Nach den Wahlen in den Pfarreien des Oldenburger Landes

Kirchenausschüsse: Frauen stellen nur ein Viertel der Mitglieder

Die 39 Pfarrgemeinden im Oldenburger Land haben Kirchenausschüsse gewählt. Wer entscheidet dort künftig über die Finanzen? Kirche+Leben hat die Wahlergebnisse überprüft und fand heraus: Nur zu einem Viertel sind es Frauen.

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Nur wenige Frauen sitzen in den Kirchenausschüssen und entscheiden im Oldenburger Land über die Finanzen der Gemeinde mit. Das hat „Kirche+Leben“ in den Wahlergebnissen der 39 Gemeinden nachgewiesen. Bei der Wahl am 10. und 11. November wurden 398 Verantwortliche gewählt, 110 sind Frauen, etwas mehr als ein Viertel.

Es gibt auch extreme Ergebnisse: In der großen Gemeinde Mariä Himmelfahrt Vechta – 14 000 Katholiken – sitzt gar keine gewählte Frau im zwölfköpfigen Kirchenausschuss. In der kleinen Gemeinde St. Marien Hude im Dekanat Delmenhorst – 1500 Katholiken – sind es zwei Drittel, fünf von acht.

 

Oft sitzt nur eine Frau im Kirchenausschuss

 

Ähnlich ist es in Hudes Nachbargemeinde Heilig Geist Lemwerder – 1000 Katholiken – mit drei Frauen im fünfköpfigen Ausschuss. Nur in diesen beiden Diasporagemeinden haben Frauen die Mehrheit in diesem Finanzgremium. Auffällig sind auch die Kirchenausschüsse von Cappeln, Lastrup, Lohne und Molbergen: dort sitzt jeweils nur eine Frau (8 bis 12 Prozent), Warum sind die Zahlen so unterschiedlich?

Klar ist: An der Größe der Gemeinden kann es nicht liegen. Das zeigen die Verhältnisse in Vechta und Hude. Klar ist: An regionalen Unterschieden zwischen Nord- und Südoldenburg liegt es nicht. Im Norden stellen Frauen mal die Hälfte, mal ein Achtel der Sitze – ähnlich wie im Süden.

 

Manche berichten: Es gab keine Kandidatinnen

 

Möglich ist vielleicht: Es liegt an der Kandidatensuche, vielmehr: an ihrem Ergebnis. Das zeigen die Erfahrungen von Propst Michael Matschke in Vechta. Dort sitzt überhaupt keine Frau im Kirchenausschuss. Matschke berichtet: „Der Wahlvorstand hat mindestens zehn Frauen auf eine Kandidatur angesprochen – jede hat abgesagt.“ Schließlich habe man die Kandidatenliste geschlossen, als sich genug Männer gefunden hatten.

Der Provisor der Gemeinde St. Benedikt Jever, Bernd Jongebloed, hat es ähnlich erlebt. Aber er sieht ein grundsätzliches Problem: „Es sind ja schon schwer genug überhaupt Kandidaten zu finden.“ In Jever habe man gerade sechs für acht Sitze gefunden und den Ausschuss verkleinern müssen.

 

„Frauen scheuen voreilig zurück“

 

Auch Gaby Kuipers, Pfarrsekretärin in Herz Jesu Westerstede und als Frau an der Spitze des Kolpingwerks Land Oldenburg, hat sich über den niedrigen Frauenanteil Gedanken gemacht. Wenn es um die Finanzen der Gemeinde geht, scheuen Frauen nach ihrem Eindruck vorschnell zurück. „Das liegt nicht daran, dass sie weniger kompetent wären“, betont sie.

Gaby Kuipers aus Westerstede rät Frauen zu mehr Mut. | Foto: Franz Josef Scheeben
Gaby Kuipers aus Westerstede rät Frauen zu mehr Mut. | Foto: Franz Josef Scheeben

Aber unausgesprochen sähen Frauen das Feld für ihren Einsatz eher in den Pfarreiräten. Dort seien sie erfahrungsgemäß die große Mehrheit. „Die seelsorgliche Arbeit im Ehrenamt in den Gemeinden liegt vor allem auf den Schultern von Frauen.“ Etwa bei der Vorbereitung auf Erstkommunion und Firmung oder der Gestaltung von Familiengottesdienst.

 

In Hude gab es eine Kandidaten-Schwemme

 

In Hude war es anders, dort gab es auch keinen Mangel an Kandidaten. Wie Rechnungsführerin Sieglinde Suhr berichtet, bewarben sich 13 Kandidaten, davon sechs Frauen, um die acht Plätze. Noch nie habe es so viele Bewerber gegeben. Auffällig ist für Sieglinde Suhr auch: „Wir haben jetzt einen verhältnismäßig jungen Kirchenausschuss, im Alter zwischen 37 und 53 Jahren.“

Stephanie Wessels gehört seit zwei Wahlperioden zum Kirchenausschuss. Sie leitet die Messdiener- und Jugendarbeit der Gemeinde und arbeitet als pädagogische Mitarbeiterin in einer Schule. Sie hat erlebt, dass sich junge Mütter für die Kirche ansprechen lassen, wenn sie ihnen im katholischen Kindergarten und in der katholischen Grundschule begegnet. „Sie wollen sich einfach einsetzen.“

 

„Kleine Gemeinden sind vielleicht flexibler“

 

Ulrike Hintze, Justitiarin im Bischöflichen Offizialat, begleitet die Kirchenausschusswahlen seit zwei Jahrzehnten. Sie findet die hohe Beteiligung in Hude typisch für kleinere Gemeinden und Gemeindeteile.  Oft habe sie bei Besuchen erlebt, wie „offen und flexibel“ Menschen dort mit Veränderungen umgehen. Vielleicht werde dann ein gewohntes Muster leichter durchbrochen.

Die neuen Kirchenausschüsse müssen bis zum 9. Februar zusammentreten; dann erhält auch der Pfarreirat einen Sitz. Der Frauenanteil in diesem Gremium kann also noch steigen.

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