GOLDENSTEDT

Warum eine Kirche einen Wickeltisch bekommt

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Wenn Kirchen renoviert werden, wird Wert auf Barrierefreiheit gelegt. Dass eine Pfarrei dabei auch an die Jüngsten denkt, ist ungewöhnlich.

Natürlich wird bei den Umbauarbeiten auch in Goldenstedt (Kreis Vechta) auf Barrierefreiheit geachtet. So wird etwa der neue Aufgang zur Werktagskapelle der Pfarrkirche künftig mit Rollator oder Rollstuhl gut begehbar sein. Wenn schon, denn schon!

Auf dem bisherigen Aufgang war das so leicht nicht möglich. Martin Knipper schüttelt den Kopf. „Deshalb wird das im Zuge der derzeitigen Renovierung geändert“, sagt der Pfarrer der St.-Gorgonius-Pfarrei im Gespräch mit Kirche+Leben.

Barrierefreiheit auch für Familien mit Kindern

Auch der Seiteneingang der um 1908 errichteten neugotischen Kirche bekommt das, was heutzutage in vielen Gotteshäusern Standard ist: eine sich auf Knopfdruck automatisch öffnende Tür. Auch sie soll Barrierefreiheit bringen, besonders für ältere oder gehbehinderte Menschen.

Aber die Dorf-Pfarrei hat bei der Renovierung ihrer Pfarrkirche nicht nur sie im Blick. Sondern auch Kinder. Und denkt dabei besonders an Eltern, die sich bisher vielleicht nicht trauen, mit einem Baby im Kinderwagen zur Kirche zu kommen. Weil sie sich fragen: „Wo kann ich denn mein Baby im Notfall wickeln?“

Goldenstedt will eine benutzerfreundliche Kirche

„Wir wollen die Kirche benutzerfreundlicher machen. Und zwar für alle Generationen. Also nicht nur für unsere Senioren, sondern auch für Familien mit kleinen Kindern.“ So habe der Bauausschuss es beschlossen, erklärt Martin Knipper dazu.

Besonders für die Frauen in diesem Gremium, so der Pfarrer, habe zum notwendigen Angebot auch ein Wickeltisch in der neuen Unisex-Toilette dazugezählt, die im Eingangsbereich des Gotteshauses eingebaut werden soll. Und das werde nun auch umgesetzt.

Geöffnet nicht nur während der Gottesdienste

„Wir wollen, dass auch Eltern mit kleinen Kindern die Möglichkeit haben, zur Kirche zu kommen und zu wissen, dass sie ihre Kinder in der Kirche notfalls auch wickeln können“, sagt Pfarrer Knipper. Er denkt an die Gottesdienste ebenso wie an Konzerte, die regelmäßig in der Pfarrkirche stattfinden. Aber er hat auch Eltern vor Augen, die im Ort zum Einkaufen unterwegs sind.

Der Waschraum mit Wickeltisch soll deshalb nicht nur während der Gottesdienste geöffnet sein, erklärt dazu Johannes Beering, der zum Bauausschuss für die Kirchenrenovierung gehört. Sondern: Während der gesamten Öffnungszeiten der Goldenstedter Kirche. Also normalerweise täglich von 9 bis 17 Uhr.

Nach 25 Jahren Diskussion endlich eine Toilette

Wegen der laufenden Bauarbeiten sei das derzeit zwar noch nicht zu gewährleisten. Martin Knipper hofft aber, dass die bis zum Advent abgeschlossen sind. Im Zuge dieser Maßnahmen – Gesamtkosten rund 815.000 Euro – werden eine Reihe weiterer Vorhaben umgesetzt: unter anderem soll die Werktagskapelle künftig heller wirken und einen neuen Eingang bekommen. Ebenso werden die Räume im Eingangsbereich umgestaltet und Baumängel behoben.

Als Kirche mit Wickeltisch ist die Gorgoniuskirche eine von wenigen im Bistum Münster. Das ist umso bemerkenswerter, als es bisher dort überhaupt keine Toiletten für Kirchenbesucher gegeben habe, wie Johannes Beering sagt. Rund 25 Jahre habe man in den Gremien der Gemeinde darüber bereits diskutiert – ohne Ergebnis. Erst jetzt geschehe etwas.

Und nicht nur mit dem Wickeltisch will die Pfarrei den Blick auf die ganze Bandbreite der Generationen lenken. So sollen hinten in der Kirche künftig nicht nur wie bisher Traueranzeigen mit Totenbildchen der zuletzt Verstorbenen ausgestellt werden. Sondern, so sagt Johannes Beering, „auch Geburtsanzeigen mit Fotos der neu geborenen Kinder“.

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