Marie-Theres Himstedt über weibliche Überlegenheit und männliche Verbote

Kirche und Fußball haben das gleiche Frauenproblem

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Im Umgang mit Frauen gibt es interessante Parallelen und erstaunliche Gemeinsamkeiten zwischen Fußball und katholischer Kirche, findet unsere Redakteurin Marie-Theres Himstedt.

Spannung beim ersten Spiel der Deutschen bei der Fußball-Europameisterschaft gegen Frankreich (0:1). Aber wussten Sie, dass drei Stunden vorher die deutschen Fußball-Frauen ein Testspiel gegen Chile (0:0) hatten? Nein?

Zwischen der Position von Frauen im Fußball und Frauen in der Kirche gibt es erstaunliche Gemeinsamkeiten. Der Frauenfußball wurde lange belächelt, dabei ist die Frauen-Nationalmannschaft neben dem US-Team die erfolgreichste der Welt. Zwei Mal Weltmeister, acht EM-Titel, 2016 gewannen sie die olympische Goldmedaille. Damit sind sie in der Wertung des Weltfußballbundes auf Rang 2.

 

Frauen - qualifiziert und blockiert

 

Die Männer-Nationalmannschaft war vier Mal Welt- und drei Mal Europameister, aber sie gibt es ja schon viel länger, nämlich seit 1908. Im FIFA-Rang steht sie gerade auf Platz 12, das sollte der Vollständigkeit halber erwähnt werden.

Wem die Parallelen noch nicht aufgefallen sind: Frauen sind zwar gut qualifiziert und stehen auf dem Platz ihren Mann, schaffen es beim DFB aber kaum in die Spitzenämter. Für Frauen in der katholischen Kirche gilt dasselbe. Der Zugang zu höheren Weihen bleibt ihnen verwehrt. Kirche und Fußball haben ein frappierend ähnliches Frauenproblem!

 

Frauenfußball war verboten

 

Beispiel gefällig? 1955 beschloss der DFB auf seinem Verbandstag, das Fußballspielen von Damenmannschaften zu verbieten, wie ein Redakteur der Neuen Osnabrücker Zeitung ausgrub. Diese Kampfsportart sei der Natur des Weibes fremd, heiß es. „Im Kampf um den Ball schwindet die weibliche Anmut, und Körper und Seele erleiden unweigerlich Schaden.“ Das Zurschaustellen des Körpers verletze außerdem das Schamgefühl.

1956 gab es trotzdem das erste Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft der Frauen. Das sie natürlich prompt gewann, und zwar in Essen vor 17.000 Zuschauern – 2:1 gegen die Niederlande. Das Verbot wurde erst 1970 aufgehoben. Rund 60.000 Spielerinnen soll es zu der Zeit bereits gegeben haben.

 

In der Kirche hält Maria 2.0 den Ball im Spiel

 

In der katholischen Kirche hält Maria 2.0 den Ball für mehr Gleichberechtigung im Spiel, sie machen den Raum eng und geben dem Schiedsrichter nicht immer Recht. Sie müssen über Kampf zum fairen Spiel finden, ihre Position ist nicht mehr in den hinteren Reihen, für viele sind sie jetzt schon Meister:innen der Herzen!

Gut, vielleicht gilt auch hier das Zitat von Joachim Bäse, der Eintracht Braunschweig 1967 zur einzigen Deutschen Meisterschaft verhalf: „Wenn hinten dicht ist, hilft vorne der liebe Gott.“

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