In welchen Bistümern traten die meisten Menschen aus?

Kirchenaustrittswelle in Deutschland hält an – die Negativ-Rekorde

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2023 sind 402.694 Menschen in Deutschland aus der katholischen Kirche ausgetreten. Wo es in absoluten und relativen Zahlen die meisten sind – und wie Bischöfe und Laien die Zahlen bewerten.

Im vergangenen Jahr sind 402.694 Menschen in Deutschland aus der katholischen Kirche ausgetreten. Die Zahlen aus den Bistümern liegen unterhalb des Höchstwertes von 2022 mit mehr als 520.000 Austritten. Die Kirche schrumpft zudem, weil 2023 – wie in den vergangenen Jahren – mehr katholische Christen starben, als durch Taufen hinzukamen.

Zum Jahresende gehörten nach vorläufigen Berechnungen der evangelischen Kirche 18,56 Millionen Menschen ihren 20 Landeskirchen an; in den Bistümern der katholischen Kirche waren es 20,3 Millionen Menschen. Ersteres sind zirka 22, letzteres 24 Prozent der Gesamtbevölkerung.

Kirchenaustritte in Hamburg, Berlin, Limburg und Köln

In den Erzbistümern Hamburg und Berlin traten 2023 im Verhältnis die meisten Menschen aus der katholischen Kirche aus. An dritter Stelle steht das Bistum Limburg, ergeben Berechnungen der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

In Hamburg lag der Anteil der Austritte an der Mitgliederzahl des Vorjahres bei 3,3 Prozent, in Berlin bei drei Prozent. In Limburg traten 2,4 Prozent der Mitglieder aus. Das krisengeschüttelte Erzbistum Köln steht mit 2,4 Prozent minimal hinter Limburg.

Kirchenaustritte: Die absoluten Höchstzahlen

Die bundesweite Austrittsquote betrug 1,9 Prozent, im Vorjahr lag sie bei 2,4 Prozent. Die relativ geringsten Zahlen verzeichneten die Bistümer Erfurt (1,3 Prozent), Görlitz (1,3 Prozent) und Passau (1,6 Prozent).

In absoluten Zahlen traten mit knapp 40.100 die meisten Menschen im Erzbistum Köln aus. Es bleibt mit rund 1.678.754 Katholiken nur noch knapp vor Münster (1.669.392 Mitglieder nach 29.755 Austritten) die mitgliederstärkste Diözese.

Bätzing: Austritte zeigen Krise der Kirche

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Limburgs Bischof Georg Bätzing, nennt die Zahlen alarmierend. „Die Zahlen zeigen, dass die Kirche in einer umfassenden Krise steckt“, sagt Bätzing.

Resignation, Rückzug oder Angst seien aber die falschen Antworten. Auch eine kleiner werdende Kirche habe den Auftrag, die Botschaft vom liebenden und befreienden Gott zu verkünden.

Bätzing: Ohne Reformen noch mehr Kirchenaustritte

Eindringlich warb der Bischofskonferenz-Vorsitzende für Reformen, damit Menschen Vertrauen in die Veränderungsfähigkeit der Kirche gewinnen: „Reformen allein werden die Kirchenkrise nicht beheben, aber die Krise wird sich ohne Reformen verschärfen.“

Studien zeigten, dass Menschen nach wie vor hohe Erwartungen an die Kirche hätten, etwa im Sozialen oder im Bildungsbereich: „Wir müssen diese Erwartungen und Bereiche im Blick haben, wenn wir uns fragen, was wir angesichts geringer werdender Ressourcen priorisieren müssen.“

ZdK-Präsidentin Stetter-Karp: Kirche muss sich wandeln

Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Irma Stetter-Karp, sagt: „Wir müssen uns darauf einrichten, dass auch in den kommenden Jahren mehrere hunderttausend Menschen aus der Kirche austreten.“ Das zeige, dass ein Wandel der Kirche unvermeidlich sei: „Ein Wandel, wie er beim Synodalen Weg in Deutschland, aber auch bei der von Papst Franziskus ausgerufenen Weltsynode erörtert wird.“

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