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Ein früherer Messdienerleiter aus Nottuln sitzt im Zuge von Kinderpornografie-Ermittlungen in Haft. Kirche+Leben fragt nach bei Pfarrei und Bistum.
Ein früherer Messdienerleiter aus Nottuln im Kreis Coesfeld sitzt wegen des Verdachts der „bandenmäßigen Verbreitung kinderpornografischer Inhalte“ in Haft. Gegenüber Kirche+Leben bestätigt Pfarrdechant Norbert Caßens, dass es sich bei einem von sieben Beschuldigten aus mehreren Bundesländern um einen früheren Nottulner Messdienerleiter handelt. Auch ein Schreiben der Polizei, das Kirche+Leben vorliegt, enthält diese Information.
Caßens zufolge geht es um den Zeitraum von 2000 bis 2002. Der Beschuldigte wohne seit rund 20 Jahren nicht mehr in Nottuln, sei auch nicht mehr für die Pfarrei tätig.
Polizei schreibt Briefe nach Nottuln
Die Polizei habe Ende Oktober per Brief um Auskünfte zum Beschuldigten gebeten, berichtet der Pfarrer. Die Gemeinde habe es den Ermittlern überlassen zu entscheiden, wann und worüber die Öffentlichkeit informiert werde.
Dann wandte sich die Polizei in einem weiteren Brief mit der Bitte um Zeugenaussagen an mehrere Personen in Nottuln, darunter ehemalige Messdiener und Leiter. So sei der Fall zum Gesprächsthema in der Pfarrei geworden und diese sei – in Abstimmung auch mit den Gremien – an die Öffentlichkeit gegangen.
Ermittler aus Bamberg und Hannover beteiligt
Da zwei der sieben Beschuldigten aus Bayern stammen, führt das bayerische Zentrum zur Bekämpfung von Kinderpornografie und sexuellem Missbrauch im Internet in Bamberg die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen. Beteiligt ist eine Sonderkommission namens „Dia“ der Polizeidirektion Hannover, von der auch die Briefe nach Nottuln stammen.
Laut Mitteilung der Strafverfolger stehen sieben Männer im Alter von 41 bis 53 Jahren aus Bayern, Schleswig-Holstein, Berlin, Nordrhein-Westfalen und Thüringen im Verdacht, auf Kinderpornografie-Plattformen im Darknet Fotos und Videos von Kindesmissbrauch zugänglich gemacht oder geteilt zu haben.
Pfarrer Caßens sagt zu Kirche+Leben, er sei „erschüttert vom Ausmaß“ der Ermittlungen und darüber, dass Nottuln „ein Puzzleteil“ darin sei.
So reagiert das Bistum Münster
Die Beschuldigten wurden verhaftet, die Polizei durchsuchte Wohnungen und Arbeitsstätten und stellte „insgesamt rund 620 Asservate“ sicher. Dabei handelt es sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft „hauptsächlich um Datenträger“, aber auch um Sexspielzeuge und mehr als 50 Kinderpuppen, davon sieben „verbotene Sexpuppen in Kindergestalt“.
Auf Kirche+Leben-Anfrage teilen die Interventionsbeauftragten des Bistums Münster, Eva-Maria Kapteina und Stephan Baumers, mit, dem Bistum sei der Vorgang „bis zu dieser Woche nicht bekannt“ gewesen. Eine Person habe den Interventionsbeauftragten telefonisch berichtet, dass die Polizei sich per Brief an verschiedene Menschen in Nottuln gewandt habe.
Pfarrei St. Martin Nottuln bietet Hilfe an
Kapteina und Baumers erklären, sie wüssten derzeit noch nicht, ob die Vorwürfe gegen den Beschuldigten „in Zusammenhang mit seiner damaligen Tätigkeit“ stehen.
Wer um Tatbetroffene weiß oder Zeugenaussagen machen kann, den bittet die Polizei Hannover, sich zu melden (siehe Kasten). Pfarrer Caßens ergänzt, auch die Pfarrei St. Martin Nottuln biete Hilfe dabei an, Informationen an die Behörden weiterzugeben. Zudem stünden die Seelsorgerinnen und Seelsorger für Gespräche zur Begleitung oder Beratung bereit.
Hinweise erbittet die
Polizeidirektion Hannover
Zentraler Kriminaldienst
Kriminalfachinspektion I
Sonderkommission Dia
Waterloostraße 9
30169 Hannover
Tel. 0511/109-5169 oder 0511/109-5170
E-Mail: dia@zkd-h.polizei.niedersachsen.de, Betreff: Messdiener Nottuln