Erzbischof Koch: Welt ohne Mauern eine menschlichere Welt

Kirchen gedenken des Mauerfalls vor 30 Jahren

Die Kirchen haben an den Mauerfall vor 30 Jahren erinnert. Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki sprach von einem „Wunder“. Zwar gebe es immer noch Probleme zwischen Ost und West, die er nicht kleinreden wolle und die gelöst werden müssten.

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Die Kirchen haben an den Mauerfall vor 30 Jahren erinnert. Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki sprach von einem „Wunder“. Zwar gebe es immer noch Probleme zwischen Ost und West, die er nicht kleinreden wolle und die gelöst werden müssten, so Woelki am Samstag bei domradio.de. „Aber das trübt nicht unsere große Freude über die Wiedervereinigung.“

Der Berliner Erzbischof Heiner Koch erklärte, vor 30 Jahren habe die Welt auf Deutschland geschaut, „voller Staunen und Anerkennung, dass eine Revolution ohne Waffengebrauch und Blutvergießen möglich war“. Daraus erwachse eine bleibende Aufgabe, sagte Koch im rbb-Radio: „Wir sollten dies als Auftrag verstehen gegenüber allen, die Mauern bauen, zu verstehen zu geben, dass eine Welt ohne Mauern nicht nur möglich ist, sondern dass es auch eine menschlichere Welt ist.“ Dabei gehe es ihm nicht nur um Mauern aus Stein und Stacheldraht, „sondern auch um so manche Mauer in den Köpfen“.

 

Feige: In Europa nimmt Abgrenzungen wieder zu

 

Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige verwies auf aktuelle Herausforderungen. „Überall in Europa nehmen Ressentiments und Abgrenzungen wieder zu, werden nationale Eigeninteressen wichtiger als der Sinn für Solidarität, kommt es zu Polarisierungen und Übergriffen, gerät die Menschenwürde immer mehr in Gefahr“, sagte er bei einem Gottesdienst in Marienborn. Feige bat um Gottes Beistand für Politik und Kirchen, „wirksam und geistvoll für Gerechtigkeit und ein menschenfreundliches Miteinander einzutreten“. Auch beim Gelingen der friedlichen Revolution in der DDR habe „Gott selbst ein Zeichen gesetzt und unser Tun mit seiner Hilfe begleitet“.

Nordkirchen-Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt und Hamburgs Erzbischof Stefan Heße würdigten bei einer Feier in Ratzeburg den Mut der Ostdeutschen, sich gegen Unterdrückung und Unrecht in der früheren DDR zu stellen. Sie riefen dazu auf, sich auch heute für eine freie und friedliche Gesellschaft zu engagieren. Auch das Kolpingwerk erklärte, man dürfe nicht nachlassen im Einsatz für Frieden, Freiheit, Demokratie und Einheit.

 

Heße: Jeden Tag um Einheit bemühen

 

„Auch 30 Jahre nach dem Mauerfall bin ich immer noch ergriffen und begeistert von dem Mut der damaligen DDR-Bürger, mit dem sie einen ganzen Staat zu Fall gebracht haben“, sagte Heße. Natürlich habe die Teilung auch Narben hinterlassen, aber genau da beginne die heutige Aufgabe. „Wir müssen uns auch nach 30 Jahren jeden Tag um Heilung und damit um die Einheit bemühen“, so der Erzbischof, dessen Bistum Hamburg, Schleswig-Holstein und den ostdeutschen Landesteil Mecklenburg umfasst.

Kühnbaum-Schmidt erinnerte auch an die von den Nationalsozialisten organisierten Pogrome gegen Juden in der Nacht des 9. November 1938. Während man heute die Grenzöffnung vor 30 Jahren feiere, würden zugleich die Sicherheitsvorkehrungen vor Synagogen und jüdischen Einrichtungen verschärft. Angesichts dessen sei es ermutigend und notwendig, „dass viele Menschen in Ost und West zusammenstehen gegen Hass und Hetze, gegen Rassismus, gegen Antisemitismus, gegen Antiislamismus“, so die Bischöfin.

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