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Obwohl es im Bistum Münster 2023 keinen neuen Kirchenaustritts-Rekord gab, liegen die Zahlen bei einem Vielfachen der Werte aus den 2010er Jahren. Lichtblicke gibt es bei Taufen und beim Gottesdienstbesuch.
Die Zahl der Kirchenaustritte im Bistum Münster ist 2023 zurückgegangen, bleibt aber auf sehr hohem Niveau im Vergleich zu den 2010er Jahren. Im vergangenen Jahr verließen 29.755 Katholiken im Bistum ihre Kirche, teilt die Bischöfliche Pressestelle mit. Das waren 8.152 weniger als im Rekordjahr 2022, als 37.907 Menschen ihren Austritt erklärten.
Im Vor-Corona-Jahr 2019 hatte das Bistum Münster 16.654 Kirchenaustritte verzeichnet. In den 2010er Jahren lagen die Austrittszahlen vereinzelt nahe 12.000, häufig aber noch im vierstelligen Bereich.
2021 und vor allem 2022 stieg die Zahl sprunghaft an. Die Corona-Pandemie und die Veröffentlichung der Studie zu sexuellem Missbrauch im Bistum Münster 2022 gelten als Faktoren, die die Austrittszahl in die Höhe trieben.
Bistum Münster: Weniger Gottesdienstbesucher als vor Corona
Gestiegen ist 2023 im Bistum Münster die Zahl jener, die an einer Sonntagsmesse teilnahmen. Laut einer Stichprobe, die an einem Wochenende im Frühjahr und einem im Herbst erhoben wird, waren es 85.280 Menschen, 3.197 mehr als 2022.
Ende 2023 zählte das Bistum Münster 1.669.329 Katholiken. Damit besuchten rechnerisch 5,1 Prozent die Sonntagsgottesdienste, 2022 waren es 4,8 Prozent gewesen. Im Vor-Corona-Jahr 2019 lag der Anteil der Gottesdienstbesucher im Bistum noch bei 8,1 Prozent.
Münsters Bischof Genn sieht „rasanten Umbruch“
Getauft wurden 2023 im Bistum Münster 11.919 Menschen, 2.083 weniger als 2022. Rückgänge gab es bei den kirchlichen Trauungen (2.278 gegenüber 3.169 im Jahr 2022), Erstkommunionen (13.340 gegenüber 14.324), Firmungen (8.588 gegenüber 9.706) und Bestattungen (18.772 gegenüber 20.063).
„Der Umbruch in Richtung einer säkularen Gesellschaft vollzieht sich rasant“, kommentiert Bischof Felix Genn nach Angaben seiner Pressestelle die Zahlen. Die Institution Kirche leide „nach wie vor unter einem großen Vertrauens- und Relevanzverlust“.
Genn vermutet Verlust des Gottesglaubens
Zudem nimmt Genn an, dass „viele Menschen auch in unserem Bistum den Gottesglauben selbst verloren haben“. Glaube basiere heute „auf einer Freiheitsentscheidung jedes und jeder Einzelnen“. Das bezeichnet der Bischof als „gut so“.
Aufgabe der Kirche sei es, den Menschen „überzeugende Antworten“ auf die Frage zu geben, „welche Verbindung der Glaube zu ihrem Leben hat, und warum er relevant für ein gelingendes und gutes Leben sein kann“. Einfache Antworten gebe es darauf nicht.