LAIEN-ENGAGEMENT

ZdK-Chefin kontert Klöckner: „Nicht Dritte entscheiden über unsere Themen“

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Seit 60 Jahren besteht das Diözesankomitee der Katholiken im Bistum Münster. Der Festakt reagiert auf die aktuelle politische Debatte.

 

Irme Stetter-Karp, Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), lehnt es ab, politische Äußerungen von Christen auf Themen wie den Lebensschutz zu beschränken. Es gehöre zum Selbstverständnis engagierter Katholiken, sich „zu allen Bereichen zu äußern, die uns wichtig sind“, sagte Stetter-Karp am Freitagabend in Münster. „Welche das sind, das entscheiden wir selbst und nicht Dritte.“

Die Präsidentin des obersten gewählten Gremiums katholischer Laien in Deutschland reagierte damit auf Aussagen von Bundestagspräsidentin Julia Klöckner. Sie hatte die Kirchen vor zu vielen politischen Äußerungen gewarnt, die Kirchen würden zu einer NGO – also gesellschaftlichen Organisation – unter vielen. Ethische Fragen wie den Lebensschutz hatte Klöckner ausgenommen.

Auch Zustimmung für Julia Klöckner

Stetter-Karp stimmte der Politikerin zugleich zu: Die Kirchen und die katholischen Laien wollten sich weiter als Stimme derer äußern, „die keine Stimme haben“. Da gehe es selbstverständlich auch „um die Vulnerablen am Anfang und Ende des Lebens“.

Die ZdK-Präsidentin fügte hinzu, sie empfinde den NGO-Vergleich nicht als „ehrverletzend“. Wesen von NGOs sei es, „im Bündnis mit anderen stärker zu werden“. Stetter-Karp sprach beim Empfang zum 60-jährigen Bestehen des Diözesankomitees, also der Laienvertretung im Bistum Münster, im Rathausfestsaal der Bischofsstadt.

Stetter-Karp: Starkes Zeichen der Mitverantwortung

 

Die Laien-Vertreterin verwies auf Zahlen der jüngsten Kirchenmitgliedschafts-Untersuchung. Demnach engagieren sich 49 Prozent der katholischen Christen ehrenamtlich, auch außerhalb der Kirchen, und 46 Prozent der Protestanten. Bei Konfessionslosen seien es nur 32 Prozent. Deshalb verstehe sie, dass es Stimmen in der Gesellschaft gebe, die ein Nachlassen kirchlichen Engagements fürchten.

Stetter-Karp nannte es ein „starkes Zeichen“, dass Laien im Bistum Münster seit 60 Jahren im Diözesankomitee Mitverantwortung übernähmen. Das Engagement habe seine Grundlage in Gemeinden und Verbänden: „Das Diözesankomitee bringt die Stimmen von vor Ort ein.“ Um eine solche Struktur werden die deutschen Katholiken der ZdK-Präsidentin zufolge „international beneidet“.

Stetter-Karp: Selbstbeschäftigung kein Selbstzweck

Sie verteidigte den Reformkurs der katholischen Kirche in Deutschland, etwa im bundesweiten Synodalen Ausschuss von Bischöfen und Laien: „Wir gehen mutig den anstrengenden Weg der Veränderung.“

Zugleich sei diese „innerkirchliche Selbstbeschäftigung“ kein Selbstzweck. Die Kirche müsse „schnell zu tragfähigen Konzepten kommen“, um sich auch gesellschaftlich wieder einbringen zu können.

Regierungspräsident Bothe dankt für Ehrenamt

Zweiter Festredner beim Jubiläums-Empfang des Diözesankomitees war Münsters Regierungspräsident Andreas Bothe. Er dankte den Ehrenamtlichen in Gesellschaft und Kirche: „Wir brauchen Menschen, denen es eine Ehre ist, sich für die Gesellschaft zu engagieren.“ Leider gebe es zunehmend mehr Menschen, die „sehr genau um ihre Rechte wissen, aber keinerlei Verpflichtung gegenüber dem Gemeinwesen erkennen“.

Bothe zufolge profitieren vom Ehrenamt nicht nur die Empfangenden von Leistungen, sondern die Engagierten selbst. Sie knüpften Kontakte, erwürben Kompetenzen und erlebten, etwas Sinnstiftendes auch für andere zu tun. Ehrenamt werde dort attraktiv, wo Menschen auch Verantwortung übertragen werde, so Bothe.

Administrator Hamers: Ohne Sie kein kirchliches Leben

Münsters Diözesan-Administrator Antonius Hamers schloss sich dem Dank an: „Ohne Sie wäre kein kirchliches Leben, kein Leben aus dem Evangelium heraus in diesem Bistum möglich“, sagte er an die Ehrenamtlichen gewandt. „Bitte tragen Sie diesen Dank in die Gemeinden und Verbände.“

Hamers verwies darauf, dass auch 16 Laiinnen und Laien mit überlegt hatten, was das Profil eines neuen Bischofs von Münster sein solle und wer es sein könne. Auch wenn am Ende nur das Domkapitel den Bischof wähle, sei das „keine Schein-Beteiligung“, betonte Hamers. „Die Ernsthaftigkeit der Beratungen“ habe ihn beeindruckt. Auch diese Gespräche seien Zeichen dafür, „dass wir ohne Sie nicht können“.

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