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Eine faire weltweite Verteilung der Corona-Impfstoffe fordern der Vatikan, die Caritas und die Kirchen in Deutschland. Nach Auffassung des Vatikans sollte der Zugang zu Covid-Impfstoffen Thema des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen werden.
Nötig seien „feste politische Entscheidungen auf Grundlage des Multilateralismus“, erklärte „Caritas Internationalis“ am Freitag im Vatikan. Die Impffrage sei ein globales Sicherheitsproblem. Zugleich forderte der Caritas-Dachverband einen Schuldenerlass für die ärmsten Länder, damit diese ihr Gesundheitssystem stärken könnten.
Kritik an Nationalismus und Protektionismus
Die Impfstoffe hätten zusammen mit Hoffnung auch eine größere Ungleichheit gebracht, hieß es. Die Kurienkardinäle Luis Tagle und Peter Turkson haben die Erklärung unterzeichnet. Tagle ist Präsident von „Caritas Internationalis“. Arme, Minderheiten, Flüchtlinge und gesellschaftlich Ausgegrenzte seien dem Virus am stärksten ausgesetzt.
Während reiche Nationen auf eine Rendite für Investitionen in die Erforschung und Produktion des Impfstoffs hofften, bleibe der globale Süden außen vor. Den Industriestaaten warf „Caritas Internationalis“ Nationalismus und Protektionismus vor.
Produktion im globalen Süden gefordert
Zudem müsse die Frage der Patente erörtert werden. Es gehe darum, eine lokale Produktion in Afrika, Lateinamerika und Asien zu ermöglichen und den Zugang zu Impfstoffen zu beschleunigen.
Auch das deutsche Hilfswerk „Caritas international“ kritisiert die Impfstoff-Verteilung. „Bislang wurde nicht eine einzige Dose des von der Weltgesundheitsorganisation zugelassenen Impfstoffes der Firma Pfizer in Afrika verabreicht – eine krasse Diskrepanz zu den rund 100 Millionen Dosen, mit denen überwiegend Menschen in westlichen Industrienationen geimpft worden sind“, sagt Hilfswerk-Leiter Oliver Müller. Es dürfe nicht sein, dass der Impfstoff nach finanziellen statt nach humanitären Aspekten verteilt werde.
Erklärung der deutschen Kirchen
Am Donnerstag hatten sich die beiden großen Kirchen in Deutschland besorgt gezeigt, dass der Großteil der Menschen im globalen Süden vermutlich noch bis 2023 ohne Corona-Schutzimpfung auskommen muss. „Der weltweite Zugang zu Impfstoffen gegen das Coronavirus ist vor allem aus humanitären, aber auch aus epidemiologischen und wirtschaftlichen Gründen unerlässlich“, sagte der Leiter des Katholischen Büros Berlin, Karl Jüsten.
In einer Stellungnahme mit dem Leiter des Evangelischen Büros, Martin Dutzmann, betonte Jüsten, dass durch eine gemeinsame Impfstrategie das Risiko weiterer Mutationen reduziert werden könne. „Nur wenn weltweit Fortschritte bei der Eindämmung der Pandemie gemacht werden, können die Einschränkungen im öffentlichen Leben mit all den dramatischen sozioökonomischen und gesundheitlichen Folgen langfristig gelockert werden“, ergänzte Dutzmann.