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In St. Regina Drensteinfurt setzt sich seit Jahren ein engagiertes Team aus Seelsorgern und Ehrenamtlichen für verzweifelte Menschen ein, die an die Kirchentür anklopfen, und um Asyl bitten. Es bereichert die Gemeinde, sind sich alle einig.
Kirchenasyl: Oft die letzte Hoffnung für Geflüchtete. Zugleich eine Herausforderung für die Gemeinden, aber vor allem eine große Bereicherung. So wie in der katholischen Kirchengemeinde St. Regina in Drensteinfurt (Kreis Warendorf). Dort setzt sich seit Jahren ein engagiertes Team aus Seelsorgern und Ehrenamtlichen für verzweifelte Menschen ein, die an die Kirchentür anklopfen und um Asyl bitten. Drei junge Männer haben dort Hilfe gefunden, zuletzt der syrische Flüchtling Muhamed Alali.
Was ist die Motivation für Pastor Jörg Schlummer und seine Unterstützer, sich dieser humanitären Aufgabe zu stellen? Die Kirche drückt damit aus, worum es ihr im Glauben geht. Um es mit Pastor Schlummers Worten zu sagen: „Es ist ein schönes Gefühl, Menschen ganz konkret zu helfen, die von Krieg und Verfolgung bedroht sind.“
Kirchenasyl muss „Stachel im Fleisch sein“
Gemeindemitglied Edgar Kuhlmann verweist auf das Evangelium: „Einfacher kann man nicht Christ sein. Das ist unser Auftrag, wenn wir unseren Glauben ernst nehmen.“ Kuhlmann kritisiert eine „menschenverachtende Migrationspolitik“. Er meint: „Hier stimmt was nicht.“ Deshalb müsse Kirchenasyl weiter der „Stachel im Fleisch sein.“
Ehefrau Barbara Kuhlmann arbeitet als Pastoralreferentin in der Gemeinde. Sie hat die Aufnahme von Geflüchteten im Kirchenasyl als bereichernd für ihr eigenes Leben und das ihrer Familie empfunden. „Man bekommt viel zurück“, berichtet sie über die Begegnungen mit dem jungen Syrer, der im Alter ihrer Kinder ist. Während des Ramadans sei man gemeinsam zum Fastenbrechen zusammengekommen. Muhamed Alali habe als Erstes nach dem Fasten eine Dattel gebrochen. Eine Tradition, die auf den Propheten Mohammed zurückgeht. „Wir haben viel Schönes zusammen erlebt.“ Eine große Hürde sei nur die Sprache. Mit einer Übersetzungs-App weiß man sich jedoch zu helfen.
Drensteinfurter Freundeskreis seit 1988
Themenwoche: Wo Kirche an die Ränder geht
Papst Franziskus wird seit Beginn seiner Amtszeit nicht müde zu betonen, die Kirche ihren Blick auf „Peripherien der Existenz“ richten muss, wo Ungerechtigkeit herrschen. Die Gläubigen sollten sich den Armen und zuwenden. Kirche+Leben stellt Christen vor, die mit ihrem Wirken an die Ränder unserer Gesellschaft gehen.
Schon 1988 gründete sich in Drensteinfurt ein „Deutsch-Ausländischer Freundeskreis“ um die engagierte Vorsitzende Waltraud Angenendt, der sich um geflüchtete Menschen kümmert. So auch um Muhamed Alali und die beiden anderen jungen Männer im Kirchenasyl.
Ihr Ziel: „Eine falsche Politik korrigieren.“ Man helfe demjenigen, der einem „vor die Füße fällt“, sagt Angenendt. Das sei alternativlos. Die Ehrenamtlichen möchten anderen Gemeinden Mut machen, jemanden durch Kirchenasyl Zuflucht zu bieten. Jemanden zu retten, das schweiße zusammen und könne für eine Kirchengemeinde ein guter Lernprozess sein.
Syrer schlug sich nach Drensteinfurt durch
In Drensteinfurt hat dieser Lernprozess 2019 begonnen, mit dem 19 Jahre alten Afghanen Seyd Mohamed Mosavi. Er war nach seiner Flucht in Rumänien registriert worden, erlebte dort schlimme Dinge wie Misshandlungen. Die Behandlung dort ist unmenschlich. Deshalb schlug er sich zu seinem in Drensteinfurt lebenden Cousin durch und versteckte sich dort.
Im Pfarrhaus bei Pastor Schlummer lebten zu dem Zeitpunkt bereits zwei Flüchtlinge. Nachdem alle zuständigen Gremien im Bistum Münster und der Gemeinde zugestimmt hatten, war der Weg für das Kirchenasyl frei. „Das Bistum stimmt nur zu, wenn das Kirchenasyl rechtlich vertretbar ist und Erfolgsaussichten hat“, betont Pastor Schlummer.
Kosten für die Pfarrei