KIRCHE+LEBEN-INTERVIEW

KFD im Bistum Münster zu Mechthild Heil: Abgrenzung nach rechts in Gefahr

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Die KFD im Bistum Münster distanziert sich von der Bundesvorsitzenden, die zugleich CDU-Abgeordnete ist. Was soll jetzt werden, Andrea Temming?

 

Warum fordern Sie den Rücktritt der KFD-Bundesvorsitzenden Mechthild Heil?

In unserem Statement fordern wir Konsequenzen von Frau Heil. Hier gibt es einen Spielraum. Den Rücktritt haben wir explizit nicht gefordert, schließen ihn aber nicht aus.

Was würde sich konkret ändern, wenn Frau Heil diese Konsequenzen zieht?

Wir als KFD stehen für Werte wie Vielfalt, Diversität und Menschenwürde. 2020 haben wir in der Bundesversammlung eine Unvereinbarkeitserklärung verabschiedet, in der wir uns klar positionieren: Eine Mitgliedschaft in der KFD schließt eine Mitgliedschaft in der AfD aus.

Und hier kommt es zum Knackpunkt: Mit dem Abstimmungsverhalten haben die CDU und auch Frau Heil billigend eine Zusammenarbeit mit ebendieser AfD in Kauf genommen. Das geht gegen unsere Werte als KFD, die wir 2024 mit einem Positionspapier gegen Rechtsextremismus und Rechtspopulismus auch noch einmal bekräftigt haben.

Gerade als christlicher Interessensverband ist es für uns besonders wichtig, dass wir durch unser Handeln glaubwürdig sind und unsere Mitglieder wissen, dass sie sich auf uns, auf die KFD, verlassen können. Weil wir für die Werte einstehen, die wir gemeinsam vertreten. Diese Abgrenzung nach rechts, dieses Einstehen für unsere Werte sehen wir in Gefahr. Deshalb war es für uns auch so wichtig, hier eindeutig Stellung zu beziehen. Wenn Mechthild Heil sich entscheidet, Konsequenzen zu ziehen, würde sie damit ein starkes Signal senden. Und zwar, dass sie die Spaltung der Gesellschaft und der KFD wahrnimmt und durch ihre eigene Rolle nicht befeuern möchte.

Was sagen Sie zur Kritik aus den Unionsparteien, die Kirche solle sich aus der Politik heraushalten?

 

Ich zitiere aus dem Gastkommentar in Kirche+Leben von Theologieprofessor Matthias Remenyi: „Wer das Evangelium ernst nimmt, kann nicht unpolitisch sein. Von Anfang an ist das Christentum eine öffentliche und insofern auch eine politische Religion.“ Kirche war immer politisch. Eine ehrliche Auseinandersetzung mit der geäußerten Kritik wäre angemessen und respektvoll, nicht nur dann, wenn es opportun ist.

Wir begrüßen die Abgrenzung der Kirchen vom Abstimmungsverhalten der CDU am 29. Januar und 31. Januar sehr. Nie war es so wichtig, sich klar gegen Rechtspopulismus und Rechtsextremismus auszusprechen.

Mir ist es auch sehr wichtig zu betonen, dass wir als Verband für eine offene, vielfältige und demokratische Diskussionskultur stehen. Diverse Rückmeldungen, sowohl kritischer als auch positiver Natur aus verschiedenen Teilen der Zivilgesellschaft müssen politischen Parteien grundsätzlich willkommen sein. So verstehen und leben wir Demokratie. Und das erwarten wir auch von unseren Parteien.

Unsere Werte fußen auf der Lehre Jesu Christi und die ist in sich selbst politisch.

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