Pfarrer von St. Marien Oldenburg ist ratlos

Kirchenabriss regt Gemeinde auf - doch Ersatzangebot bleibt ungenutzt

  • Im November 2020 wurde die Kirche St. Bonifatius in Oldenburg-Donnerschwee profaniert und später abgerissen.
  • Für die früheren Gottesdienstbesucher hat die Gemeinde St. Marien einen Fahrdienst zu ihrer Kirche eingerichtet.
  • In den ersten Wochen wollte jedoch niemand mitfahren.

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Ratlosigkeit bei Michael Bohne, Pfarrer in St. Marien Oldenburg. Eine Aktion des Pfarrgemeinderates findet keinen Zuspruch. Das Angebot, mögliche Gottesdienstbesucher der früheren Kirche St. Bonifatius am Samstagnachmittag zur Pfarrkirche St. Marien zu bringen. Vom Stadtteil Donnerschwee am Stadtrand ins Zentrum.

Zum Beginn der Aktion am 16. Oktober saß der stellvertretende Vorsitzende im Pfarreirat, Benjamin Hahn, am Steuer des gemeindeeigenen Boni-Busses. Er wartete um 16.30 Uhr auf einem Parkplatz vor Ort – vergeblich. Beim zweiten Termin wollte Pfarrer Bohne selbst fahren. Angemeldet hatte sich für den Dienst aber niemand.

Heftig diskutiert

Abriss der Kirche
Die Kirche St. Bonifatius Oldenburg beim Abriss. Von dort bietet die Gemeinde nun einen Fahrdienst zum Gottesdienst an. |     Foto: Malteser Oldenburg

Dabei waren gerade lange Wege oft Thema in hitzigen Diskussionen um Pastoralplan und Gebäudekonzept von St. Marien. Denn dort war vorgesehen, Kirche und Pfarrheim St. Bonifatius aufzugeben. Dafür sollten in dem neuen Stadtteil „Fliegerhorst“ ein zweiter Kindergarten und ein neues Pfarrheim entstehen. An einem Ort, in den zurzeit viele Familien hinziehen.

Die Menschen rund um St. Bonifatius protestierten erbittert, versuchten zum Beispiel, Denkmalschutz für das Kirchengebäude zu erreichen. Messdiener und Jugendgruppen von St. Bonifatius stellten Protestvideos ins Internet.

Fußweg zu lang

Ein Argument war: Wie kommen ältere Menschen ohne Auto zum Gottesdienst in die Pfarrkirche, wenn St. Bonifatius fällt? Der Fußweg von zweieinhalb Kilometern quer durch die Stadt schien zu lang, die Busverbindung mit Umsteigen sonntags kaum brauchbar.

Schließlich beschloss der Kirchenausschuss trotz allem die Aufgabe von St. Bonifatius. Am 15. November vorigen Jahres wurde sie profaniert, inzwischen ist sie abgerissen.

Offenes Ohr für St. Bonifatius

Der Pfarreirat habe vorher aber ausdrücklich zugesagt, einen besonderen Fahrdienst einzurichten, berichtet dessen Vorsitzende Doris Tranel. „Wir wollen zeigen, dass wir ein offenes Ohr haben für die Menschen in St. Bonifatius.“

Warum bisher niemand diesen Dienst annehmen wollte, kann Pfarrer Bohne sich nur schwer erklären. Er lebt erst wenige Wochen in der Stadt, weiß aber um den Hintergrund des Dienstes. Er hält ihn deshalb weiter für ein wichtiges und sinnvolles Angebot.

Probephase bis Weihnachten

In der geplanten Probephase bis Weihnachten werde der Bus in jedem Fall bereitstehen. Der neu gewählte Pfarreirat werde die Lage dann beraten müssen.

Bohne betont: „Auf keinen Fall wollen wir dieses Projekt mangels Nachfrage einfach vorzeitig fallen lassen. Es geht uns darum, die Menschen in St. Bonifatius weiter einzubinden und ihnen entgegenzukommen.“

Zurzeit geschieht das eben auch über die Nummer 0441/983480. Dort kann man sich für den Fahrdienst anmelden.

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