Keine Veränderung beim Beichtgeheimnis

Kirche in Australien antwortet auf staatlichen Missbrauchsbericht

Die Kirche in Australien reagiert auf Veränderungs-Empfehlungen im Bericht einer staatlichen Kommission zu den Fällen von sexuellem Missbrauch. Reformen beim Beichtgeheimnis lehnen die Bischöfe vehement ab.

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Mit einem Bekenntnis zum „Nie wieder“ hat die katholische Kirche in Australien ihre offizielle Antwort auf den Abschlussbericht der staatlichen Missbrauchskommission veröffentlicht. „Es wird keine Vertuschungen mehr geben. Es wird keine Versetzungen von Missbrauchsbeschuldigten mehr geben. Der Ruf der Kirche wird nicht mehr über die Sicherheit von Kindern gestellt“, versicherte Erzbischof Mark Coleridge, Vorsitzender der Bischofskonferenz.

Schwester Monica Cavanagh betonte als Vorsitzende des Dachverbands der Orden in Australien, die Kirche tue nicht nur „das unvermeidbare Minimum zur Vermeidung von Missbrauch“, sondern verändere ihre gesamte „Kultur“. Ihren Abschlussbericht hatte die von der australischen Regierung 2013 eingesetzte Kommission zur Untersuchung des Umgangs mit sexuellem Missbrauch in kirchlichen und weltlichen Institutionen am 15. Dezember 2017 vorgelegt.

 

„Freiwilligen Zölibat“ prüfen

 

Kirche und Orden erklärten, „98 Prozent“ der Empfehlungen der Missbrauchskommission zur Reform der Kirche für eine wirksame Prävention von Missbrauch zu akzeptieren. Dazu gehöre die Prüfung eines „freiwilligen Zölibats“ sowie die Definition von Kindesmissbrauch als „Straftat“ im Kirchenrecht, anstelle der bisherigen Definition als „moralische Verfehlung“.

Vehement lehnten sie jedoch die Empfehlungen zur Abschaffung des Beichtgeheimnisses in Fällen ab, in denen Beichtende sexuellen Kindesmissbrauch bekennen. „Wir lehnen den Bruch des Beichtgeheimnisses nicht ab, weil wir glauben über dem Gesetz zu stehen oder der Sicherheit von Kindern nicht höchste Bedeutung zumessen“, betonte der Erzbischof in der live übertragenen Pressekonferenz.

 

Veränderungen bei Beichte „nicht praktikabel“

 

Vielmehr sei die Forderung „nicht praktikabel“ und trage nicht zum Schutz von Kindern bei. „Das geht an der Realität der Beichte vorbei, weil die meisten Beichten anonym sind. Wenn also jemand den Missbrauch eines Kindes beichtet, würde er das mit Sicherheit anonym machen“, sagte Coleridge.

Paul Collins, Journalist und ehemaliger katholischer Priester, zeigte sich in einer ersten Reaktion wenig beeindruckt von der Stellungnahme der Kirche. Coleridge habe nichts zu den „enormen Problemen der Kirche“ mit der Priesterausbildung, dem Klerikalismus und einer intransparenten Führungs- und Verwaltungsstruktur gesagt.

 

Der Bericht der Kommission

 

Grund dafür sei die „Spaltung der Bischofskonferenz“. Es gebe viele „reaktionäre Bischöfe“, die das Ausmaß des Missbrauchproblems noch immer nicht begriffen und sich nicht „von außen“ zu Reformen zwingen lassen wollten.

In den fünf Jahren ihrer Arbeit hatte die Kommission 57 öffentliche Anhörungen abgehalten und hinter verschlossenen Türen Aussagen von 8.013 Missbrauchsopfern gehört. 4.000 waren in Einrichtungen christlicher Kirchen sexuell missbraucht worden. Rund 5,5 Prozent der Ordenspriester sowie sieben Prozent der Weltpriester in Australien haben nach Erkenntnissen der Kommission zwischen 1950 und 2009 Kinder sexuell missbraucht.

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