St. Marien Schillig wird ausgezeichnet für Umwelt-Managementsystem

Kirche im Wangerland erhält Öko-Zertifikat

Die Gemeinde St. Marien Schillig wurde für die Einführung eines Umwelt-Managementsystems ausgezeichnet. Der Nationalpark Wattenmeer beginnt gleich neben der Kirche.

 

Anzeige

Die Sache mit dem fair gehandelten Tee oder Kaffee war noch recht einfach umzusetzen und in Schillig und Hooksiel schon seit Jahren üblich. Aber ganz aufs Auto verzichten? Wegen der Umwelt? Klingt gut, scheint aber im Wangerland unrealistisch. Wo der Bus von Schillig nach Jever nur drei-, viermal am Tag fährt, der nach Wilhelmshaven noch seltener.

„Hier oben kommen sie damit nicht weit und mit dem Fahrrad nur bedingt“, sagt Kerstin Achterberg, die Umweltbeauftragte der katholischen Kirchengemeinde Wangerland.

 

Wünsche stoßen an Grenzen

 

Immerhin – der Küster fährt  wann immer möglich mit dem Drahtesel zu seinen Einsätzen. Und Pfarrer Lars Bratke nutzt oft das „Kirchenfahrrad“, das in der Urlaubs-Saison ebenso für die Teams der Urlauberseelsorge zur Verfügung steht.

Und dennoch stoßen Wünsche auch an Grenzen, wenn es darum geht, eine Kirchengemeinde umweltgerechter und fairer zu gestalten. Mit weniger Kohlendioxid-Ausstoß, weniger Verbrauch von Rohstoffen.

 

Weniger Kohlendioxid und weniger Rohstoffe - für das Wattenmeer

 

Doch beides steht schon länger auf dem Plan der Nordsee-Pfarrei mit ihren Kirchen in Schillig und Hooksiel. Und jetzt soll es sogar noch eine neue Stufe erreichen. Besonders wegen der prominenten Nachbarschaft: dem Nationalpark Wattenmeer. Der beginnt direkt neben der St.-Marien-Kirche, gleich hinter dem Deich. Und er steht seit seit 2009 auf einer Stufe mit Naturwundern wie der Korallenküste Great Barrier Reef in Australien oder dem Grand Canyon in Amerika.

Seit die Unesco, die Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur, das Wattenmeer in die Liste des Weltnaturerbes aufgenommen hat. Etwa wegen seiner Bedeutung für die biologische Vielfalt auf der Erde. Rund 10.000 Pilz-, Tier- und Pflanzenarten leben in dem Naturreservat, zu dessen Schutz auch die Katholiken im Wangerland ihren Beitrag leisten wollen.

 

Schon seit einem Jahr „ökofair“

 

In einem ersten Schritt hatten sie sich dazu als Teil der Pfarrei Jever St. Benedikt 2017 einer so genannten Level-1-Zertifizierung unterzogen. Seither dürfen sie sich „Ökofaire Gemeinde“ nennen.

Das Öko-Zertifikat
Die Kampagne „Zukunft Einkaufen – Glaubwürdig wirtschaften im Bistum Münster“ sieht drei Zertifikat-Stufen für Einrichtungen und Gemeinden vor. Für die erste müssen sie eine Reihe von Umwelt- und Fair-Trade-Kriterien erfüllen. Auf Stufe 2 kommt ein nachhaltiges Umweltmanagementsystem hinzu. Stufe 3 erfordert zusätzlich ein Qualitätsmanagement, das die Maßnahmen bewertet. Weitere Informationen unter www.bistum-muenster.de.

In dem Bewertungsverfahren ging es etwa darum, ob die Gemeinde möglichst auf fair gehandelte und ökologisch hergestellte Produkte zurückgreift. Das Bistum Osnabrück hatte die Federführung in dem Projekt. Jever hatte als „externe“ Gemeinde teilgenommen.

Jetzt folgt ein weiterer Schritt. Als erste im Oldenburger Land erhält die Gemeinde auch das Level-2-Zertifikat, die nächste Stufe in der Öko-Skala der Pfarreien, diesmal im Rahmen der Kampagne „Zukunft einkaufen – Glaubwürdig wirtschaften im Bistum Münster“.

 

Bischof bescheinigt: Sie gehen bewusst mit der Umwelt um

 

Diese Auszeichnung durch Bischof Felix Genn bescheinigt den Wangerland-Katholiken: Sie wirtschaften nach einem so genannten Umweltmanagmentsystem. Das bedeutet: Sie gehen bewusst mit Umwelt und Natur um, sie stellen sich kritisch ihrem Verhalten und prüfen intensiv und nachhaltig, wie sie es weiter verbessern und so Vorbild für andere sein können.

Die Gemeinde hatte sich während des Zertifizierungsprozesses beraten lassen durch ein Team um Thomas Kamp-Deister. Auch der Referent für Schöpfungsbewahrung im Generalvikariat attestiert ihr eine besondere Bedeutung als „Kraftort, an dem mehr als 20 000 Menschen im Sommer Urlaub machen und dabei eine Natur genießen, die durch die Konsumgesellschaft durch Plastik, Klimaveränderung und Nährstoffeinträge durch die industrielle Landwirtschaft existenziell bedroht ist“. Die Gemeinde sei zwar klein, „aber mit einer unendlichen Strahlkraft in Fragen von Schöpfungsverantwortung versehen“.

 

Alles kam auf den Prüfstand

 

Diese Verantwortung soll nun noch weiter gehend in konkretes Handeln umgesetzt werden. Erster Schritt war eine Bestandsaufnahme nach einer Checkliste. Von Heizenergie bis Dienstreise-Kilometer, von Trinkwasser bis Druckerpapier hat die Gemeinde Verbrauch und Verhalten genau durchleuchtet.

Umweltbeauftragte der Gemeinde ist Kerstin Achterberg. | Foto: Michael Rottmann
Umweltbeauftragte der Gemeinde ist Kerstin Achterberg. | Foto: Michael Rottmann

Positiv in Schillig fiel auf: Kirche, Pfarrhaus und Nebengebäude sind relativ neu und damit auf aktuellem Stand, was den Energieverbrauch angeht. Dennoch sollen die CO2-Emissionen weiter sinken, in den kommenden fünf Jahren um mindestens fünf Prozent unter das Niveau von 2017.

 

Sand statt Streusalz und andere Reinigungsmittel

 

Dazu kommen weitere Maßnahmen. Einige Beispiele: Kurzfristig, also innerhalb eines Jahres, sollen Insektenhotels und Nistkästen gebaut, Streusalz durch Sand ersetzt und nur noch umweltfreundliche Reinigungsmittel benutzt werden. Mittelfristig, innerhalb von fünf Jahren, denkt man über eine Dachbegrünung des Pfarrheims nach. Langfristig sollen sämtliche Lampen auf LED-Leuchtmittel umgestellt und eine Bürger-Voltaik-Anlage errichtet werden.

Anzeige