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Immer weniger Mitarbeitende und Anlaufpunkte, große Flächen: Das Diaspora-Bistum Hamburg plant um. Paderborn denkt ähnlich.
Weil es immer weniger kirchliche Mitarbeitende gibt, richtet das Erzbistum Hamburg seine Seelsorge neu aus. Um die 28 Pfarreien zu entlasten, sollen fünf "Basisstationen" entstehen, erläutert Generalvikar Sascha-Philipp Geißler. In diesen Zentren sollten Katholiken fit gemacht werden, Aufgaben der Seelsorge in ihren Gemeinden zu übernehmen.
Details der Reform würden derzeit noch erarbeitet. Das Projekt steht unter dem Motto "Sendung und Sammlung", kurz: "Sesam".
Zahlen des Rückgangs
Das Erzbistum erstreckt sich von Schleswig-Holstein über Hamburg bis Mecklenburg und ist das flächengrößte deutsche Bistum. Zu ihm gehören rund 340.000 Katholiken. Einer Studie zufolge geht die Zahl bis 2040 auf 250.000 bis 200.000 zurück. Auch die Zahl der Seelsorgenden sinkt demnach drastisch. Die einst 80 Pfarreien wurden bereits zu 28 zusammengelegt.
"Wir erleben schon heute, dass einige Pfarreien wichtige Aufgaben nicht mehr erfüllen können", sagt Geißler. So funktioniere mancherorts die Vorbereitung auf die Erstkommunion nicht mehr, weil sich keine Ehrenamtlichen fänden. Priester und Gemeindereferenten klagten über Überlastung. "So wie bisher kann es nicht weitergehen", so der Generalvikar.
Fünf Basisstationen
Es dürfe aber nicht nur darum gehen, zu reduzieren: "Wir müssen anders werden." Das Projekt "Sesam" berücksichtige, dass alle Christinnen und Christen durch Taufe und Firmung in die Welt gesandt seien, um im Sinn des Evangeliums zu wirken: "Diese Sendung wollen wir stärken." Die Reformen seien auf 2040 ausgerichtet, um Sicherheit für die nächsten Jahrzehnte zu bieten.
Für die Basisstationen sind Hamburg, Kiel, Lübeck, Rostock und Schwerin im Blick, erläutert Projektleiter Andree Burke. Dort sollen multiprofessionelle Teams zum Einsatz kommen.
Verlässliche Anlaufpunkte neben den Pfarreien
Die Einrichtungen würden Pfarreien nicht ersetzen, sondern unterstützen: "Es geht nicht um eine Strukturreform. Wir legen keine weiteren Pfarreien zusammen."
So würden Gemeinden befähigt, ein Angebot zur Glaubensvermittlung - etwa Erstkommunion-Vorbereitung - zu sichern. "Das kann durch die Begleitung von Ehrenamtlichen geschehen. In einer Basisstation kann aber auch ein zentrales katechetisches Angebot für eine größere Region unterbreitet werden", so Burke. Im Flächenbistum sollten verlässliche Anlaufpunkte entstehen.
Erzbistum Paderborn plant Ähnliches
Das Grundkonzept sei bereits in mehreren Bistumsgremien und Berufsgruppen vorgestellt. Katholiken aus dem Erzbistum erhalten bei Online-Sprechstunden und Dialog-Veranstaltungen Gelegenheit, Ideen einzubringen.
Das finale Konzept soll Ende September von den Gremien und von Erzbischof Stefan Heße abgesegnet werden. Die Pilotphase - und damit die erste Basisstation - könnte nach Einschätzung von Burke im Herbst 2026 starten.
Das Erzbistum Paderborn plant Ähnliches: Dort sollen die 19 Dekanate in 25 Seelsorgeräume umgewandelt werden mit jeweils einem "Pastoralen Zentrum".