Stellungnahme des Bistums Münster zur Missbrauchsstudie für das Bistum Essen

Keine neuen Erkenntnisse - Konsequentes Durchgreifen - Fehler eingeräumt

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Zur Missbrauchsstudie für das Bistum Essen erreichte uns folgende Mitteilung des Bistums Münster. Diese veröffentlichen wir hier im Wortlaut.

Am 14. Februar ist die Studie zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im Bistum Essen veröffentlicht worden. Einige wenige Medien haben daraus abgeleitet, die Studie liefere „neue Erkenntnisse zu Münsters Bischof Genn“, der von 2003 bis 2009 Bischof von Essen war, und werfe „einen Schatten“ auf ihn. Diese Schlagzeilen wurden veröffentlicht, obwohl die Studie Bischof Genn tatsächlich „kein konkretes Versagen im Einzelfall“ nachweist.

Der Bischof von Münster, Felix Genn, befand sich vom 12. bis zum 21. Februar aus Anlass des 40-jährigen Jubiläums der Partnerschaft des Bistums Münster mit fünf nordghanaischen Bistümern in Ghana. Nach der Rückkehr des Bischofs nimmt das Bistum nun anhand der Fälle, auf die sich die Schlagzeilen insbesondere bezogen, wie folgt zu der Studie und den sich daran anschließenden Veröffentlichungen Stellung:

Fall des Priesters R. W.

In den Medien wird insbesondere auf den Fall des Priesters R.W. eingegangen, der ein mindestens grenzüberschreitendes, unangemessenes Verhalten gegenüber dem Mädchen Anna K. gezeigt hat. Ob sexualisierte Gewalt stattgefunden hat, konnte laut der Studie nicht geklärt werden. In der Studie wird detailliert das Vorgehen von Bischof Genn in diesem Fall geschildert. So wurde R.W. unmittelbar nach Bekanntwerden der Vorwürfe durch den Bischof beurlaubt.

Obwohl die strafrechtliche Anklage eingestellt wurde und das sich daran anschließende kirchenrechtliche Verfahren zu dem Ergebnis kam, dass keine Straftat vorliegt und R.W. „durch die lange Beurlaubung von seinem Pfarramt genug bestraft“ sei, hielt der Bischof an der Beurlaubung von R.W. fest und ordnete eine Begutachtung an. Zudem untersagte der Bischof ihm den Einsatz in der Pfarrei von Anna K.. Hierzu heißt es in der Studie: „Die im Juni 2008 getroffene Entscheidung, R.W. nicht wieder in St. M. einzusetzen… wird von der Familie von Anna K. mit Erleichterung aufgenommen.“ Die Entscheidung führte zu massiven Protesten von Pfarreimitgliedern gegen Bischof Genn. Die Studie macht im Blick auf diesen Fall auch sehr deutlich, wie sehr R.W. sich durch Bischof Genn „vorverurteilt und ungerecht behandelt“ fühlt.

Bistum weist Vermutung der "Schuldabwehr" zurück

In diesem Zusammenhang wird aus einem Schreiben des Bischofs vom Juli 2008 zitiert. Darin bringt er seine Hoffnung zum Ausdruck, die Familie von Anna K. könne die eigenen „möglicherweise kleinen oder größeren Anteile am Zustandekommen der unguten Situation sehen und sich damit kritisch auseinandersetzen und dass Sie selbst auch Wege der Versöhnung suchen und gehen“. Hieraus leiten die Verfasser der Studie und einige Medien die Vermutung (!) einer „Schuldabwehr“ und des Abschiebens von Verantwortung ab. Dem widerspricht schon die Tatsache – die in der Studie selbst genannt wird – , dass Bischof Genn schon im Mai 2007 im Blick auf R.W. deutlich gemacht hat, dass „dessen eigene Handlungen für die Situation verantwortlich“ sind.

Mit der Formulierung in dem Brief vom Juli 2008 ist lediglich gemeint, dass die Familie den Fall zunächst nicht beim Bistum Essen zur Anzeige gebracht hatte. Sie lehnte, so heißt es in der Studie, zunächst „auch die Mitwirkung an der kirchenrechtlichen Voruntersuchung ab“.

Bistum: Genn sah Schuld allein bei R.W.

In keiner Weise ging es Bischof Genn darum, die Schuld auf andere abzuwälzen, schon gar nicht auf die Familie des Mädchens. Dies geht aus der öffentlich einsehbaren Studie klar hervor, die das detailreich belegt. Vielmehr zeigt auch das weitere Verhalten von Bischof Genn, dass er die Schuld einzig und allein bei R.W. sah. Auf Grundlage der angeordneten Begutachtung machte Bischof Genn R.W. die Auflage, eine Psychotherapie zu durchlaufen.

Obwohl die Gutachter einen möglichen Einsatz von R.W. in Feldern für möglich hielten, wo er keinen Kontakt zu Kindern oder Jugendlichen hat, setzte Bischof Genn ihn in seiner Amtszeit als Bischof von Essen überhaupt nicht mehr in der Seelsorge ein. Im Gegenteil: er versetzte ihn, schon zum Bischof von Münster ernannt und kurz vor seiner Amtseinführung, noch in den einstweiligen Ruhestand.

Bistum: Nicht vertuscht, sondern aufgedeckt

Die Studie liefert in diesem Fall keine Erkenntnisse für ein Fehlverhalten von Bischof Genn. Im Gegenteil: Sie bestätigt mehrfach ausdrücklich, dass der Bischof äußerst konsequent vorgegangen ist. Dies gilt im Hinblick auf den Täter, dies gilt im Hinblick auf die Einsatzgemeinde, die mit größter Vehemenz den erneuten Einsatz des Beschuldigten forderte. Dies gilt im Blick auf die Familie, der Therapie und Begleitung angeboten wurde.

Immer wieder wurde vom Bischof und von den Mitarbeitenden des Bistums die Einhaltung der Ordnung, die Einhaltung der Auflagen und das korrekte Bearbeiten des Falles angemahnt und durchgeführt. In seinen Maßnahmen gegen R.W. ging Bischof Genn mehrfach über das hinaus, was Untersuchungen oder Begutachtungen an Maßnahmen vorschlugen. Die Studie belegt genau das Gegenteil von den Verdächtigungen, die manche Medien vornehmen: Es wurde nicht vertuscht, sondern aufgedeckt. Es wurde ein korrektes Verfahren mit scharfer Bestrafung durchgeführt. Etwas anderes zu behaupten, entspricht nicht den Fakten, die öffentlich einsehbar sind.

Bistum: Keine neuen Erkenntnisse

Zum Fall des Priesters A., der in einigen Medien auch kritisch kommentiert wird, hat sich Bischof Genn bereits am 22. November 2019 in einem Offenen Brief ausführlich geäußert. Auch, wenn er in seiner Amtszeit als Bischof von Essen nichts von dem Fall wusste, hat er damals gleichwohl deutlich gemacht: „Ich weiß, dass ich als Bischof von Essen damals Verantwortung trug und deshalb alle um Entschuldigung bitte, die sich jetzt hintergangen oder betrogen fühlen. Insbesondere gilt diese Bitte ausdrücklich denen, die der Priester missbraucht hat und die nicht verstehen können, dass er weiter als Priester tätig sein durfte.“

Neue Erkenntnisse zum Verhalten von Bischof Genn in diesem Fall liefert die Essener Studie nicht.

Wer sich ein eigenes Bild davon machen möchte, was die Studie sagt und was nicht, findet sie hier.

- Ende der Mitteilung des Bistums Münster -

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