Zumba und Yoga für Küster, Pfarrer und Erzieherinnen

Kirche im Oldenburger Land lockt Mitarbeiter ins Fitnessstudio

Sport hält gesund. Weil davon Arbeitgeber und Personal gleichermaßen profitieren, zahlt die Kirche im Oldenburger Land für Schwimmen, Gymnastik oder Fitness-Training mit.

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Jennifer Siemer weiß ziemlich gut, was die Arbeit in einer Kinderkrippe für den Rücken bedeutet. „Meine Kolleginnen und ich, wir  heben täglich zigmal Kinder auf die Wickelkommode, nehmen sie auf den Arm, legen sie zum Schlafen hin“, sagt die Erzieherin im Cloppenburger St.-Andreas-Kindergarten.

Auch all die Stühlchen und Tischchen im Miniformat fordern die 27-Jährige. „Da muss man ständig in die Hocke gehen, sich herunterbeugen, um mit den Kindern auf Augenhöhe zu sein. Das ist Schwerstarbeit für Schulter und Wirbelsäule.“

 

Teilnehmer zahlen 25 Euro im Monat

 

Für die Gruppeleiterin ist klar: „Deshalb müssen wir zum Ausgleich auch ständig etwas für unseren Rücken tun, damit der das verkraftet.“ Sie geht deshalb regelmäßig schwimmen, war bei der Rückenschule und beim Yoga und strampelt sich in einem Fitnessstudio auf einem Spinning-Rad fit. Außerdem arbeitet sie nach an einem ausgeklügelten Trainingsplan an ihrer Rückenmuskulatur.

An sich alles nichts Ungewöhnliches – wäre da nicht die kleine Karte, die ihr dabei hilft. Denn Jennifer Siemer muss nicht jeden Schwimmbad-Eintritt und jeden Kurs selbst bezahlen, sondern bekommt ihn mitfinanziert von ihrem Arbeitgeber: der Kirche im Offizialatsbezirk Oldenburg.

 

Die Karte ist bundesweit einsetzbar

 

Seit 2010 bietet sie ihren Mitarbeitern in den Pfarrgemeinden, beim Landes-Caritasverband und in der Offizialatsverwaltung diese Karte für ein Programm an, das sie mit einem gewerblichen Anbieter namens „Hansefit“ geschlossen hat. Damit können sie verschiedene Angebote der dem Unternehmen angeschlossenen Schwimmbäder oder Fitnessstudios kostenlos nutzen, theoretisch jedes der derzeit bundesweit mehr als 1.400 Verbundpartner.

„Wir sollten etwas tun für die Gesundheit der Mitarbeiter“, erklärt  Christoph Sieverding, der als Offizialats-Mitarbeiter im Bereich Personal das Projekt vor sieben Jahren mit auf den Weg gebracht hat.

 

Mehr als ein Drittel macht mit

 

In einer Pilotphase galt das Angebot nur für die Angestellten der Offizialatszentrale in Vechta. Mittlerweile können sich auch alle anderen Mitarbeiter der Kirchengemeinden anmelden, egal ob Pfarrer, Küster oder Erzieherin. Insgesamt, so erläuterte es Sieverding, sind es rund 2.000 Frauen und Mäner.

Nur im Oldenburger Land
Ein vergleichbares Angebot wie für die kirchlichen Mitarbeiter im Oldenburger Land existiert im nordrhein-westfälischen Teil des Bistums nicht. Für Mitarbeiter des bischöflichen Generalvikariats gebe es aber ein breites Angebot an betriebssportlichen Aktivitäten, etwa Fußball, Laufen oder Schwimmen, teilte die Bischöfliche Pressestelle auf Anfrage mit. Das fördere neben der Fitness auch die Dienstgemeinschaft.

Wer dabei sein will, zahlt eine Anmeldegebühr in Höhe von 59,50 Euro  und eine Kartengebühr von 15 Euro. Außerdem behält das Offizialat von den Teilnehmern eine hausintern vereinbarte Kostenbeteiligung in Höhe von 25 Euro im Monat vom Nettogehalt ein. Die deckt einen großen Teil, aber nicht vollständig die Kosten, die das Offizialat in einem pauschalen Vertrag mit der Firma Hansefit  ausgehandelt hat. Nach Sieverdings Einschätzung ein attraktives Angebot. „Manche Fitness-Studios kosten 70 Euro Beitrag im Monat“, rechnet er vor.

 

Der Großteil sind Erzieherinnen

 

Das Interesse in den Pfarreien und in der Verwaltung sei jedenfalls groß. Rund 700 kirchliche Angestellte gingen regelmäßig zum Training, etwa jeder Dritte. Den größten Anteil machten Erzieherinnen aus. Kein Wunder: Mit knapp 1.000 Mitarbeiterinnen in mehr als 100 Kindergärten stellen sie fast die Hälfte des kirchlichen Personals. Aber auch manch einen Pfarrer könne man durchaus auf dem Trimmrad, im Schwimmbad oder an den Hanteln treffen. Der laufende Pauschalvertrag mit dem Anbieter läuft noch bis zum kommenden Sommer. Dann muss im Offizialat neu entschieden werden, ob das Programm auch danach fortgeführt wird.

 

Auch der Arbeitgeber profitiert davon

 

Ist das Ganze nur ein Geschenk für die Mitarbeiter oder lohnt es sich auch für den Arbeitgeber? „Wir erfassen die Entwicklung nicht statistisch“, sagt Christoph Sieverding. Er sieht aber dennoch so etwas wie einen stabilisierenden Effekt: „Im Jahresdurchschnitt ist die Zahl der Krankheitstage konstant niedrig.“

Für Jennifer Siemer kommt zum gesundheitlichen Effekt noch die Zufriedenheit mit dem Arbeitgeber Kirche. „Wenn ich mit meinen Freundinnen in Cloppenburg schwimmen gehe, dann staunen die, dass mein Arbeitgeber uns das anbietet.“

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