Ein Film voller kindlichem Kitsch und voller Vereinfachung

Kino-Film „Die Hütte“: Gott als Babysitterin, Jesus als Hipster

Ein verbitterter Familienvater begegnet Gott. Im Kino passiert das öfter. Das kann richtig spannend werden – es sei denn, man schaut sich „Die Hütte“ an.

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Zu den vielen Unverständlichkeiten der gegenwärtigen Entwicklung zählt das Wiedererstarken einer weitgehend naiven und weltflüchtigen Religiosität. Der Erfolg eines frommen Erweckungsromans wie „Die Hütte“ von William Paul Young, der sich monatelang an der Spitze der US-Bestsellercharts behauptete und auch in Deutschland millionenfach verkauft wurde, fügt sich nahtlos ins Rätselbild anti-intellektueller Gegenkräfte.

Wo der Film zu sehen ist
„Die Hütte“ läuft zum Beispiel in Kinos in Ahaus (Cinema-Center), Bocholt (Kinodrom), Coesfeld (Cinema-Center), Damme (Dersa-Kino), Dülmen (Cinema), Kleve (Tichelpark), Oberhausen (Lichtburg), Münster (Cineplex) und Recklinghausen (Cineworld).

Die Adaption des Bestsellers fürs Kino überführt die an vielen Stellen reichlich simple Theologie nun auch noch in den Kitsch kindlicher Poesiealben-Sticker.

 

Gott als „Papa“

 

Die Dramaturgie greift die Struktur der Romanvorlage auf und folgt zunächst dem Campingausflug einer Familie am Labor Day, der in herbstlich gefärbte Wälder im US-Bundestaat Oregon führt und an dem die Jüngste spurlos verschwindet.

Jahre später erhält der innerlich verhärtete Vater einen mit „Papa“, dem familiären Kosewort auch für Gott, unterzeichneten Brief, der ihn zu einem Wochenende an jenem Ort auffordert, an dem man das blutverschmierte Kleid seiner Tochter fand. Widerstrebend leistet er der mysteriösen Einladung Folge, droht dabei aber der Verzweiflung anheimzufallen. Bis er draußen einen jungen Mann hört, der ihn aus der Winterstarre in ein frühlingshaft blühendes Paradies lockt, wo er Gott höchstpersönlich begegnet.

 

Familienvater läuft über das Wasser

 

Statt dem von Bachkantaten und Weihrauch umflorten Rauschebart trifft er aber auf eine farbige Babysitterin, die ihn mit sanfter Geste in ihre Arme schließt. Mit von der Partie sind Jesus mit Modelfigur und Hipster-Bart sowie eine mandeläugig-sanfte Schönheit als Heiliger Geist.

Als wenig später die Verzweiflung wiederkehrt und der Vater auf dem See in die Tiefe gerissen zu werden droht, ist Vertrauen gefragt, das ihn an der Seite von Jesus übers Wasser laufen lässt. Und in einer düsteren Höhle bestellt ihn eine weitere weibliche, auch physiognomisch als Gerichtsfigur ausgewiesene Frauengestalt zum Richter über Gut und Böse. Schließlich führt ihn Papa, nun vom knorrig-alten indigenen Schauspieler Graham Greene verkörpert, an den Ort, wo die Leiche seiner Tochter verscharrt liegt. Er soll, so die Aufforderung, dem Täter verzeihen.

 

Nichtssagendes Meer aus Schönheit und Güte

 

Es ist ein kurzer Kampf, bei dem die Kamera auf die sich verkrampfenden Fäuste von Sam Worthington blickt. Die Rechtfertigung Gottes angesichts allen Leids wird ebenso knapp und bündig abgefertigt („Wenn du wüsstest!“) wie die Frage nach einem ewigen Leben oder die Heilung seelischer Traumata.

Der Film schwelgt in einem nichtssagenden Meer aus Schönheit und Güte, aber ohne Nachhall oder Widerstand. Die Wirklichkeit schrumpft zur austauschbaren Staffage eines religiösen Bewusstseins, das sich im suggestiven „Gott existiert“-Mantra euphorisch betäubt. Die meisten Grundschüler in Deutschland sind da eigentlich weiter.

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