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Was lässt uns hoffen in Zeiten des Kriegs in der Ukraine, der Energiekrise und des Klimawandels? Kirche-Leben.de fragt diese Woche Menschen im Bistum Münster und darüber hinaus: Was lässt Sie hoffen? Auch am Zustand der katholischen Kirche könnte man leicht verzweifeln. Pater Abraham Fischer aus der Abtei Königsmünster in Meschede verfolgt allerdings eine Idee: Kirche ist doch viel mehr als bloß eine Institution.
In der Klosterschmiede sind wir in den letzten Jahren gewachsen. Das Team wurde erweitert, die Aufträge wurden mehr, der Umsatz stieg. Erfreulich. Solche Prozesse haben aber einen Schatten: Wer mehr arbeitet, macht auch mehr Fehler. Diese Erfahrung mussten wir auch machen. Und das kann einen im Alltag schon mal zur Verzweiflung bringen. Es hilft, innezuhalten und sich von den unzähligen Details zu distanzieren. So richtet sich der Blick auf das große Ganze. Zusammenschau erschließt eine Quelle der Hoffnung. Wir vergessen im Stress allzu schnell, dass vieles gelingt, dass das Leben insgesamt in einem guten Fluss ist. Distanzierung befreit aus der Erregungskultur unserer Tage.
Im Blick auf unsere Kirche könnte das übrigens auch eine Perspektive eröffnen, die Fragen mutig anzugehen, den konstruktiven Streit zu wagen und trotzdem die Hoffnung nicht zu verlieren. Derzeit steht die menschliche und damit zerbrechliche Institution auf dem Prüfstand. Daran leide ich.
Kirche als Vision begreifen
Mir hilft auch hier ein Blick auf das große Ganze. Kirche ist zwar auch Institution, sie ist aber vielmehr und in allem Vision. Ihre eigentliche Dimension ist mehr als Verwaltung und Organisation. Sie erschöpft sich auch nicht in Amtsträgern. Sie ist himmlisches Jerusalem, Vision eines Lebens, in dem nichts getrennt oder zerstritten ist. In der Theologie gibt es den Ansatz, Kirche sei eine „perfekte Gemeinschaft“ – societas perfecta. Diesem Anspruch kann keine Institution genügen, die ihre Vision, ihre Sendung von Gott her vergisst.
Wenn wir die Kirche von der weltlichen Seite – also kleingliedrig – betrachten, könnte man verzweifeln. Wie wäre es, wenn wir die Kirche vom Großen Ganzen – also von Gott her anschauen? Die Botschaft des Jesus von Nazareth erinnert uns: Wir sind nicht Brüder und Schwestern, weil wir so hervorragende Menschen wären. Wir sind einander Geschwister, weil wir eine Vision von Gott her haben. Sie ist Gabe und Aufgabe – Hoffnung und Herausforderung.