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Die Entwicklungszusammenarbeit steht politisch unter Druck. Müsste der Staat das Geld nicht woanders ausgeben? Nein, begründen Kirche-Experten.
Die kirchlichen Entwicklungsorganisationen erwarten von der künftigen Bundesregierung, dass sie an einem eigenen Ministerium für Entwicklungszusammenarbeit festhält. "Entwicklungspolitik muss am Kabinettstisch sitzen, und zwar mit einer eigenständigen Perspektive", sagt Anne Gidion, Leiterin der Evangelischen Zentralstelle für Globale Entwicklung, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
"Wir brauchen ein eigenständiges Ministerium, das sich mit internationalen Globalisierungsfragen beschäftigt", ergänzt Bernd Bornhorst vom Vorstand des katholischen Entwicklungshilfswerks Misereor. “Das darf nicht unter die Räder von Wirtschaftsinteressen oder Finanzinteressen kommen. Wir brauchen mehr internationale Zusammenarbeit und nicht 'America first' oder 'Deutschland zuerst'.”
Sorge vor Egoisten in der Weltpolitik
Er sei zuversichtlich, dass dies gelinge, sagt Karl Jüsten, Leiter der Katholischen Zentralstelle für Globale Entwicklung. Zumal es weiter die Verpflichtung gebe, die nachhaltigen Entwicklungsziele zu erreichen.
Von der neuen Regierung erwarte er, dass sie diese weiter konsequent verfolge, allen voran den Kampf gegen Hunger, Klimaerwärmung und Ungerechtigkeit. International allerdings bereite ihm Sorgen, so Jüsten, "dass immer mehr Menschen ans Ruder kommen, die nur an sich selbst denken".
Dagmar Pruin, Präsidentin von "Brot für die Welt" und Diakonie-Katastrophenhilfe, nennt es "falsch und kurzsichtig, zu sagen: Wir machen erst einmal Sicherheitspolitik, Verteidigungspolitik, Außenpolitik - und dann irgendwie noch so ein bisschen Entwicklungspolitik und ordnen dieses eine Ziel den anderen unter."
Experte: Hilfe ist auch im eigenen Interesse
Jörg Faust, Direktor des Deutschen Evaluierungsinstituts der Entwicklungszusammenarbeit, verweist darauf, Entwicklungszusammenarbeit erfolge nicht nur aus Solidarität und Nächstenliebe. Sie sei im Eigeninteresse der Geberländer, weil sie deren Ziele ebenfalls voranbringe.
Studien zeigten immer wieder positive Einflüsse - etwa auf Bildung, Demokratie, Frieden und Klimaschutz weltweit. Aber auch außenwirtschaftliche Erfolge und höhere Exporterlöse seien in aller Regel unmittelbare Folgen einer guten Entwicklungszusammenarbeit.