Karneval in der Heilig-Kreuz-Gemeinde Mehrhoog am Niederrhein

KFD-Karneval: Kinder, Küche, Kirche und noch zwei „K“

Seit mehr als 40 Jahren sorgt die Katholische Frauengemeinschaft in Merhoog bei Hamminkeln für eine ausgelassene Stimmung im Ortsteil und hat damit Erfolg. Männer haben fast nichts zu sagen – aber etwas dürfen sie doch.

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Wenn die fünfte Jahreszeit beginnt, dann haben in der Gemeinde Heilig Kreuz in Mehrhoog bei Hamminkeln die Frauen das Sagen. Zwar nur bis Aschermittwoch, doch das, was die Frauen der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (KFD) in diesen Tagen zu sagen haben, hört die ganze Gemeinde – an einem dieser Tage auch die Männer.

Die Rede ist vom Frauenkarneval in Mehrhoog, den seit 1975 die Frauen ausrichten und seit 25 Jahren Annette Flaswinkel an exponierter Stelle in der festen Karnevalsgruppe. Ihr gehören derzeit 13 Frauen an.

 

Umfangreiche Vorarbeiten

 

Sie bereiten die Sitzungen vor, organisieren, denken kreativ nach, suchen Vortragskünstlerinnen und Frauen, die in die Bütt gehen, die Musik auflegen und im städtischen Begeg­nungszent­rum für den Service sorgen.

In diesem Jahr sind die Vorarbeiten noch etwas umfangreicher gewesen, weil die drei närrischen Sitzungen gleichen Inhalts erstmals im Begegnungszentrum und nicht in der mittlerweile geschlossenen Wirtschaft Pollmann sein werden. Daher muss auch für Imbiss und Getränke gesorgt werden.

 

Männer haben (fast) nichts zu sagen

 

Männer haben in diesen Veranstaltungen der Frauen so gut wie nichts zu sagen, doch hinter der Theke und beim Aufbau der Bühne sind sie dann schon gefragt und nützlich. Männer dürfen auch eine der drei so gut wie ausverkauften Veranstaltungen besuchen. Die anderen beiden Abende sind nur Frauen vorbehalten. Die KFD in Mehrhoog ist 95 Frauen stark, darunter die 13-köpfige feste Karnevalsgruppe, der die Kinderkrankenschwester Annette Flaswinkel (58) und die Sozialpädagogin Britta Böing (35) angehören. Die Frauen ließen sich seit dem 11.11. viel einfallen, um die Mehrhooger in der Hoch-Karnevalswoche an den drei festgelegten Tagen mit Humor zu begeistern.

„Wir bedienen alle Themen. Beispielsweise auch die Bahnschranke“, sagt Annette Flaswinkel. „Diese ist am Tag mehr geschlossen als geöffnet. Das nervt total.“ Dann werden schon mal Geschäftsleute in Sketchen humorvoll aufs Korn genommen, wenn sie Anlass dazu geben. Auch Kurioses aus dem Ort gibt es und natürlich die Lokalpolitik.

 

Büttenrede auf Platt

 

Britta Böing sagt: „Eine Büttenrede wird auf jeden Fall immer vorgetragen, wobei auch Plattdeutsches zu hören ist.“ Und es wird getanzt. In dem rund 120 Plätze umfassenden Saal kommen alle Altersstufen zusammen. „Wir haben auch unsere Fans, die sich jedes Jahr auf unseren Karneval freuen, darunter etliche Achtzig- und Neunzigjährige.“

Die Freude der Gäste an den Veranstaltungen zeigt sich schon an ihrer Verkleidung. „Und alle haben den Ruf Helau drauf“, ergänzt Annette Flaswinkel. Als gebürtige Mehrhoogerin erinnert sie sich an die Feier früher. „Damals gab es einen Jahresausflug, das war es. Für Frauen galten die drei K’s: Kirche, Küche, Kinder.“

 

An Aschermittwoch ist nicht alles vorbei

 

Sie kennt das noch von ihrer Mutter und Großmutter. Seit Jahrzehnten sind zu den drei „K“ zwei weitere hinzugekommen: die KFD mit ihrem Karneval. Annette Flaswinkel und Britta Böing sind mit Herz und Seele Karnevalistinnen. Das hört und spürt man im Gespräch mit ihnen. Britta Böings Töchterchen Hermine tritt in die Fußstapfen ihrer Mutter. Die Fünfjährige wäre gern ein Clown. Britta Böing meint: „Ohne Karneval wäre der Winter lang, eine trübe Zeit.“

Am Aschermittwoch ist alles vorbei? „Keineswegs“, meinen die beiden Frauen: „Unser Gemeinsinn bleibt natürlich das ganze Jahr.“

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