Ökumenisches Netzwerk: Viele Gemeinden scheuen den Einsatz

Kirchenasyl: Bereitschaft von Gemeinden nimmt laut Netzwerk ab

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Die Bereitschaft von Gemeinden, Menschen Kirchenasyl zu gewähren, nimmt ab. Diesen Eindruck hat das "Ökumenische Netzwerk Asyl in der Kirche NRW". Jedoch würden auch nicht alle Fälle an das Netzwerk gemeldet, so der Theologe Benedikt Kern.

Das "Ökumenische Netzwerk Asyl in der Kirche Nordrhein-Westfalen" beobachtet eine abnehmende Bereitschaft von Kirchengemeinden, Menschen in strittigen Asylrechtsfällen Kirchenasyl zu gewähren. Der Theologe Benedikt Kern schilderte auf einer Tagung, dass dem Netzwerk zwar nicht alle Fälle von Kirchenasyl gemeldet würden. Denn viele Gemeinden hofften, ohne öffentliche Aufmerksamkeit, mehr für die Menschen im Kirchenasyl erreichen zu können. Doch viele Gemeinden scheuten den Einsatz, Menschen für die Zeit der Klärung eines strittigen Asylverfahrens Schutz zu gewähren.

Um mehr Gemeinden zu ermuntern, Kirchenasyl zu gewähren, solle aus Sicht des Netzwerks die Öffentlichkeitsarbeit verstärkt werden, sagte der wissenschaftliche Mitarbeiter des Instituts für Theologie und Politik in Münster, der sich in dem Netzwerk engagiert. Die überwiegende Zahl der Fälle in einem Kirchenasyl seien sogenannte Dublin-Fälle, in denen die Betroffenen in das EU-Land zurückgeführt werden sollen, in dem ihre Erstregistrierung als Asylbewerber stattgefunden hat.

Doch mehr Fälle?

Noch im vergangenen Monat hatte die Ökumenische Bundesarbeitsgemeinschaft "Asyl in der Kirche" von einem Anstieg der Zahl der Flüchtlinge im Kirchenasyl berichtet und von 511 Fällen mit 786 Betroffenen bundesweit gesprochen. Im November 2022 waren es demnach bundesweit noch 314 Fälle mit 508 Betroffenen.

Dieser Anstieg habe an zeitlich verzögerten Nachmeldungen aus Kirchengemeinden gelegen, hieß es. Allerdings gebe es eine erhöhte Nachfrage, viele Schutzsuchende hätten abgewiesen werden müssen.

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