Stichprobe: Zahlen steigen zum Teil um mehr als 50 Prozent

Kirchenaustritts-Rekord droht im Bistum Münster

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Im Bistum Münster droht für 2018 ein Höchststand bei den Kirchenaustritten. Eine Stichprobe von „Kirche-und-Leben.de“ bei Amtsgerichten ergab, dass 2018 die Zahl der Kirchenaustritte zum Teil um mehr als 50 Prozent gestiegen ist.

Im Bistum Münster droht für 2018 ein neuer Höchststand bei den Kirchenaustritten. Eine Stichprobe von „Kirche-und-Leben.de“ bei Amtsgerichten und Standesämtern ergab, dass 2018 die Zahl der Kirchenaustritte zum Teil um mehr als 50 Prozent gestiegen ist.

Vor dem Amtsgericht Steinfurt etwa erklärten im vergangenen Jahr 496 Katholiken ihren Austritt. 2017 waren es 315. Das ist ein Zuwachs von 57 Prozent. Die Bezirke der Amtsgerichte in Nordrhein-Westfalen sind nicht identisch mit den Kreisen, es gibt meist mehrere Gerichte pro Landkreis.

 

Cloppenburg und Bocholt: Anstiege rund 50 Prozent

 

Das Standesamt Cloppenburg meldet für 2018 insgesamt 138 Austritte. Dort werden die Zahlen nicht nach Konfessionen getrennt erfasst, die Behörde gibt aber an, wegen der Bevölkerungsverteilung im südlichen Oldenburger Land dürften drei von vier Ausgetretenen katholisch gewesen sein. 2017 verließen in Cloppenburg 92 Christen die Kirchen. Damit stieg die Zahl der Austritte um 50 Prozent.

440 ausgetretene Katholiken meldet das Amtsgericht Bocholt für 2018 – nach 300 im Vorjahr. Das ist ein Anstieg um 47 Prozent. Zum Amtsgerichtsbezirk Bocholt gehört auch Rhede. Dort hatte das Bistum Münster Ende November 2018 den jahrelangen sexuellen Missbrauch durch den inzwischen verstorbenen Priester Heinz Pottbäcker öffentlich gemacht.

 

Warendorf, Münster und Borken: Anstiege rund 40 Prozent

 

Vor dem Amtsgericht Warendorf stieg die Zahl der katholischen Kirchenaustritte von 272 im Jahr 2017 auf 381. Das ist ein Zuwachs von 40 Prozent. Das Amtsgericht Münster verbuchte einen Anstieg um 38 Prozent von 1.035 auf 1.428 ausgetretene Katholiken. Das Amtsgericht Borken meldet 501 Austritte aus allen christlichen Kirchen – nach 361 im Jahr 2017. Der Anstieg beträgt 39 Prozent.

Beim Amtsgericht Kleve erklärten 2018 insgesamt 483 Christen ihren Kirchenaustritt. Die Mehrheit der Bevölkerung dort ist katholisch. Wegen einer EDV-Umstellung lagen der Behörde kurzfristig keine Vergleichszahlen vor. Allerdings würden die Austrittsformulare für 2018 drei Aktenordner füllen, hieß es – im Vorjahr seien es nur zwei Ordner gewesen.

 

Trend lässt Rekord möglich erscheinen

 

Im Bistum Münster waren 2017 insgesamt 8.696 Katholiken aus ihrer Kirche ausgetreten. Die bisherige Höchstzahl betrug 11.859 im Jahr 2014. Nimmt man an, im Jahr 2018 wäre die Zahl in allen Pfarreien im Durchschnitt um 40 Prozent gestiegen, könnte die Zahl von 12.000 Austritten überschritten worden sein. Die Stichprobe lässt das möglich erscheinen.

Vor allem angesichts des Skandals um sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche hatte Münsters Bischof Felix Genn am Mittwoch dem WDR gesagt, er könne „die Leute völlig verstehen, die sagen: Jetzt ist Schluss mit diesem Laden“. Zugleich bat er darum, in der Kirche zu bleiben.

Die offiziellen Zahlen zu Kirchenaustritten 2018 veröffentlichen die katholischen Bistümer in Deutschland im Juli.

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