Auf dem Schlossplatz präsentieren sich kirchliche Verbände und Gruppen aller Art

Kirchenmeile beim Katholikentag zeigt das bunte Leben

Auf der Kirchenmeile vor dem Schlossplatz präsentiert sich in unzähligen weißen Zelten knallbunte katholische Vielfalt. Verbände sind vertreten, die Bistümer, Ordensgemeinschaften, kirchliche Reise-Anbieter. Auch Kurioses gibt es zu sehen.

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Auf der Kirchenmeile vor dem Schlossplatz präsentiert sich in unzähligen weißen Zelten knallbunte katholische Vielfalt. Verbände sind vertreten, die Bistümer, Ordensgemeinschaften, kirchliche Reise-Anbieter. Und vieles mehr, von dem der Durchschnitts-Christ bisher wohl noch nichts wusste: vom  „Studienjahr Jerusalem“, über „Hexenprozesse Friedrich Spee“ bis bis hin zu „pfarr-rad“, einem Internet-Portal des Erzbistums Köln für sportliche Katholiken.

Im Zelt von vier Bistümern  herrscht  großes Gedränge. Vielleicht liegt es am plötzlich einsetzenden Regen, vielleicht an den mitreißenden Trommel-Rhythmen von Schwestern der koreanischen Mission „Sonamu“ aus Berlin. Mit Gesprächen, Zeitungen und Flugblättern informieren dort die Diözesen Hamburg, Osnabrück, Hildesheim und Berlin über die Vielfalt katholischen Lebens und vermitteln Gästen, die von ferne kommen, ein Stück Kirchenheimat.

 

Fairer Kaffee bei Kolping

 

Besonderer Andrang herrscht auch vor dem  Kolping-Zelt, dem köstlicher Kaffeeduft entströmt. Warum es hier so voll ist? „Weil wir Kolping sind“, antwortet Rosalia Walter, die geistliche Leiterin des ­Kol­pingwerks Deutschland. An einem der Stehtische vor dem Zelt unterhält sich WDR-Moderatorin Yvonne Willicks mit Passanten.  Sie selbst ist Kolping-Mitglied, „und ich freue mich, den Katholikentag mal von der mitwirkenden Seite zu erleben.“ Später wird sie im Zelt über fair gehandelten Kaffee sprechen und darüber, welche Chancen sich daraus für Kleinbauern ergeben.

Bei der Christoffel-Blindenmission setzen sich Jugendliche Plastik-Brillen auf, die so präpariert sind, dass die Umgebung allenfalls schemenhaft  zu erkennen ist. Ausgerüstet mit einem Blindenstock, starten sie unsicheren Schritts zu einem Parcours im Zelt. „Man sieht echt nichts darin“, staunt einer der Jungen, als er wieder draußen ist und die Brille absetzt.

 

Auswahl zwischen "erlöst" und "erwählt"

 

Ein paar Schritte weiter zieht vor dem Zelt des Hilfswerks „Misereor“ ein besonderes Kicker-Spiel die Aufmerksamkeit auf sich:  Alle Miniatur-Fußballer sind Menschen dunkler Hautfarbe. Wer Kicker spielen will, muss zwei Euro einwerfen. „Das ist so viel, wie man braucht, um ein Kind in Indien einen Monat lang medizinisch zu versorgen“, erläutert eine Helferin. Spontan zieht eine ältere Dame einen 20-Euro-Schein aus der Tasche. Fußball spielen will sie aber nicht.

Bei „Ich bin katholisch“ können Besucher bedruckte T-Shirts erwerben. Dazu bieten Jugendliche in einem Korb bunte Plastik-Armbänder an. Zur Wahl stehen die Aufschriften „Königskind“, „erlöst“, „erwählt“ und „geliebt“. „Das erste Armband ist kostenlos, für weitere hätten wir gern eine Spende“, sagt ein Helfer. Eine fünfköpfige Frauengruppe kann sich nicht entscheiden. „Ich nehm ‚erlöst‘, verkündet schließlich eine der Damen. „Und ich ‚erwählt‘, ergänzt eine andere. „Dann hätte ich gern zusätzlich noch ‚geliebt‘. Dafür bekommen Sie fünf Euro. Ist das in Ordnung?“

 

Klapprad mit himmlischer Klingel

 

Im Reise-Bereich der Meile überraschen zwei Klappfahrräder mit einer „Klingel mit himmlischem Klang“, Für sechs Euro ist die Klingen zu haben. Das macht neugierig – erwartet den Radfahrer ein Kirchenglockenton? Oder der Anfang von „Ein Haus voll Glorie schauet“?

Weit gefehlt – denn die Klingel   schrillt wie jede andere. Eva Maria Wallraf, die den Stand mitbetreut, klärt mit tröstenden Worten auf. Die Klingel sei in gewisser Weise mit dem Glauben verwandt: Weder zu schmecken, noch zu hören oder zu riechen, sei er doch erfahrbar. Und obwohl die Klingel einen normalen Ton von sich gebe, habe sie doch irgendwie einen himmlischen Anklang. Jedenfalls macht das Klingel-Angebot auf das Internet-Portal „pfarr-rad“ aufmerksam, bei dem sich Radler interaktiv Radtouren zu kirchlichen Zielen zusammenstellen können.

 

Laugenkreuz zur Mittagszeit

 

Zur Mittagszeit bietet eine Backwaren-Zelt eine besondere Spezialität an: Herzhaft beißt ein hungriger Besucher in zuckerbestreute Quarkbällchen, die mit Hilfe von zwei Holzspießen in Kreuzform angeordnet sind. Für die einen Zufall, für die anderen Absicht. „Das haben wir auch als Laugenkreuz“, sagt eine der Verkäuferinnen, während sie die knusprige Anordnung zum Mitnehmen in eine Papiertüte füllt.

Vor dem Zelt der Ordensobern klicken die Kameras: Wer für zwei Minuten eine Berufung fühlt, kann sein Gesicht durch eine Öffnung in einer Stellwand stecken und sich  in Ordenskleidung fotografieren lassen.

 

Limburg will Frieden

 

Wer ins Zelt des Bistums Limburg schauen will, bekommt, ehe er sich‘s versieht, ein Armband mit der Aufschrift „Suche Frieden“ übergestreift. Die unselige Geschichte von Unmäßigkeit sei kaum noch ein Thema, versichern die Helfer. „Wir haben einen guten Neuanfang in unserem Bistum“, sagt Diakon Werner Thomas. Alle Besucher bekommen kostenlos einen Baumwollbeutel mit der Aufschrift „Friedensstifter“ in die Hand gedrückt. Geht doch – Frieden ist möglich!

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