Beitragserhöhung sorgt allerdings für Ärger

KFD in Ahaus-Wüllen wendet eine Verbands-Auflösung ab

  • Mitglieder der Katholischen Frauengemeinschaft (KFD) in Ahaus-Wüllen wollen ihren Verband auch ohne ein Leitungsteam weiterführen.
  • Bei einer Generalversammlung stimmten 22 Mitglieder für den Erhalt des örtlichen Verbands, 19 Frauen sprachen sich für eine Auflösung aus.
  • Diskussionsbedarf sehen die Frauen bei den gestiegenen Mitgliedsbeiträgen von jährlich 25 Euro auf 40 Euro.

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In der 350 Mitglieder zählenden Katholischen Frauengemeinschaft (KFD) in Ahaus-Wüllen wird versucht, weiterhin im KFD-Diözesanverband Münster zu bleiben und die Arbeit auch ohne ein Leitungsteam und einer Teamsprecherin fortzusetzen. Während einer außerordentlichen Generalversammlung scheiterte ein Antrag auf Auflösung des örtlichen Verbands.

Eine Mehrheit von drei Viertel der anwesenden Mitglieder hätte für die Auflösung stimmen müssen. Doch es kam anders: Von den 44 im Pfarrheim St. Andreas versammelten Frauen votierten 19 für die Auflösung des Verbands, 22 sprachen sich dagegen aus, drei enthielten sich.

Kein KFD-Leitungsteam in Sicht

„Wir respektieren das Ergebnis. Es ändert aber nichts an unserer Situation“, sagt Maria Hassels, die seit langer Zeit Mitglied der KFD ist und im Leitungsteam engagiert ist. Hassels hätte sich eine Auflösung gewünscht, weil dies ein klarer Schnitt geschnitten wäre: „Wir müssen die Tatsachen sehen: Das Leitungsteam beendet Ende 2023 endgültig seine Arbeit. Ein neuer Vorstand ist nicht in Sicht. Wer will die Arbeit weitermachen? Die Frage bleibt ungelöst.“

Zum Hintergrund: Auf der Generalversammlung Anfang März stellte sich das gesamte Leitungsteam nicht wieder zur Wahl und trat somit zurück. Ein neues Team wurde trotz aller Bemühungen nicht gefunden. Zurzeit befindet sich die KFD Wüllen in einer Vakanz.

Hoher Altersdurchschnitt der Mitglieder

„Der Altersdurchschnitt unserer Mitglieder liegt bei weit über 70 Jahren. Jüngere Mitglieder sind nicht in Sicht. Die Frage der Auflösung stand somit zwangsläufig im Raum“, sagt Maria Hassels.

Auf Bitten zahlreicher Frauen hatte sich das bisherige Leitungsteam bereit erklärt, das Jahresprogramm bis Ende 2023 fort- und durchzuführen. Wie die bisherige Teamsprecherin Rita Gewers sagt, werde das auch so weiterhin gehandhabt.

Steigende Mitgliedsbeiträge in der Kritik

Neben dem fehlenden Nachwuchs sorgt vor allem die Erhöhung der Mitgliedsbeiträge für heftige Diskussionen und Kritik: Der Jahresbeitrag erhöht sich ab 2024 von 25 Euro auf 40 Euro. Im örtlichen Verband verbleiben von den 40 Euro nur 7,50 Euro. „Das ist für viele unserer Frauen nicht verständlich. Sie leisten ohnehin schon viel ehrenamtliche Arbeit für die Kirche und den Verband. Jetzt kommt diese Beitragserhöhung. Diese lehnen viele ab“, sagt Maria Hassels. 

Seit Bekanntwerden der Beitragserhöhung haben 20 Frauen in Wüllen den Verband verlassen, und viele weitere werden folgen, schätzt das Leitungsteam. Gerade in Zeiten der Inflation sei der Zeitpunkt der Erhöhung der Mitgliedsbeiträge sehr unglücklich. „Wie viele Frauen gewillt sind, den höheren Beitrag zu zahlen, wissen wir nicht. Es ist mit weiteren Austritten zu rechnen“, sagt Hassels.

Verband bietet Vorteile

Auf der Generalversammlung erklärten sich einige Frauen bereit, Anfang 2024 einen „Runden Tisch“ bilden zu wollen, um einige gemeinsame Aktivitäten auch ohne ein Leitungsteam fortzuführen. „Wir könnten einige Ausflüge und Spieleabende organisieren, aber auch liturgische Angebote machen. Vielleicht klappt das mit einer lockeren Runde, die das vorbereitet. Wenn wir das wollen, brauchen wir keine Auflösung des Verbands“, argumentierte eine KFD-Frau für die Fortführung des örtlichen Verbands.

Auch den erhöhten Jahresbeitrag könne man rechtfertigen mit dem Engagement der KFD für mehr Gleichberechtigung der Frauen in Kirche und Gesellschaft, gegen die Altersarmut von Frauen und für die Forderung nach gleichem Lohn für gleiche Arbeit.

Kirchliches Engagement bleibt

Mit diesen Vorteilen einer KFD-Mitgliedschaft konnten zahlreiche Teilnehmerinnen überzeugt werden, weiterhin an der örtlichen Frauengemeinschaft festzuhalten, statt Mitglied in einer benachbarten KFD-Gemeinschaft in Ahaus oder Wessum zu werden oder ganz den Verband zu verlassen.

„Egal, wie es im Verband weiterläuft, wir bleiben kirchlich engagiert“, sagt Rita Gewers beeindruckt vom Abstimmungsverhalten, ohne an der Vakanz des Leitungsteams etwas ändern zu wollen. Sie hatte für eine Auflösung plädiert.

Ortsgruppen treten aus Diözesanverband aus

Wie es mit der traditionsreichen KFD in Wüllen, die seit 116 Jahren besteht, satzungsrechtlich weitergeht, will die KFD-Ansprechpartnerin für die Region Ahaus-Vreden, Martina Loker aus Südlohn, mit dem Diözesanverband klären. Mit ins Gepäck nach Münster nimmt sie jedenfalls die Verärgerung vieler KFD-Frauen über die Erhöhung der Mitgliedsbeiträge.

Bereits vor einigen Wochen trat die ebenfalls traditionsreiche KFD in Nienborg im Kreis Borken aufgrund des Nachwuchsmangels, aber auch wegen des Geldes aus dem Diözesanverband aus. Anfang des Jahres verließ die KFD im Wallfahrtsort Eggerode bei Schöppingen wegen der Beitragserhöhung den Diözesanverband. Einen entsprechenden Beschluss fasste eine deutliche Mehrheit der 80 anwesenden Frauen während einer Generalversammlung.

Andere KFD-Gruppe löst sich auf

Ebenfalls vor der Auflösung steht die seit 117 Jahren bestehende KFD in Elte bei Rheine. Dort soll am 31. Dezember 2023 Schluss sein. Mit einer Dankeschön-Fahrt und einem bunten Nachmittag will sich das Leitungsteam noch bei ihren Mitgliedern bedanken. Das Guthaben der örtlichen Kasse soll gespendet werden.

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