen Flüchtlingen umzugehen."