Vor der 4. Synodalversammlung: Thomas Söding

„Keine Angst vor mutigen Entscheidungen!“ - Delegierte zum Synodalen Weg

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Heute beginnt die vierte Synodalversammlung in Frankfurt – mit großen Themen zur Beschlussfassung. Was erwarten, was hoffen, was befürchten Delegierte aus dem Bistum Münster? „Kirche-und-Leben.de“ hat acht von ihnen gefragt. Heute: Thomas Söding. Der Theologie-Professor aus Münster ist Vizepräsident des Synodalen Weges und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, arbeitet im Synodalpräsidium und im Synodalforum „Macht und Gewaltenteilung in der Kirche“ mit.

Welche Rolle sollte die Dauerkrise in Köln bei den Beratungen in Frankfurt spielen?

Beispiele aus Diözesen, in denen es funktioniert, helfen uns weiter. Die Kölner Krise ist symptomatisch: Wir brauchen eine Strukturveränderung und im Grunde eine Verfassungsreform. Sonst geht es mit dem Bischofsamt weiter bergab, hunderttausende Engagierte werden weiter frustriert, die Menschen stimmen weiter mit den Füßen ab und bleiben weg oder treten aus. Wir dürfen uns aber nicht auf das fixieren, was alles schiefläuft, sondern sollten uns auf das konzentrieren, was verändert werden muss und kann. Die katholische Kirche kann mehr, als sie derzeit den Eindruck erweckt: mehr Glaube, mehr Geist, mehr Freiheit und Verantwortung.

Bei der nächsten Synodalversammlung stehen wegweisende Beschlüsse etwa zum Zölibat, zu queerer Sexualität, womöglich zu einem dauerhaften Synodalen Rat an. Was sind bei diesen Themen Ihre Hoffnungen, was Ihre Sorgen?

Die Themen sind wichtig. Die Beschlüsse sind sehr gut vorbereitet. Sie sind realistisch, was die Möglichkeiten von Veränderungen in Deutschland angeht. Sie machen auch klar, wo ein Beitrag aus Deutschland die Weltkirche voranbringen kann. Sie sind aber vor allem relevant, weil sie echte Veränderungen anstoßen: mehr Möglichkeit, mehr Gerechtigkeit, mehr Beteiligung. Ich hoffe, dass offen und ehrlich gesprochen wird. Ich hoffe, dass es keine Angst vor mutigen Entscheidungen gibt. Ich habe keine Sorgen; ich bin aber fest entschlossen, alles zu tun, damit die Reformanliegen nicht erneut von einer kleinen Minderheit diffamiert werden, im Inland wie im Ausland. 

Was, wenn es bei diesen Themen zu mehrheitlichen Ablehnungen durch die Bischöfe käme?

Es wird wieder zum Schwur kommen. Die Zustimmung einer qualifizierten Mehrheit ist das A und O. Wenn die nicht kommt, gibt es ein Riesenproblem: Die Akzeptanz dieses für die katholische Kirche wesentlichen Amtes im Kirchenvolk würde weiter geschwächt. Die Gläubigen wollen sehen, wo die Bischöfe stehen, die Bischöfe sollten erkennen, was die Stunde geschlagen hat. Sie haben ihre ureigene Aufgabe, für die Einheit des Glaubens einzustehen. Deshalb dürfen sie nicht die Gralshüter des Traditionalismus sein. 

Was muss für Sie am Ende dieser vierten Synodalversammlung stehen?

Ich setze mich nicht unter Druck und lasse mich auch nicht unter Druck setzen. Die vierte Synodalversammlung ist erneut eine große Chance. Alle bisherigen Chancen hat die Kirche genutzt. Warum sollte es jetzt anders sein? Und wenn Abstimmungen anders ausgehen, als ich es wünsche: Der Geist weht, wo er will.

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