Erzbischof Heße: Menschen sind keine politische Manövriermasse

Kirchen: Flüchtlingen an griechisch-türkischer Grenze helfen

Rasches Handeln zugunsten der Flüchtlinge an der griechischen-türkischen Grenze verlangen Kirchenvertreter. „Die dramatische Lage sollte für Europa ein Weckruf sein“, erklärte Erzbischof Stefan Heße für die deutschen Bischöfe.

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Rasches Handeln zugunsten der Flüchtlinge an der EU-Außengrenze zur Türkei verlangen Kirchenvertreter. „Die dramatische Lage der schutzsuchenden Menschen an der griechisch-türkischen Grenze sollte für Europa ein Weckruf sein“, sagte der Flüchtlingsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Stefan Heße, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). „Der Bürgerkrieg in Syrien und die Not der Flüchtlinge lassen sich nicht einfach ausblenden.“

EU und Türkei rief Heße auf, eine humanitäre Krise an der Grenze abzuwenden. „Dabei muss wieder in den Blick geraten, dass Flüchtlinge keine politische Manövriermasse sind, sondern Menschen mit Bedürfnissen – Frauen, Kinder, Männer, Familien.“

 

Sternberg: Die Menschen fliehen vor Krieg

 

Heße mahnte eine Verantwortungsteilung zwischen den Erstaufnahmestaaten und den Staaten Europas sowie sichere und legale Zugangswege an, vor allem für besonders bedürftige Flüchtlinge. „Europa muss zeigen, dass es flüchtlingspolitisch mehr zu bieten hat als Stacheldraht und Tränengas.“

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, sagte der „Passauer Neuen Presse“, es gehe „um Menschen und ihre Existenz. Sie brauchen dringend humanitäre Hilfe.“ Der ZdK-Präsident erinnerte daran, dass die Menschen vor einem Krieg in Nordsyrien fliehen würden.

 

Caritas: Minderjährige aufnehmen

 

Eine Abschottung sei nicht möglich, so Sternberg. „Wir werden sicher auch Flüchtlinge aufnehmen müssen.“ Mit der Flüchtlingsbewegung nach Deutschland 2015 verbinde er „kein Chaos, sondern eine bisher nie dagewesene humanitäre Leistung des gesamten deutschen Volkes. Die sollten wir nicht kleinreden.“

Die Caritas forderte, geflüchtete Kinder und Jugendliche von den griechischen Inseln zu holen, deren Gesundheit und Sicherheit dort nicht gewährleistet sei. Caritas-Präsident Peter Neher betonte, nicht nur in Deutschland seien Kommunen und Organisationen bereit, Menschen aufzunehmen.

 

EKD: Menschenrecht, Asyl zu beantragen

 

Auch der Bevollmächtigte der Evangelischen Kirche bei Bund und EU, Martin Dutzmann, betonte, Deutschland müsse bereit sein, Minderjährige von den griechischen Inseln zu holen. Die Verhältnisse in den dortigen Flüchtlingslagern seien katastrophal.

Dutzmann sagte, die EU müsse ihre Außengrenzen sichern. „Auf der anderen Seite muss sie dabei die Menschenrechte beachten und europäisches Recht durchsetzen. Es kann nicht sein, dass Hilfsbedürftige daran gehindert werden, einen Asylantrag zu stellen.“ Zugleich kritisierte er das Vorgehen der Türkei als Instrumentalisierung von Menschen, „für die ich keine Worte mehr habe“.

 

Die Lage an der Grenze

 

Die Türkei hatte am Samstag ihre Grenzen zur EU geöffnet. Laut griechischen Behörden wurden seither tausende Flüchtlinge am Grenzübertritt gehindert. Nach Angaben der Vereinten Nationen harren auf der türkischen Seite der Grenze rund 13.000 Menschen aus – viele Geflüchtete aus Syrien, darunter schätzungsweise 40 Prozent Familien mit Kindern.

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