Gast-Kommentar von Stephan Kronenburg, Pressesprecher des Bistums Münster

Kirche braucht mehr Zuversicht

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Auf der Fröhlichkeitsskala der katholischen Kirche ist jede Menge Luft nach oben, findet Stephan Kronenburg, Pressesprecher des Bistums Münster. Nachvollziehbar, angesichts aktueller Krisen. Dabei wäre gerade Fröhlichkeit ein so wertvoller erster Schritt!

„Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen.“ Der Leitsatz des heiligen Don Bosco, dessen Gedenktag wir Ende Januar feiern, scheint aktuell unpassend. Die Corona-Pandemie hat die Welt noch immer im Griff, die Umwelt steht kurz vor dem Kollaps, Despoten unterdrücken ihre Völker, Krieg, Gewalt und Hunger zwingen Millionen Menschen, ihre Heimat zu verlassen.

Der Autor
Stephan Kronenburg ist Pressesprecher und Leiter der Abteilung Medien- und Öffentlichkeitsarbeit des Bistums Münster.

Auch in der katholischen Kirche scheint nicht der geeignete Zeitpunkt für Fröhlichkeit, Optimismus und Gelassenheit: Die Glaubwürdigkeit ist weg, die Relevanz des Glaubens für das eigene Leben sehen viele nicht mehr, und so manche Spaltung wird sich auch synodal kaum überwinden lassen.

 

Lust auf mehr?

 

Dabei wäre gerade Fröhlichkeit ein so wertvoller erster Schritt! Denn: Erleben Sie die Menschen der Kirche, die in Leitungspositionen das Bild und die Wahrnehmung der Institution prägen, überwiegend als fröhliche Christinnen und Christen? Oder kommen sie nicht häufig merkwürdig griesgrämig rüber? Strahlen viele von ihnen aus, dass sie sich auf die Frohe Botschaft berufen? Machen sie Lust darauf, mehr von dieser frohen, befreienden und optimistischen Botschaft zu erfahren? Kaum! Auf der Fröhlichkeitsskala der katholischen Kirche ist jede Menge Luft nach oben!

Und wie sieht es aus mit Optimismus, Zuversicht und Gelassenheit? Kirchenvertreter – und keineswegs nur Bischöfe – vermitteln in den mit erstaunlicher Erbitterung geführten Diskussionen oft das Bild: Der christliche Glaube ist dem Untergang geweiht, wenn nicht dies oder das geschieht. Viele wirken chronisch irritiert, alles andere als erlöst, grundsätzlich misstrauisch und voller Bedenken.

 

Finger in die Wunde der Ungerechtigkeit legen

 

„Warum habt ihr solche Angst, ihr Kleingläubigen?“, sagt Jesus zu den Jüngern, als sie fürchten, mit dem Boot unterzugehen und ihm zurufen „Herr, rette uns, wir gehen zugrunde“. Viel wäre gewonnen, wenn Vertreterinnen und Vertreter der Kirche nicht Angst, Kleinkrämerei und Kleingläubigkeit, sondern hoffnungsvolle Zuversicht und Ermutigung ausstrahlten und vorlebten.

Legen wir als Christinnen und Christen weiterhin alle Finger in die Wunde der zum Himmel schreienden Ungerechtigkeiten unserer Welt und Kirche! Aber seien wir ebenso Christinnen und Christen, die fröhlich sind, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen.

Die Positionen der Gastkommentare spiegeln nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von „Kirche+Leben“ wider.

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