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Rassismus in der Kirche? Ein Dokumentarfilm im ZDF stellt sehr unterschiedliche Erfahrungen von zwei Priestern im Bistum Münster vor.
Rassismus und Diskriminierung sollten in Kirchen keinen Platz haben, sind doch laut christlicher Botschaft alle Menschen gleich. Dass dem nicht immer so ist, zeigt die Dokumentation „Kirche ohne Rassismus?“ am Pfingstmontag, 9. Juni, um 17.30 Uhr im ZDF.
Sie belegt: Auch in der Kirche hierzulande bekommen „People of Color“ nur selten Führungspositionen. Stattdessen kommen sie eher auf Plakaten für Spendenaktionen vor – oder, um das Thema Hunger zu illustrieren.
Diskriminiert: Pfarrer Égide Muziazia
Auch zu handfestem Rassismus kommt es. Etwa im Fall von Pfarrer Égide Muziazia. Er ist am Niederrhein persönlich diskriminiert und beleidigt worden. Muziazia erfuhr viel Solidarität in seiner Pfarrei und im Bistum Münster. Aber er ließ sich versetzen.
„Meine Protagonist*innen machen auf Rassismus auch innerhalb der Kirche aufmerksam. Es geht mir darum, hinzuhören, sichtbar zu machen und den Finger in die Wunde zu legen – nicht um zu spalten, sondern um Brücken zu bauen“, sagt Susanne Böhm, freie Autorin und Regisseurin des Films.
Integriert: Pfarrer Uchenna Aba
Die Geschichte von Égide Muziazia habe sie sehr berührt, so die Filmemacherin. Eigentlich war geplant, dass er sich gemeinsam mit seinem Freund und Mitbruder Uchenna Aba vom Filmteam begleiten lässt. „Allerdings ging es ihm nach einem wiederholten rassistischen Angriff im Februar so schlecht, dass er beschloss, nicht vor die Kamera zu treten. Nun erzählen andere seine Geschichte“, sagt Böhm.
Das tut im Film Uchenna Aba: Der Priester ist bestens integriert und in seiner Gemeinde beliebt. Als der 47-Jährige aus Nigeria in Deutschland ankam, hatte er allerdings Probleme mit der hiesigen Mentalität.
Die deutsche Mentalität
Zum Beispiel im Gottesdienst: „Wenn man ganz neu hier ist, denkt man, das könnte eine Trauerfeier sein. Nur ernste Gesichter.“ Sein Rezept dagegen zeigt der Film: Gospelgesang und mitunter Pommes für alle im Pfarrhaus nach der Messe.
„Was wir in der Welt haben, ist genug für uns alle. Wir sollen Freud und Leid teilen und nicht einfach sagen: Ich, ich“, sagt der Seelsorger. „Dann wird die Welt bunter und schöner. Aber das haben viele Leute noch nicht kapiert.“
Was sagen Bischöfe?
Auch die Kirchenhierarchie kommt zu Wort: Weihbischof Rolf Lohmann aus Xanten hat sich sehr für Muziazia eingesetzt. Auch der Hamburger Bischöfin Kerstin Fehrs, Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, ist es ein großes Anliegen, strukturellen Rassismus in der Kirche zu bekämpfen.
Dem Film „Kirche ohne Rassismus“ gelingt eine spannende Momentaufnahme: Susanne Böhm hat „viele großartige Menschen getroffen, die sich dafür einsetzen, dass Kirche wieder ein Ort wird, an dem sich alle wohlfühlen können“, sagt sie. Den Weg dorthin erlebte sie als offenkundig nicht leicht: „Ich zeige eine Kirche, die bereit ist, sich zu transformieren und Haltung zu zeigen, aufzustehen gegen Rassismus und Gewalt. Das macht Mut.“