Der Wallfahrtsort am Niederrhein macht das Gnadenbild vorzeitig zugänglich

Kevelaer zu Corona-Zeiten: "Die Trösterin ist unser Kapital"

In Kevelaer, dem zweitgrößten Marienwallfahrtsort Deutschlands, wird Maria als die "Trösterin der Betrübten" verehrt. Wegen der Corona-Epidemie wurden das Gnadenbild schon früher zugänglich und besondere Angebote gemacht.

 

Anzeige

Es sind nicht die großen Menschenmassen, die sich an dem Bildnis der Consolatrix afflictorum in der Kevelaerer Gnadenkapelle vorbeischöben. Aber kontinuierlich halten Frauen und Männer vor dem Kupferstich inne, um ihre Sorgen und Nöten vor der Trösterin der Betrübten zum Ausdruck zu bringen.

Während die Straßen und Plätze in Kevelaer wie leer gefegt sind, suchen zahlreiche Frauen und Männer die Nähe zum Herzstück der Wallfahrt, der Barockkapelle, in der das Bild mit der Schutzmantelmadonna zu sehen und zu betrachten ist. Ein mit Perlen und Schmuckstücken verziertes „kleines“ Bildchen, wie Papst Johannes Paul es ergriffen bei seinem Besuch 1987 in Kevelaer beschrieben hat.

 

"Kein Ansturm, aber deutlich mehr als sonst"

 

Die Wallfahrtsleitung hat das Bedürfnis der Menschen schnell erkannt und entsprechend reagiert. „Wir haben das Gnadenbild, das sonst erst zum Beginn der Wallfahrtszeit geöffnet wird, jetzt schon den Menschen zugänglich gemacht“, sagt Pastoralreferent Bastian Rütten zu "Kirche-und-Leben.de". Außerdem hätten sie zwei Bänke dazugestellt, damit sich die Menschen vor der Kapelle aufhalten könnten.

Auch würden immer wieder Kerzen aufgestellt und angezündet, hat Rütten beobachtet. Ein deutliches Zeichen, dass die Menschen den Kapellenplatz zum Gebet aufsuchten. „Es ist nicht der Ansturm in rauen Mengen“, sagt er, „aber es sind deutlich mehr Menschen als sonst in dieser Zeit.“

 

Messen und ökumenische Gottesdienste online

 

Pastoralreferent Bastian Rütten (links) und Wallfahrtsrektor Gregor Kauling.Vor dem Gnadenbild von Kevelaer: Pastoralreferent Bastian Rütten (links) und Wallfahrtsrektor Gregor Kauling. | Foto: Jürgen Kappel

Die Wallfahrtleitung hat auch ihr liturgisches Programm den veränderten Bedingungen angepasst. Von Montag bis Samstag wird von dem katholischen Fernsehsender EWTN und auf der Homepage www.wallfahrt-kevelaer.de die heilige Messe um 11.30 Uhr übertragen, natürlich ohne Gemeinde. Das gleiche gilt für die Vorabendmesse am Samstag um 18.30 Uhr.

Ein spezielles Angebot in dieser Krisenzeit ist der „Zeitpunkt Trost“, der täglich um 12.15 Uhr über den Fernsehsender und die Homepage übertragen wird. Die christlichen Kirchen in Kevelaer gestalten diese Gebetseinheit gemeinsam. Sowohl die evangelische Pfarrerin Karin Dembeck und der freikirchliche Pfarrer David Burau als auch die beiden katholischen Pfarrer, Gregor Kauling von St. Marien und Andreas Poorten von St. Antonius, unterstützen diese Idee und sind in dem Vorbereitungsteam. „Auf diese Weise kommen viele Impulse, Gebete und musikalische Elemente zum Tragen“, erläutert Rütten. „Wir sind insofern Gastgeber, als dieses Angebot aus der Marienbasilika übertragen wird.“

In den katholischen Kirchen liegt in diesen Tagen auch ein eigens für diese Zeit gestalteter Gebetszettel aus. „Pfarrer Gregor Kauling hat ein Gebet mit dem Titel ‚Maria Trösterin‘ geschrieben“, sagt Rütten. Mit einfühlsamen Worten möchte Kauling den Blick der Menschen, die Trost und Beistand suchen, auf die Gottesmutter lenken. „Die Trösterin ist doch unser Kapital“, sagt Rütten. „Wenn nicht jetzt, wann dann.“

Auch im oldenburgischen Marien-Wallfahrtsort Bethen (Kreis Cloppenburg) sind alle öffentlichen Gottesdienste abgesagt. Er werde jedoch täglich einen Gottesdienst in der Wallfahrtsbasilika feiern, sagt der Wallfahrtsrektor, Prälat Dirk Költgen. Dort nehme er auch alle Anliegen der Gemeinde mit auf. Das gelte auch für die Fürbitten aus der Gnadenkapelle mit dem Schmerzensbild der Gottesmutter. Diese Anliegen der Pilger werden dort nicht in einem Fürbittbuch gesammelt, sondern in einem besonders gestalteten Krug. Er steht auf den Stufen des Altars vor dem Gnadenbild. Beter können von einem Ständer vorgedruckte Karten nehmen, ihre Anliegen dort eintragen und in den Krug legen. An jedem zweiten Mittwoch des Monats nehme er den Krug mit in den Wallfahrtsgottesdienst, sagt Költgen. Dort nehme er sie bei den Fürbitten besonders auf. Anschließend würden die Karten vor der Gnadenkapelle an einer offenen Feuerstelle verbrannt. | Franz Josef Scheeben

Anzeige